Thema:
2.2 Psychotherapie, Interventionsverfahren und -methoden: Neuentwicklungen, Wirksamkeit, Kombinationsbehandlungen, Synchrontherapie (bei Komorbidität)
Chair(s):
Dr. Michael Schönenberg (Universität Tübingen)
Präsentationsart:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
09:00 Uhr
Effektivität eines eye-tracking gestützten Aufmerksamkeitstrainings bei Studenten mit erhöhten Depressionswerten
Gina R. A. Ferrari | Pro Persona, Center for Mental Health Care, Nijmegen & Radboud University Nijmegen | Netherlands
» Details anzeigen
Autoren:
Gina R. A. Ferrari | Pro Persona, Center for Mental Health Care, Nijmegen & Radboud University Nijmegen | Netherlands
Martin Möbius | Radboud University Nijmegen | Netherlands
Robin van den Bergh | Radboud University Nijmegen | Netherlands
Prof. Dr. Eni Becker | Radboud University Nijmegen | Netherlands
Prof. Dr. Mike Rinck | Netherlands
Als Reaktion auf die Kritiken an bisherigen Verfahren zur Erfassung und Modifikation von Aufmerksamkeitsverzerrungen, wurde ein neues eye-tracking gestütztes Aufmerksamkeit-Bias-Modifikationstraining (ET-ABM) entwickelt. In der einen Hälfte der Durchgänge werden Probanden trainiert, um ihre Aufmerksamkeit von negativen Bildern zu lösen und auf positive Bilder zu richten und in der anderen Hälfte, um die Aufmerksamkeit bei positiven Bildern zu halten. Ein neuer Durchgang startet erst, wenn Probanden die gewünschten Blickbewegungen zeigen, wodurch die Schnelligkeit, mit der die Aufgabe voranschreitet, von der individuellen Leistung des Probanden abhängt. Eine erste Studie zeigte, dass dieses Positivitätstraining, verglichen mit einem Negativitätstraining, in dem genau die entgegengesetzten Blickbewegungen trainiert wurden, einen positiven Aufmerksamkeitsbias (längere Fixationszeiten auf positive, als auf negative Bilder) und speziell ein schnelleres Loslösen von negativen Bildern induzieren kann. Zielsetzung der heutigen Studie war es, diese Trainingseffekte in einer Probandenstichprobe (N= 80) mit erhöhten Depressionswerten und mit einem Sham-Training als Kontrollbedingung zu replizieren. Außerdem wurden Auswirkungen des Trainings auf die Stimmung während eines Stresstests getestet. Erste Ergebnisse (N= 54) suggerieren, dass das ET-ABM bei Probanden mit erhöhten Depressionswerten (BDI: M= 16.98, SD= 6.12) erfolgreich Aufmerksamkeitsprozesse modifizieren und speziell das Loslösen von negativen Bildern fördern kann und somit eine vielversprechende Alternative zu bisherigen ABM Paradigmen darstellen könnte. Die Daten der vollständigen Stichprobe werden analysiert, sobald die Datenerhebung abgeschlossen ist (Februar, 2017).
09:20 Uhr
Biofeedbacktraining in der Behandlung von Ess- und Gewichtsstörungen
Marie Blume | IFB Leipzig | Germany
» Details anzeigen
Autoren:
Marie Blume | IFB Leipzig | Germany
Ricarda Schmidt | IFB Leipzig | Germany
Prof. Dr. Anja Hilbert | IFB Leipzig | Germany
Hintergrund. Biofeedback gilt als wirksame Behandlung von Selbstregulationsschwierigkeiten, zum Beispiel im Rahmen der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Obwohl auch für Ess- und Gewichtsstörungen Selbstregulationsschwierigkeiten charakteristisch sind, ist die Evidenz zur Wirksamkeit von Biofeedback in diesen Störungsbereichen unklar. In dieser Übersichtsarbeit wird die Studienlage zur Wirksamkeit von Biofeedback bei Anorexia Nervosa, Bulimia Nervosa, Binge-Eating-Störung und Adipositas vorgestellt. Methode. Relevante deutsch- und englischsprachige Studien wurden sowohl über eine Suche in den Literaturdatenbanken „Pubmed“, „Web of Science“, „PsycInfo“ und „Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL)“ nach festgelegten Suchtermini als auch über eine manuelle Suche identifiziert und qualitativ synthetisiert. Ergebnisse. Anhand a priori definierter Einschlusskriterien wurden 5 relevante Studien identifiziert. Die Biofeedbackansätze beruhten dabei auf Elektroenzephalographie (2 Studien), auf Messungen der Herzratenvariabilität (1 Studie) und elektrodermaler Aktivität (2 Studien). Untersuchte Störungsbilder waren: Adipositas (2 Studien) und Anorexia Nervosa (3 Studien). Biofeedback führte zu Verbesserungen in der allgemeinen wie auch essstörungsspezifischen Psychopathologie. Der Gewichtsstatus blieb unbeeinflusst.
Diskussion. Erste positive Effekte von Biofeedback auf Anorexia Nervosa und Adipositas konnten erzielt werden. Aufgrund der geringen und sehr heterogenen Studienlage sind jedoch weitere randomisiert-kontrollierte Studien notwendig, um die Wirksamkeit von Biofeedback bei Ess-und Gewichtsstörungen genauer beurteilen zu können.
