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Musik und Pädagogik sind das perfekte Match

Olaf Opitz, der berufsbegleitend „Präventionsmanagement – Kompetenzen für soziale Interventionen“ studiert, blickt auf eine bewegte Vita zurück und hofft künftig auch im Beruf, Kinder und Musik zusammenzuführen

Das Herz von Olaf Opitz schlug schon von Kindesbeinen an für die Musik, doch um etwas “in der Hinterhand” zu haben, zog der Dresdner nach dem Schulabschluss eine Lehre zum Werkzeugmacher vor. “Mir war klar, dass ich Musiker werden möchte, aber ich dachte mir: So hast du etwas, wenn es mit der ganz großen Karriere doch nichts wird.” Diese angestrebte “ganz große Karriere” führte Opitz von seiner Heimat Dresden eher unfreiwillig nach Westberlin, wohin er vor der Staatssicherheit der DDR floh, denn der Dresdner war Gitarrist in einer legendären Ost-Punkband. “In Westberlin angekommen verfolgte ich meinen Musiker-Traum und studierte parallel Sozialpädagogik. Von da an versuchte ich immer wieder beide Leidenschaften beruflich miteinander zu verbinden.” In der Theorie klang das Vorhaben gut, in der Realität kämpfte Opitz immer wieder mit Vorurteilen der Menschen. “Themen wie Prävention und Musikpädagogik wurden mehr als skeptisch angesehen, also arbeitete ich meine letzten Jahre in Berlin in der Familienhilfe, was leider gar nichts mehr mit Musik zu tun hatte. Auf Dauer machte mich das nicht glücklich.”

Mit dem Studiengang “Präventionsmanagement” zur beruflichen Erfüllung

Ein Umzug in seine alte Heimat Dresden brachte Olaf Opitz nicht nur privates, sondern auch berufliches Glück: “In Dresden wuchs in mir das Bedürfnis, neben der Musik wieder einen anderen Job zu machen – auch in Hinblick aufs Alter. Denn leider reicht Idealismus irgendwann eben nicht mehr aus.” Bei ihm machte es Klick: Er fragte immer wieder um Rat, erkundigte sich nach Weiterbildungsangeboten, ging zur Berufsberatung. “Hier erhoffte ich mir, dass mir Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie ich meine Interessen miteinander verbinden kann. Ich wusste, dass ich kreativ arbeiten und Dingen auf den Grund gehen möchte. Das Ergebnis bei der Berufsberatung war aber leider sehr ernüchternd”, erinnert sich Opitz. Die Mitarbeiter dort waren aus seiner Sicht nicht auf erwachsene und bereits voll im Beruf stehende Beratungssuchende eingestellt. “Dort hatten sie es natürlich meist mit jungen Menschen zu tun, die gerade die Schule abgeschlossen haben. Für jemanden wie mich, der bereits auf eine Karriere zurückblicken kann, hatten sie keine Ratschläge.” Ein Bekannter legte Opitz deshalb den recht neuen berufsbegleitenden Bachelorstudiengang “Präventionsmanagement – Kompetenzen für soziale Interventionen” an der Technischen Universität Chemnitz ans Herz. “Ich wusste sofort: Top – das ist es”, so Opitz. “Konzepte entwickeln, aktiv an Lösungen arbeiten, Coaching, Beratung: Hier ist alles drin, was ich mir vorgestellt habe.”

Eintauchen in eine neue berufliche Welt

Im Studium selbst bemerkte Olaf Opitz schnell, dass er als Musiker einer der wenigen Studierenden war, die aus einer völlig anderen Branche kamen. Doch das erwies sich nicht als Nachteil, ganz im Gegenteil. Dank seiner TU-Dozentin Annett Meylan öffnete sich für ihn schnell eine neue berufliche Welt: “Annett Meylan und ich lernten uns im Rahmen einer Hausarbeit fachlich kennen”, erinnert sich Opitz. “Ich sollte über eine Situation aus meinem bisherigen Berufsleben berichten, darüber kamen wir ins Gespräch.” Meylan merkte schnell, dass Opitz’ Leidenschaft für Musik und Pädagogik das perfekte Match bilden könnten. Denn Meylan ist nicht nur Dozentin an der TU Chemnitz, sondern auch Vorstandsmitglied des Huckepack Kinderförderung e. V., wo Musik eine wichtige Rolle spielt.

