Springe zum Hauptinhalt
National Model United Nations
NMUN

„Unser Land Niger“ NMUN 2022

 

Das Land

Der Binnenstaat Niger liegt in Westafrika und ist das sechstgrößte Land des afrikanischen Kontinents. Die Hauptstadt der Republik Niger und gleichzeitig größte Stadt des Landes ist Niamey. Mit einer Fläche von rund 1.270.000 Quadratkilometern ist das Land fast viermal so groß wie Deutschland. Niger ist allerdings sehr dünn besiedelt: Aktuell leben dort rund 24,2 Millionen Menschen. Die Bevölkerungszahl entwickelt sich jedoch rasant. Das Land hat eine der höchsten Geburtenraten der Welt: Eine Frau gebärt im Durchschnitt 7,6 Kinder. Die jährliche Wachstumsrate der Bevölkerung liegt bei rund vier Prozent. Prognosen der Weltbank sagen voraus, dass die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner somit auf bis zu 70 Millionen im Jahr 2050 steigen wird. Niger ist die Nation mit dem niedrigsten Durchschnittsalter 2020: Das Medianalter lag bei nur 15,2 Jahren. Im Schnitt betrug die Lebenserwartung 2019 ein Alter von rund 62,4 Jahren (Frauen rund 63,6 Jahre; Männer rund 61,3 Jahre). Niger gehört außerdem zu den ärmsten Ländern der Welt. Im Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index, HDI) der Vereinten Nationen belegte es 2019 den letzten Platz von insgesamt 189 ausgewerteten Ländern.

Niger ist eine semipräsidentielle Republik. Seit 2021 sind Mohamed Bazoum Staatsoberhaupt und Ouhoumoudou Mahamadou Premierminister Nigers. Beide gehören der Nigrischen Partei für Demokratie und Sozialismus (PNDS-Tarayya) an, die das Land seit dem demokratischen Neustart 2011 regiert und das Land politisch stabilisierte.

Ein Großteil der Landesfläche wird durch die Sahara- und die Ténére-Wüste bedeckt. Der restliche Teil des Landes gehört zur trockenen, semiariden Sahelzone. Die nördlichen Gebiete des Landes sind so gut wie vegetationslos, im Süden lassen sich hauptsächlich Trockenwald und Gräser finden. Auch die Tierwelt ist durch die karge Vegetation nicht von Artenvielfalt geprägt, im W-Nationalpark im nigrischen Südwesten leben jedoch einige Großtiere wie Löwen und Elefanten. Der Fluss Niger, der drittlängste Fluss Afrikas, fließt durch den Süden des Landes.

Niger ist ein Vielvölkerstaat. Rund 54 Prozent der Bevölkerung gehören der größten ethnischen Gruppe der Hausa an, die im Süden des Landes leben. Rund zehn Prozent sind Teil der Tuareg-Berber, die zumeist als Nomaden durch die Sahara und die Sahelregion ziehen. Daneben gibt es unter anderem noch die Völker Zarma und Songhai, Fulbe, Kanuri, Tubu, Gurma und Araber. Die Amtssprache ist Französisch. Darüber hinaus existieren zehn anerkannte Nationalsprachen. Die Mehrheit der Menschen bekennt sich zum Islam.

 

Wirtschaft

Niger ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die Wirtschaft basiert vor allem auf der Landwirtschaft, die jedoch auf 15 Prozent der Landesfläche, nämlich die Nigerregion im Süden, beschränkt ist (steuert jedoch 40 Prozent zum GDP bei). Die Industrie ist schlecht entwickelt. Niger exportiert neben Nutztieren auch Rohstoffe wie Erdöl, Gold und Uran. Das Land konnte 2020 ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts um 3,6 Prozent verzeichnen (2019 noch 5,9 Prozent). Von diesem Wachstum verschafft sich aber an erster Stelle die urbane Elite einen Vorteil. Ein großer Teil der Einwohnerinnen und Einwohner lebt weiterhin in extremer Armut. Frankreich, als ehemalige Kolonialmacht, ist Nigers wichtigster Handelspartner. Es bezieht beispielsweise große Teile des Urans, das es für seine Nuklearindustrie braucht. Andere bedeutende Exportländer sind Thailand, Malaysia, die Schweiz und Nigeria. Importgüter kommen zumeist aus China, Frankreich, den USA, Thailand und Nigeria.