09:40 Uhr
Effekte eines Neurofeedback-Trainings bei adulter Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS): Ergebnisse einer randomisierten, Sham-kontrollierten Studie
Dr. Michael Schönenberg | Universität Tübingen | Germany
» Details anzeigen
Autoren:
Dr. Michael Schönenberg | Universität Tübingen | Germany
Dr. Eva Wiedemann | Universität Tübingen | Germany
Dr. Alexander Schneidt | Universität Tübingen | Germany
Dr. Philipp Keune | Klinikum Bayreuth | Germany
Prof. Dr. Martin Hautzinger | Universität Tübingen | Germany
Seit Mitte der 70er Jahre werden als Alternative zu pharmakologischen Interventionen und kognitiv-verhaltenstherapeutischen (KVT) Trainings, Neurofeedback-Behandlungen (NF) bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS durchgeführt. Studienbefunde zeigen eine signifikante Reduktion der Symptomatik und eine Verbesserung der kognitiven Leistungen. Bis dato liegen jedoch kaum Erkenntnisse zur Wirksamkeit des Verfahrens bei Erwachsenen vor. Zudem wird kritisiert, dass die publizierten Befunde zur Wirksamkeit von NF größtenteils aus Studien stammen, die keine oder nur eine Wartelistenkontrollgruppe umfassen. Somit ist fraglich, ob die positiven Effekte tatsächlich dem NF-Training zugeschrieben werden können, oder aber das Resultat von Erwartungs- und/oder Versuchsleitereffekten oder anderen (sozialen) Einflussgrößen sind.
Ziel des hier vorgestellten Forschungsprojektes war es daher, die Effektivität eines NF-Trainings bei der Behandlung einer adulten ADHS erstmals in einem randomisierten, kontrollierten Studiendesign mit Doppelverblindung zu untersuchen. Dabei sollten Patienten (N=35) in 30 Sitzungen lernen, den erhöhten theta/beta-Quotienten im Elektroenzephalogramm (EEG) zu verringern. Im Vergleich zu einer Sham-Feedback Bedingung (N=35) und einer KVT-orientierten Gruppentherapie (metakognitives Training) sollte die prinzipielle Wirksamkeit, Effizienz und Ökonomie des Verfahrens über die anhaltende Reduktion der Symptomatik und Verbesserung zentraler kognitiver Beeinträchtigungen geprüft werden.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass alle drei Bedingungen gleichermaßen wirksam sind. In allen Bedingungen ließen sich hochsignifikante Veränderungen in der selbstberichteten Symptomatik dokumentieren, die auch über die Follow-up Periode hinweg stabil blieben. Zudem zeigten sich deutliche Verbesserungen auch in neurokognitiven Verlaufsmaßen. Eine Veränderung der adressierten EEG-Frequenzbänder konnte dagegen nicht dokumentiert werden. Die theoretischen und praktischen Implikationen der Befunde werden diskutiert.
10:00 Uhr
Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) verstärkt die Effektivität einer negativen Stimmungsinduktion
Martin Möbius | Netherlands
» Details anzeigen
Autoren:
Martin Möbius | Netherlands
Lylis Lacomblé | Netherlands
Dr. Thomas Meyer | Germany
Dr. Dennis Schutter | Netherlands
Tom Gielkens | Netherlands
Prof. Dr. Eni Becker | Germany
Prof. Indira Tendolkar | Germany
Dr. Philip van Eijndhoven | Netherlands
Zielsetzung: Studien zeigen, dass hochfrequente repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) des dorsolateralen präfontalen Kortex (DLPFC) depressive Symptome reduzieren kann. In der aktuellen Studie wurde untersucht, ob rTMS auch eine präventive Wirkung gegen depressive Stimmung haben kann. Hierzu wurden die Effekte von links präfrontaler rTMS auf die negativen Auswirkungen einer traurigen Stimmungsinduktion untersucht.
Methoden: Bei dreiundzwanzig gesunden Probanden wurde entweder in einer 15 minütigen Sitzung zuerst rTMS am linken präfrontalen Kortex, bei 110% der motorischen Schwelle, mit 10Hz (1500 Pulse) appliziert und in einer folgenden, 15 minütigen Sitzung Placebo-rTMS, oder in umgekehrter Reihenfolge. Die Reihenfolge beider Sitzungen war über Probanden ausbalanciert. Die Auswirkungen von rTMS auf EEG-Frequenzbänder und Veränderungen der Stimmung, als Reaktion auf Ausschnitte eines traurigen Films, wurden untersucht.
Ergebnisse: Die Analysen ergaben einen signifikant stärkeren Stimmungsabfall nach der aktiver rTMS, im Vergleich zur Placebo-rTMS Behandlung. rTMS induzierte Veränderungen der frontalen EEG Alphaasymmetrie konnten allerdings nicht festgestellt werden.
Schlussfolgerung: Entgegengesetzt unserer Erwartungen, suggerieren diese Ergebnisse, dass hochfrequente rTMS über dem linken DLPFC keine protektive Wirkung gegen die experimentelle Induktion von negativer Stimmung bei gesunden Probanden hat, sondern diese Effekte sogar verstärkt. Die vorgestellten Ergebnisse könnten auf eine generell verstärkte Empfänglichkeit für Stimmungsinduktionen nach rTMS hinweisen, sowohl für negative als für positive Stimmungsinduktionen.