Der hl. Augustinus (354-430), Bischof der nordafrikanischen Stadt Hippo Regius, führte mit seinem Klerus ein gemeinschaftliches Leben. Dabei führte er ein Regelwerk ein, das durch die Betonung des Priestertums für den Klerus an Bischofssitzen seit dem 11. Jahrhundert vorbildlich werden sollte. Die Regel schrieb Askese, Keuschheit und Eigentumslosigkeit des einzelnen vor.
Es sind zwei Fassungen überliefert, deren ältere und knappere strenge Askese, völlige Armut und Bußfertigkeit, dazu noch die Verpflichtung zum Fasten, zu Handarbeit und Schweigen, vorschreibt.
Die zweite, mildere, das sogenannte praeceptum, enthält gemäßigtere Grundsätze und allgemeine Bestimmungen, die Augustinus mit seiner Klerikergemeinschaft pflegte. Das Praeceptum existiert außerdem in einer an Frauen gerichteten Version. Abgefaßt wurden sie zwischen 388 und 393 und stellen damit die älteste abendländische Mönchsregel dar.
Zentraler Grundsatz der Regel ist das Streben des Einzelnen nach Vollkommenheit bei großer Betonung von brüderlicher Liebe und Rücksichtnahme innerhalb der Gemeinschaft. Ein Beispiel für diese Wertschätzung brüderlichen Verhaltens ist die Mahnung an die Ordensangehörigen, Streit so schnell wie möglich zu beenden, "sonst wächst der Zorn zum Hass" (Augustinusregel Kap. 6,1).
Die Augustinusregel wurde von mehreren Orden im Mittelalter übernommen, darunter Augustiner-Chorherren, Augustinereremiten und Augustiner-Barfüßer, sowie auch Prämonstratenser und Dominikaner.

Augustinusregel englisch
Augustinusregel lateinisch


Einführende Literatur:
Mönchtum, Orden, Klöster von den Anfängen bis zur Gegenwart: ein Lexikon, Schwaiger, Georg (Hg.), München 1993.
Lanczkowski, Johanna: Kleines Lexikon des Mönchtums, Stuttgart 1993.