TU Chemnitz Professur News Objektive Fahrdaten und subjektive Einschätzungen im Vergleich

Objektive Fahrdaten und subjektive Einschätzungen im Vergleich

Objektive Fahrdaten und subjektive Einschätzungen im Vergleich

24.10.2012

Katharina Pöschel führt im Rahmen ihrer Promotion eine "Naturalistic Driving Study" durch. Hierfür werden die Fahrzeuge von Probanden mit Sensor- und Aufnahmetechnik ausgerüstet. In Fragebögen werden zusätzlich subjektive Daten erfasst. Foto: Philip Knauth

Welche Unterstützung wünschen sich ältere und jüngere Autofahrer während der Fahrt? Die Untersuchung dieser Forschungsfrage fördert die der Robert Bosch GmbH nahestehende Hans L. Merkle-Stiftung mit einem Promotionsstipendium an der Professur Arbeitswissenschaft. Im Rahmen des Schwerpunkts "Hans L. Merkle-Programm für Spitzenforschung in Naturwissenschaft und Technik" vergibt die Stiftung Stipendien an Doktoranden an herausragenden, international renommierten Lehrstühlen. Betreut wird die Promotion von der ehemaligen Inhaberin der Professur Arbeitswissenschaft, Prof. Dr. Birgit Spanner-Ulmer. Im Zeitraum von drei Jahren erforscht jetzt die Wissenschaftliche Mitarbeiterin Katharina Pöschel die Wünsche und Bedürfnisse von Autofahrern. "Das ist eine großartige Möglichkeit, mich über einen langen Zeitraum ganz einem äußerst spannenden Forschungsthema widmen zu können", sagt die Psychologin. Die Themenstellung fügt sich nahtlos in das Forschungsprofil der durch Dr. Angelika Bullinger-Hoffmann derzeit kommissarisch geleiteten Professur ein.

Die Dissertation mit dem Arbeitstitel "Untersuchung des subjektiven Fahrerlebens zur Ableitung des Unterstützungsbedarfs von Autofahrern" soll die eingangs gestellte Frage beantworten - auf eine methodisch neue Art und Weise. Denn um die Bedürfnisse von Fahrern in Bezug auf Unterstützung, vor allem durch Fahrerassistenzsysteme, zu untersuchen, werden klassischerweise zwei Untersuchungswege gewählt: Zum einen die direkte Befragung der Personen und zum anderen die Testung von Probanden in experimentellen Fahrstudien. "Beide Formen der Datenerhebung haben den Nachteil, dass sie nur einen kleinen Ausschnitt des eigentlichen Erlebens von Fahrern erfassen können. Zudem bewerten Probanden im Rückblick ihr Erleben oftmals anders und ändern in Testsituationen ihr Verhalten", sagt Pöschel. Im Rahmen des Promotionsstipendiums wird daher als Untersuchungsmethode eine "Naturalistic Driving Study" durchgeführt, in der sowohl einfache objektive Fahrdaten als auch subjektive Einschätzungen der Probanden über einen längeren Zeitraum erfasst werden können. Hierfür werden die Fahrzeuge von Probanden mit Sensor- und Aufnahmetechnik ausgerüstet. In einer tagebuchähnlichen Fragebogenerhebung werden zusätzlich subjektive Daten der Probanden situationsbezogen erfasst. Erleben sie beispielsweise eine kritische Situation, füllen sie einen spezifischen Fragebogen aus, in dem sie diese Situation aus ihrer Sicht beschreiben und welche Art der Unterstützung sie sich gewünscht hätten. Die Daten werden an den objektiven Fahrdaten gespiegelt. Dies ermöglicht eine umfassende Einschätzung des natürlichen Fahrverhaltens und Unterstützungsbedarfs. Die Untersuchung wird das alltägliche Verhalten der Teilnehmer analysieren, ohne dass ein Versuchsleiter oder ein Studiendesign Einfluss auf die Probanden nimmt.

Eine relevante Zielgruppe für die Studie sollen besonders ältere Fahrer sein. Deren Eindrücke und Bedarf wird mit einer Gruppe jüngerer Fahrer verglichen. Untersuchungsaspekte sind dabei neben dem Unterstützungsbedarf in konkreten Situationen auch das allgemeine Fahrerleben, wie das Empfinden von Fahrspaß, das subjektive Erleben von Unsicherheit und nicht zuletzt die erlebte Beanspruchung. Ziel ist es, aus den Ergebnissen abzuleiten, welche Assistenzsysteme in Zukunft notwendig sind, um die eventuell vorhandenen Defizite von älteren wie jüngeren Fahrern auszugleichen und Entlastung zu geben.


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