Mit “Huckepack” spielerisch zu sozialer und emotionaler Kompetenz

Das Projekt “Huckepack” wird seit 2009 von der Professur für Allgemeine Psychologie und Biopsychologie (Leitung: Prof. Dr. Udo Rudolph) der TU Chemnitz umgesetzt. Im Fokus stehen Kinder im Vorschulalter, die Gefühle bei sich selbst und bei anderen nicht gut erkennen und weniger angemessen damit umgehen können. „Huckepack“ steht für ein Training sozialer und emotionaler Kompetenzen, in dem Kinder im Vorschulalter lernen, die eigenen Emotionen zu regulieren und Konfliktsituationen positiv zu lösen. “Wenn man früh im Kindesalter ansetzt, hat man die besten Chancen, Kinder bei ihrer Entwicklung zu unterstützen”, so Meylan. Aktuell ist das Angebot, das Kinder hinsichtlich ihrer emotionalen und sozialen Kompetenzen bereits im Vorschulalter gezielt unterstützt, aber mehr als überschaubar. Umso wichtiger ist es, neue Ansätze auszuprobieren und zu etablieren. “Frau Meylan und Herr Rudolph zeigten sich an meinen bisherigen beruflichen Erfahrungen und meinen neuen Ideen begeistert, also reichte ich meine Konzepte schriftlich bei ‘Huckepack’ ein”, berichtet Opitz. Für den Musiker tat sich so eine mögliche Marktlücke auf. “Es war schon immer mein Ansinnen, Musik und Pädagogik miteinander zu verbinden. Jetzt erhielt ich die Chance dazu.”

Gemeinschaft wird groß geschrieben, denn Musik macht alle gleich

Beflügelt von der neuen Chance, machte sich Opitz an die Arbeit und arbeitete verschiedene Präventionsansätze aus. “Das hat mir richtig Spaß gemacht, ich hab mich in die neue Aufgabe reingekniet”, so der Student. Sein Ansatz: Soundpainting. Dies ist eine Technik des improvisierten Komponierens, die sich vor allem für Personen ohne musikalische Vorkenntnisse eignen – also perfekt für Kinder. Mithilfe von Handbewegungen studiert Opitz mit Kindern verschiedene Melodien ein. Hält er seine Hände beispielsweise über den Kopf, symbolisiert er den Kindern, einen hohen Ton anzustimmen. Eine tiefere Handbewegung steht für dunklere Töne. “Somit erzeuge ich einen experimentellen Chor. Ich spüre die Energie und Freude, die von den Kids ausgeht. Das ist toll. Das Schönste ist aber, dass Alter, Herkunft oder Sprachkenntnisse beim gemeinsamen Einstudieren keine Rolle spielen”, sagt Opitz. “Es geht um Gemeinschaftssinn und Spaß am Musizieren und Bewegen.” Vor allem für Kinder mit Migrationshintergrund sind diese musikalischen Sitzungen wertvoll: “Es gibt keine Unterscheide, kein Machtungleichgewicht. Jedes Kind wird zum Star”, so Opitz.

Olaf Opitz’ Vision lässt sich auch durch Corona nicht stoppen

Vor der Corona-Pandemie besuchte der Präventionsmanagement-Student Kitas und Horteinrichtungen im Erzgebirge sowie im Raum Chemnitz und erhielt durchweg positive Rückmeldungen. Für den bisherigen hauptberuflichen Musiker öffneten sich so neue berufliche Türen. “Vor den ersten Sitzungen mit den Kids hatte ich enormes Lampenfieber, noch schlimmer als vor meinen bisherigen Auftritten”, so Opitz. Auch wenn seine Schulungen Corona-bedingt erstmal auf Eis liegen, möchte er an seinem Traum festhalten und seine Ziele nach dem Bachelorstudium weiterverfolgen. “Mein Studium werde ich voraussichtlich Ende Dezember diesen Jahres abschließen. Ich hoffe, dass mich mein weiterer Weg wieder mit Kindern und Musik zusammenführen wird. Das Problem ist nur, dass das Thema Prävention erst ins Rollen kommt. Aber ich sehe hier große Chancen und halte daran fest.”

Informationen zum berufsbegleitenden Studiengang “Präventionsmanagement – Kompetenzen für soziale Interventionen”: https://www.tu-chemnitz.de/transfer/wissen/studiengaenge/praevention.php

(Autorin: Isabel Möller)

Mario Steinebach
17.05.2021

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