Mit den durchgeführten Untersuchungen sollen Aussagen darüber getroffen werden, ob und in welchem Maße das Abfallverhalten der Bürger beeinflußt werden kann, wenn jedem Haushalt ein Gefäß für die Sammlung und Zwischenlagerung der Bioabfälle im Wohnbereich kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Dabei geht es letztendlich darum, eine Erhöhung der mit der Biotonne getrennt erfaßten Bioabfallmenge zu erreichen.
Als Untersuchungsgebiet wurde dafür das Yorckgebiet ausgewählt, da hier der Pilotversuch „Einführung der verursachergerechten Gebührenabrechnung in Großwohnanlagen“ durchgeführt wurde. Ebenso erfolgte zum Vergleich die Austeilung der Bioeimer in einem Kontrollgebiet, das die gleiche Siedlungsstruktur aufweist und ebenfalls zum Stadtteil Yorckgebiet gehört. In diesem Gebiet wurden keine Müllschleuse eingeführt.
ERGEBNISSE:
Bei der Eingangsbefragung im Müllschleusengebiet wurde die Frage „Würden Sie einen kostenlos zur Verfügung gestellten Bioeimer für die Sammlung von Bioabfällen in der Wohnung nutzen?“ von 62 % bejaht. In den übrigen Großwohnanlagen der Stadt Chemnitz (keine Müllschleuse) beantworteten 43 % diese Frage mit „Ja“.
An 735 Haushalte mit 1441 Einwohnern wurden insgesamt 707 Bioeimer (507 im Modellgebiet, 200 im Kontrollgebiet) ausgeteilt. Dabei handelte es sich um einen runden braunen 8-l - Eimer mit abnehmbarem Deckel.
Aus den Ergebnissen der monatlich durchgeführten Sortieranalysen (Juni 1997 bis Januar 1998) wurde deutlich, daß eine 10-15 prozentige Steigerung der Menge an getrennt gesammelten Bioabfällen durch die Ausgabe der Vorsortiergefäße erreicht werden konnte, wie der Vergleich der beiden Gebiete im folgenden Diagramm zeigt.
Im Kontrollgebiet, wo die Müllschleuse nicht eingeführt wurde, jedoch Vorsortiergefäße ausgeteilt wurden, konnte keine eindeutige Steigerung der getrennt gesammelten Bioabfallmenge nachgewiesen werden.
Getrennt erfaßte Bioabfallmengen, Zeisigwaldstraße.
BEWERTUNG:
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, daß das Austeilen von Bioeimern
als Unterstützung zur Erhöhung der getrennt gesammelten Bioabfallmenge
dienen kann.
Diese sollten jedoch erst in Verbindung mit einer abfallwirtschaftlichen
Veränderung, z.B. Einführung der Müllschleuse oder erhebliche
Reduzierung des Restabfallbehältervolumens, ausgeteilt werden. Anderenfalls
bleibt dieses zusätzliche Angebot für die Bürger unverständlich
und verfehlt damit seine Wirkung. Aus den Befragungsergebnissen geht hervor,
daß der Eimer in Form, Größe und Farbe weniger anspricht
als bei den Bürgern, die auf Grund veränderter abfallwirtschaftlicher
Gegebenheiten die Ausgabe solcher Bioabfall-Sammeleimer als Unterstützung
sehen.
Falls eine Ausgabe der Vorsortiergefäße nicht bei der Einführung
der Bioabfallsammlung erfolgte, ist diese Maßnahme nur in Verbindung
mit einer Veränderung der bisherigen Situation, z.B. Einführung
der verursachergerechten Gebührenabrechnung oder erhebliche Reduzierung
des bereitgestellten Restabfallbehältervolumens sinnvoll, dann aber
auch wirkungsvoll.