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Die Hände tief in den Boden packen

Als Experimentierfeld fing alles an - das Referat für Ökologie und Nachhaltigkeit des Studentenrates erweitert das Projekt Permakulturgarten auf dem TU-Campus

Schnell in die Gartenhandschuhe schlüpfen, die Gartenkralle zücken und dann ab auf das nasse Beet. Selbst im Nieselregen wird sich hingekniet, um Gemüsepflanzen zu arrangieren. Vor dem Studentenwohnheim an der Vettersstraße 52 treffen sich immer öfter Hobbygärtner im sogenannten Permakulturgarten. Zuständig für dieses Projekt ist die NATUC - das Referat für Ökologie und Nachhaltigkeit des Studentenrates. Permakultur sei ein Konzept, das darauf abziele, langfristige, naturnahe und widerstandsfähige Kreisläufe zu erschaffen. "Man beobachtet das Verhalten der Natur und versucht, dieses später im Garten nachzuahmen und sich an dieses anzupassen, da die Natur für alle Probleme - auch für Schädlinge - ihre eigenen Lösungen hat", erläutert NATUC-Mitglied Sebastian Ködel.

Ursprünglich stellt das NATUC-Projekt ein Experimentierfeld dar, auf dem sich TU-Studenten treffen und für die Gartenarbeit sensibilisiert werden. "Hier habe ich die Möglichkeit, mich großflächig auszutoben und selbst zu ernten. Es ist ein perfekter Ausgleich zum Studium", sagt Chemie-Studentin Corinna Schönfeld über ihr Hobby. Die NATUC hatte bereits im vergangenen Jahr mit der Anlage eines Permakulturgartens auf dem Campus der TU Chemnitz begonnen. Damals improvisierten die Hobbygärtner einen sogenannten Kartoffelturm aus Autoreifen, in dem zwischen Erde und Kompostabfällen Kartoffelpflanzen heranwuchsen.

Mit Unterstützung des Studentenwerks Chemnitz-Zwickau und des Studentenrates der TU Chemnitz wird die Anlage nun vergrößert. "Die Vorbereitungen - das sogenannte Schichtmulchen - ist erfolgt, zwölf Kubikmeter Humus wurden bereits auf eine Fläche von 60 Quadratmetern verteilt. Nun sollen Kartoffeln, Fenchel, Kohlrabi und Kräuter angebaut werden", sagt Ködel vom NATUC-Referat. Zu den weiteren Ideen gehören Kräuterspiralen oder Obstbaum-Lebensgemeinschaften, um die herum verschiedene Kräuter, Sträucher und Gemüse überlegt angeordnet werden. Der NATUC-Permakulturgarten ist nicht umzäunt, nur Beschilderungen machen auf das Projekt aufmerksam. "Dass Diebe unser Gemüse stehlen, können wir nicht ausschließen. Wir vertrauen auf den gesunden Menschenverstand", so Tina Bernecker. Die ehemalige TU-Studentin unterstützt die NATUC mit ihrem Fachwissen, das sie sich derzeit an der Permakultur-Akademie in Berlin aneignet. "Das Konzept der Permakultur zeigt, dass man auch mit einfachen Dingen zufrieden ist. Es muss nicht immer Shopping sein. Man trifft sich, packt die Hände in den Boden und hinterher erfährt man eine entspannte Müdigkeit."

Die Idee, auf dem Chemnitzer Campus einen derartigen Garten zu schaffen, stammt von einem US-amerikanischen Gaststudenten aus Philadelphia. "Er berichtete uns von einem ähnlichen Projekt an der University of Massachusetts", erzählt Ködel. Dort werde bereits die Mensa teilweise mit Anbauprodukten versorgt, für Chemnitz sei diese Maßnahme ein fernes Ziel. "Damit uns so etwas gelingt, sind wir auf viele helfende Hände - insbesondere aus der Studentenschaft - angewiesen", so Ködel. Im Permakulturgarten gibt es vielerlei Tätigkeitsfelder: von theoretischen Arbeiten, wie Planen und Beobachten, bis zu praktischen Aufgaben, wie Umgraben, Pflanzen und Gießen. Insgesamt ist der Permakulturgarten aber ein Garten, der wenig Pflege bedarf, da sich die Natur größtenteils selbst reguliert. Dass viele studentische Helfer in den Semesterferien in ihre Heimat fahren, ist für Ködel daher ein kleineres Übel. "Unser Garten ist relativ selbsterhaltend. Wenn zu Beginn sinnvoll geplant wird, hat man später weniger Aufwand. Dazu ist es wichtig, stets mit und nicht gegen die Natur zu arbeiten. Und diese macht keine Pause."

Eine wesentliche Wunschvorstellung der NATUC ist es, dass Menschen wieder einen intensivieren Umgang mit Lebensmitteln pflegen. "Mit diesem Projekt bekommen die Studenten eine direkte Beziehung zu ihrem Essen und sie sehen, was dahinter steckt", sagt NATUC-Aktivist Christian Mädler. Mit ihrer Initiative möchte die NATUC Möglichkeiten für ein nachhaltigeres Leben auf dem Campus schaffen. Anstatt chemischer Pflanzenmittel bauen die Hobbygärtner im Permakulturgarten Mischkulturen an. Ungeziefer als solches existiert nicht, wenn es nur sinnvoll in das Gesamtgefüge integriert wird. Erst wenn sich viele Menschen von der Massenindustrie abkehren und bereit sind, etwas mehr Geld für ihre Lebensmittel zu zahlen, kann sich aus Sicht der Chemnitzer NATUC-Aktivisten die Permakulturidee weiter ausbreiten.

Für das Projekt Permakulturgarten sind fleißige Hände gesucht. Wer gerne den Garten mitgestalten oder Ideen einbringen möchte, meldet sich unter: permakultur.tuc@gmail.com

(Autorin: Victoria Graul)

Katharina Thehos
14.05.2013

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