Das Mittelalter war eine Zeit, in der die Schriftlichkeit hinter die Sprache zurücktrat. So waren viele Laien aller Gesellschaftsschichten schriftunkundig, während das Lesen und Schreiben insbesondere in den Klöstern gelehrt und gepflegt wurde. Das Wissen wurde über die in den Klöstern geschriebenen, kopierten und gelesenen Bücher weitergegeben. Da Latein und Griechisch die Gelehrtensprachen waren, sind die meisten aus dem frühen Mittelalter erhaltenen Handschriften in lateinischer Sprache abgefaßt. Die ersten Klosterschulen wurden für Nonnen und Mönche und zukünftige Novizen der Klöster gegründet, später nahm man dort auch Kinder auf, um sie auszubilden.
Der Arbeitsbereich des Klosterschreibers war das Skriptorium. Hier standen die Pulte, an denen Mönche und Nonnen Bücher kopierten. Vor der Erfindung des Buchdrucks war Abschreiben die einzige Möglichkeit der Vervielfältigung, so daß den Klosterbibliotheken und Skriptorien eine wichtige Funktion bei der Weitergabe und der Archivierung von Wissen zukam. Geschrieben wurde mit Federkielen, die bis ins 19. Jahrhundert praktisch das einzige Schreibgerät blieben. Dies spiegelt sich noch heute in Begriffen wie "zur Feder greifen" oder "Penne" und "Pennäler", von lat. Penna - die Feder, für Schule und Schüler wider. Für die Schreibfedern konnte man nur einige Schwungfedern größerer Vögel, in der Hauptsache von Gänsen, verwenden, die gereinigt und in heißem Sand gehärtet werden mußten, bevor man sie zuschnitt. Die Verzierungen und Initialen in den Handschriften wurden ebenfalls mit der Feder oder mit Pinseln ausgeführt, jedoch oft von einer anderen Person als der, die den Text kopierte. Die Pinsel bestanden in der Anfangszeit aus Binsen, die weichgekaut oder -geklopft und dann in Form geschnitten wurden, später aus gebündelten Tierhaaren. Hauptbeschreibstoff war zunächst das Pergament, das aus Tierhäuten hergestellt und wegen seines hohen Preises oft abgeschabt und erneut beschrieben wurde und später das Papier. Größere Klöster, wie St. Gallen, unterhielten eigene Pergamentwerkstätten. Seit dem 13. Jahrhundert gewann dann das, um 100 v. Chr. in China erfundene, Papier im Abendland an Bedeutung. Es bestand aus Lumpen und Pflanzenfasern, "Hadernpapier" (Hadern = Lumpen) ist ein daran erinnerndes Wort. Geschrieben wurde meist mit Eisen-Gallus-Tinten, die aus metallischen Salzen, Gerbstoffen (z.B. des Gallapfels), Bindemitteln und Lösungsmitteln (z.B. Wein, Bier, Wasser oder Essig) bestanden. Manche Skriptorien entwickelten eigene Schriftvarianten.
Das Verfassen und Abschreiben gelehrter Texte gehörte zu den Dingen, zu denen Mönche und Nonnen nach der Benediktusregel verpflichtet waren. Es kam vor, daß verschiedene Schreiber und Maler an einem Werk arbeiteten. Die so vervielfältigten Schriften wurden als Auftragsarbeiten erstellt, oder aber auch, um Mönchen, die zu einer Klostergründung ausgeschickt wurden, einen Grundstock an liturgischen Schriften mitgeben zu können. Oft wurden Bücher aber auch aus anderen Bibliotheken entliehen und für den eigenen Bestand kopiert.

Von Büchern und Bibliotheken
Paläographie


Literatur:
Linscheid, Friedrich E.: Werkzeuge des Geistes. Schrift und Schreibzeuge von Altertum bis in die Gegenwart, Klagenfurt 1994.
Trost, Vera: Skriptorium. Die Buchherstellung im Mittelalter, Stuttgart 1991.