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"Die neuen Kommunikationstechnologien und -medien ermöglichen einen gesteigerten Kulturtransfer"

Elf Fragen an Jun.-Prof. Dr. Gala Rebane, die seit Februar 2016 Inhaberin der Juniorprofessur Interkulturelle Kompetenz mit dem Schwerpunkt Digitale Praktiken und Transnationale Beziehungen ist

Jun.-Prof. Dr. Gala Rebane (38) ist seit Februar 2016 Inhaberin der Juniorprofessur Interkulturelle Kompetenz mit dem Schwerpunkt Digitale Praktiken und Transnationale Beziehungen an der Philosophischen Fakultät. In elf Antworten gibt sie den Lesern von „Uni aktuell“ Einblicke in ihren Werdegang, ihre Ziele und ihre Zeit in Chemnitz.

Was versteht man eigentlich unter interkultureller Kompetenz mit dem Schwerpunkt Digitale Praktiken und Transnationale Beziehungen?

Die neuen Kommunikationstechnologien und -medien ermöglichen einen gesteigerten Kulturtransfer und sorgen für die Entstehung von neuartigen Identifikationsmustern und kulturellen Räumen. Gerade diese nicht-ortsgebundenen, im Cyberspace verlaufenden Prozesse des kulturellen Austausches, der Amalgamierung und Hybridisierung der Kulturformen kann man unter „transnationalen Beziehungen“ verstehen.

Die TU Chemnitz ist für mich als Juniorprofessorin die richtige Wahl, weil ...

... man hier eine große Forschungsfreiheit genießt und sich nicht nur im Rahmen des eigenen Fachbereiches bewegen muss, sondern viele Kooperationen mit den Kolleginnen und Kollegen aus anderen Disziplinen anstoßen kann. Und auch die Studierenden zeigen sich sehr interessiert und für neue Fragestellungen stets aufgeschlossen.

Stellen Sie uns kurz Ihre akademische Laufbahn vor.

Nach ein paar Semestern Kulturgeschichte und Kunstexpertise studierte ich romanische Philologie mit dem Schwerpunkt Italianistik an den Universitäten Sankt Petersburg und Siena. Ich habe dann einige Jahre Fremdsprachen unterrichtet, promovierte im Fach Interkulturelle Kommunikation und war schließlich fünf Jahre lang im Fachbereich Sozialpsychologie an der Ruhr Universität Bochum tätig. Es ergibt sich nicht auf den ersten Blick, aber glauben Sie mir: das hängt – nicht nur in mir – alles ganz eng zusammen.

Beschreiben Sie Ihre Studienzeit in maximal 15 Worten.

Ich verstehe das Leben als einen nie aufhörenden Lernprozess, daher dauert meine Studienzeit immer noch an.

Hatten Sie während Ihrer Studienzeit Vorbilder, die Sie zur wissenschaftlichen Karriere ermutigt haben?

Es waren in erster Linie mein Vater und meine Großeltern, die mir zeigten, dass Wissenschaft weder Job noch Karriere ist, sondern ein Beruf im ursprünglichen Sinne des Wortes: Man muss es wirklich leben – oder erst gar nicht damit anfangen. Darüber hinaus verdanke ich sehr viel unserem Dozenten für Italienisch. Allem voran seiner gnadenlosen Ironie, die mich gelehrt hat, dass man als Wissenschaftlerin für alles, was man sagt und schreibt, die Hand ins Feuer zu legen bereit sein muss.

Was geben Sie jungen Studierenden und Absolventen mit auf den Weg?

Die optimistische Skepsis als Grundhaltung, die der polnische Philosoph Stanislaw Jerzy Lec folgendermaßen treffend auf den Punkt bringt: „In Wirklichkeit sieht alles anders aus, als es wirklich ist.“

Was möchten Sie künftig in der Lehre erreichen?

Mir ist wichtig, die Studierenden zum eigenständigen und kritischen Denken anzuregen. Ich freue mich immer, wenn meine Aussagen in Frage gestellt werden, weil wir in den Diskussionen viel voneinander lernen und gemeinsam zu wichtigen Erkenntnissen gelangen.

Welche Impulse setzen Sie in der Forschung an der TU Chemnitz?

Ich forsche aktuell über die Lebenswelten bikultureller junger Menschen und die Rolle, welche den digitalen Kommunikationstechnologien bei ihrer Identitätsarbeit zukommt. Darüber hinaus halte ich auch ein paar weitere liebgewonnene „alte Töpfe“ warm: digital unterstützte Selbstoptimierungspraktiken, bikulturelle Paarbeziehungen, die Geschichtsrezeption im historischen Roman - irgendwo bin ich doch Philologin geblieben.

Es gibt rund 45.000 Professoren an deutschen Hochschulen. Was hebt Sie ab?

Wenn schon, dann kann ich nur auf Kothurne setzen.

Welchen Ort in Chemnitz zeigen Sie Gästen am liebsten?

Ausschlaggebend sind natürlich das Ziel und die Dauer des Besuches. In die Kunstsammlungen muss man eigentlich immer. Auch der Kaßberg mit seinen prächtigen Jugendstil-Altbauten gehört auf alle Fälle zum Programm. Und ich laufe auch gerne durch den Crimmitschauer Wald.

Wie bringen Sie sich ins Leben der Stadt ein?

Von der Steigerung der Einwohnerzahl abgesehen? Die Frage der kulturellen Inklusion hat aktuell eine präzedenzlose gesellschaftliche Brisanz erlangt; in diesem Zusammenhang besitzen die Fragestellungen, mit denen sich das Fach Interkulturelle Kommunikation und Kompetenz beschäftigt, insgesamt eine beträchtliche Tragweite. Vielleicht können wir das ja in einem Forschungsprojekt zu den internationalen Studierenden, das wir hier in den nächsten Jahren gemeinsam mit den MINT-Fakultäten durchführen werden, mit Ergebnissen unterlegen.

Weitere Informationen zur Juniorprofessur: https://www.tu-chemnitz.de/phil/ifgk/ikt/

Mario Steinebach
27.05.2016

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