 

Geschichte

Die Republik Niger ist eine ehemalige französische Kolonie, die 1960 nach rund 40 Jahren Besetzung ihre Unabhängigkeit feierte. Die folgenden Dekaden waren geprägt von verschiedenen Militärregierungen und zahlreiche Staatsstreiche. Ein wenig Stabilität erlangte Niger durch den demokratisch gewählten Staatspräsidenten Mamadou Tandja, der das Land von 1999 bis 2009 regierte. Nachdem sich dessen Regierungsstil zunehmend autoritär äußerte und er sich 2009 weigerte, wie in der Verfassung vorgeschrieben nach der zweiten Amtsperiode abzutreten, stürzte ihn das Militär ein Jahr darauf. Daraufhin wurde eine neue Verfassung entworfen, die vor allem mehr Bürgerrechte vorsieht. Diese wurde per Referendum von den nigrischen Bürgerinnen und Bürgern angenommen. Im Jahr 2011 fanden Wahlen auf kommunaler, regionaler und nationaler Ebene statt. Die Präsidentschaftswahlen konnte Mahamadou Issoufou für sich entscheiden, 2016 wurde er erneut gewählt. Seit 2021 ist sein Nachfolger Mohamed Bazoum Staatsoberhaupt. Das innenpolitische Klima gilt seit 2011 als relativ stabil.

 

Herausforderungen

Niger hat mit vielen Herausforderungen zu kämpfen, die oftmals eng miteinander verwoben sind. Niger ist das ärmste Land der Welt. Der Anteil der Menschen unter der absoluten Armutsgrenze (1,90 US-Dollar pro Tag) liegt laut der Weltbank bei rund etwa 43 Prozent (Stand 2020). Rund 70 Prozent der Nigrer sind Analphabeten, wodurch es weltweit die niedrigsten Alphabetisierungsraten hat. Laut des Human Development Reports von 2021 besuchen Kinder in Niger lediglich zwei Jahre die Schule. Kinderarbeit ist folglich weit verbreitet, ebenso wie Kinderehen. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung rasant. Die Nahrungsmittelversorgung ist prekär, immer wieder kommt es zu Hungersnöten. Ursächlich dafür sind nicht zuletzt die hohen Geburtenraten, mangelnde Bildung, die zunehmende Desertifikation, Heuschreckenplagen und andere durch den Klimawandel verursachten Einflüsse. Auch wenn 2011 ein demokratischer Wandel stattfand, ist Korruption noch immer gegenwärtig. Dies trägt erheblich zur Schwächung der staatlichen Institutionen bei. Auch die Justiz agiert nicht unabhängig: Gerichtsurteile werden nicht selten durch Vetternwirtschaft beeinflusst. Im Grenzgebiet von Niger, Kamerun, Nigeria und Tschad kommt es immer wieder zu Kampfhandlungen der terroristischen Gruppierung Boko Haram, welche Anschläge auf staatliche und religiöse Einrichtungen, Schulen und Märkte verübt. Laut Weltbank gab es 2021 über 240.000 Flüchtlinge und über 300.000 Vertriebene im Land.

 

Außenpolitik

Da Niger als ärmstes Land der Welt von guten Beziehungen und der Zusammenarbeit mit Drittstaaten abhängig ist, bemüht es sich, eine ausgeglichene Außenpolitik zu betreiben. Zur Zeit des Kalten Krieges gehörte es den blockfreien Staaten an und versuchte politisch neutral aufzutreten. Niger ist seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1960 Mitglied der Vereinten Nationen (VN). Das Land war 2020/2021 nichtständiges Mitglied des VN-Sicherheitsrates, zuletzt war es dies vierzig Jahre zuvor in den Jahren 1980/1981 der Fall. Außerdem ist gehört es anderen multilateralen Organisationen wie der Afrikanischen Union (AU), der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS), der G5-Sahel und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIZ) an. Enge Beziehungen pflegt es zu den westafrikanischen Nachbarnationen, vor allem Nigeria, da dort eine Minderheit des Hausa-Volkes lebt. Auch die Länder der islamischen Welt, die USA, China sowie Frankreich sind wichtige Partnerländer. Frankreich wird dabei als ehemalige Kolonialmacht eine besondere Rolle zuteil: Beide Staaten sind aufgrund ihrer gemeinsamen Sprache und Geschichte eng verflochten. Außerdem zählt es neben den USA, der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zu den wichtigsten Partnern im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Deutschland hat die Zusammenarbeit 2011 nach der Beendigung der politischen Krise 2009/2010 wieder aufgenommen und unterstützt es unter anderem in den Bereichen gute Regierungsführung, Dezentralisierung, produktive Landwirtschaft, Ernährungssicherung sowie Grundbildung und Gesundheit.