From: Christoph Helmberg Subject: Offener Brief der Mathematischen Fachbereiche der sächsischen Universitäten: Zukunftsorientierung statt Stundenkürzungen in der Bildungspolitik To: christian.piwarz, presse[]smk.sachsen.de, ...freiepresse.de, ...ddv-mediengruppe.de, ...dnn-online.de, ...lvz.de Date: Wed, 27 Jun 2018 16:30:41 +0200 Sehr geehrter Herr Staatsminister Piwarz, sehr geehrter Damen und Herren, im Namen der Dekane/Leiter der mathematischen Fakultäten und Fachbereiche der vier sächsischen Universitäten und als Sprecher des Arbeitskreises Schulmathematik dieser Fachbereiche übersende ich Ihnen einen gemeinsamen offenen Brief aus Anlass der Ankündigung der Kürzung des Schulunterrichts im Fach Mathematik. Mit freundlichen Grüßen, Christoph Helmberg ----------------------------------------------------------------------------------------------- Offener Brief der Mathematischen Fachbereiche der sächsischen Universitäten Zukunftsorientierung statt Stundenkürzungen in der Bildungspolitik Die besorgniserregende Entwicklung der Mathematikkenntnisse sächsischer Studienanfänger veranlasste die mathematischen Fachbereiche der vier sächsischen Universitäten bereits vor mehr als einem Jahr gemeinschaftlich beim Kultusministerium vorzusprechen. Die vier Fachbereiche gründeten einen Arbeitskreis Schulmathematik und boten über diesen ihre Zusammenarbeit an, um mit den Ministerien sinnvolle, zukunftsgewandte und nachhaltige Wege aus der derzeitigen Bildungsmisere zu suchen. Die am 27.6. in der Zeitung angekündigten Kürzungen im Schulfach Mathematik suggerieren, dass an einer solchen Zusammenarbeit seitens des Ministeriums kein Interesse besteht und nicht Wege aus sondern tiefer in die Misere verfolgt werden. Das Schulfach Mathematik sollte keineswegs nur Rechnen vermitteln. Es ist vielmehr der Ort, an dem gelernt werden sollte, Zusammenhänge zu erkennen und korrekt zu argumentieren und zu begründen, um möglichst kreativ in allen Bereichen des Lebens vorausschauende Lösungen entwickeln und diese auch selbst kritisch hinterfragen zu können. Auch in der Bildungspolitik ist vorausschauendes Planen und Folgenabschätzung wesentlich. In der Tat war es schon vor Jahren leicht berechenbar und der Politik bekannt, dass wegen der Altersstruktur der Lehrkräfte die Vernachlässigung der Lehrerausbildung die heutige katastrophale Entwicklung nach sich zieht, in der der Kultusminister durch Stundenkürzungen den Lehrermangel ausgleicht. Dennoch fehlte der Regierung die Einsicht der Unvermeidbarkeit dieser einfachen Zusammenhänge oder es fehlte in unverantwortlicher Weise die Bereitschaft, vorausschauend zu denken und zu handeln. In derselben Weise agiert sie nun, indem sie ihre Hoffnung geradezu verzweifelt darauf setzt, aus anderen Ländern mit ähnlich starkem Lehrkräftemangel in den MINT-Fächern (MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) Lehrkräfte durch vergleichbare Lohnangebote abzuwerben. Gerade heute, in den Zeiten der digitalen Revolution, werden mehr Mathematiker, Informatiker, Physiker und Ingenieure benötigt und gesucht denn je, und gerade Sachsen baut seine gute wirtschaftliche Entwicklung wesentlich auf digitalen Zukunftstechnologien und -dienstleistungen auf. Auch im Interesse der wirtschaftlichen Entwicklung Sachsens ist es der falsche Weg, diese Fächer wegen selbstverschuldeten Lehrkräftemangels einfach abzubauen. Vielmehr muss die Regierung durch verstärkten Aufbau und Unterstützung der Lehramtsstudiengänge und der entsprechenden Schulfächer eine positive, zukunftsorientierte Entwicklung einleiten. Der Arbeitskreis Schulmathematik der mathematischen Fachbereiche der vier sächsischen Universitäten ist dazu bereit, Politik und Regierung wissenschaftlich darin zu begleiten, mit kritischer Folgenabschätzung zukunftsgewandte Strategien zu entwickeln und deren geeignete Umsetzung zu unterstützen, und fordert im Interesse einer guten wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklung Sachsens in Zukunft in allen Aspekten des Schulfachs Mathematik, insbesondere bei der Weiterentwicklung der Lehrpläne, der Gestaltung des Prüfungsgeschehens und der Beurteilung von Lehrmaterialien eingebunden zu werden. Die mathematischen Fachbereiche der vier sächsischen Universitäten