Thema:
2.2 Psychotherapie, Interventionsverfahren und -methoden: Neuentwicklungen, Wirksamkeit, Kombinationsbehandlungen, Synchrontherapie (bei Komorbidität)
Leitung:
Miriam Strohm (LMU München)
Marena Siegesleitner (LMU München)
Präsentationsart:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
In ersten klinischen Studien zeigte sich Imagery Rescripting (ImRs) als vielversprechende Behandlungsmethode zur Symptomreduktion bei verschiedenen Störungsbildern, u.a. bei Posttraumatischer Belastungsstörung, sozialer Phobie sowie Depression. Beim ImRs werden aversive oder belastende/traumatische Erinnerungen oder innere Bilder in der Imagination so verändert, dass sie als weniger belastend bzw. aversiv erlebt werden. Forschungsergebnisse liefern Hinweise, dass es sich beim ImRs um eine wirksame Alternative zu klassisch kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen wie Exposition oder kognitiver Umstrukturierung handelt und es werden mögliche Vorteile der Methode gegenüber den genannten Verfahren diskutiert (u.a. geringere drop-out-Raten im Vergleich zu Expositionsverfahren; stärkere emotionale Effekte im Vergleich zu kognitiven Verfahren). Analogstudien liefern darüber hinaus erste interessante Ergebnisse zu Veränderungen durch ImRs auf Gedächtnisebene. Über die genauen Mechanismen und Prozesse, welche der Wirksamkeit des ImRs zugrunde liegen, ist bislang noch wenig bekannt. Zudem ist interessant, inwieweit ImRs auch bei weiteren psychischen Störungsbildern wirksam eingesetzt werden kann. In diesem Symposium sollen daher sowohl die Wirksamkeit von ImRs bei verschiedenen psychischen Störungen als auch potentielle Wirkmechanismen der Methode beleuchtet werden.
Einfluss von Imagery Rescripting auf Film-induzierte Erinnerungen
Marena Siegesleitner | LMU München
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Autoren:
Marena Siegesleitner | LMU München
Miriam Strohm | LMU München
Dr. Charlotte Wittekind | LMU München
Prof. Dr. Thomas Ehring | LMU München
Anna Kunze | LMU München
Imagery Rescripting (ImRs) ist eine Technik, um belastende Erinnerungen in der Imagination so zu verändern, dass sie als weniger belastend erlebt werden. Als analoger Ansatz zur Untersuchung der Wirksamkeit und Wirkmechanismen von ImRs eignet sich das Traumafilmparadigma (TFP), bei dem in standardisierter Weise bei Gesunden mittels belastender Filmszenen eine Stressreaktion und Intrusionen analog zur Reaktion auf traumatische Erlebnisse induziert werden. Bisher wurde ImRs in analogen Studien lediglich kurz nach der Darbietung des Traumafilms durchgeführt, folglich innerhalb der Konsolidierungsphase der induzierten Erinnerung. Im klinischen Kontext ist jedoch der Einfluss des ImRs auf bereits konsolidierte Erinnerungen von Bedeutung. Ziel der vorgestellten Studie war es daher zu untersuchen, ob eine bereits konsolidierte, Film-induzierte Erinnerung durch ImRs innerhalb der Rekonsolidierungsphase so verändert werden kann, dass es zu einer Reduktion von Intrusionen und negativen Emotionen sowie einem Anstieg positiver Emotionen kommt. In der vorgestellten Studie wurde das TFP ausgeweitet auf ein mehrtägiges Studiendesign mit der Durchführung der Intervention nach Abschluss der Gedächtniskonsolidierung etwa 24 Std. nach Darbietung des Traumafilms. 90 Studienteilnehmerinnen wurden randomisiert einer von drei Gruppen zugeteilt (ImRs-, Rehearsal- oder inaktive Kontrollgruppe). Als primäres Outcome-Maße wurden über einen Zeitraum von einer Woche Intrusionen mittels ecological momentary assessment (EMA) erfasst. Zusätzlich wurden zum Prä- und Post-Zeitpunkt Belastung und Emotionen als Reaktion auf den Traumafilm und die Intervention gemessen. Es werden die Ergebnisse der Studie präsentiert und Implikationen diskutiert.
Imagery Rescripting bei belastenden autobiographischen Erinnerungen
Miriam Strohm | LMU München
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Autoren:
Miriam Strohm | LMU München
Marena Siegesleitner | LMU München
Anna Kunze | LMU München
Prof. Dr. Thomas Ehring | LMU München
Dr. Charlotte Wittekind | LMU München
Imagery Rescripting (ImRs) zeigt sich in ersten Wirksamkeitsstudien als vielversprechende Behandlungsmethode bei verschiedenen psychischen Störungen. Eingesetzt wird ImRs, um die Bedeutung emotionaler aversiver oder traumatischer Erinnerungen und Bilder in der Imagination zu verändern, sodass diese als weniger belastend erlebt werden. Zur Untersuchung spezifischer Effekte und Wirkmechanismen der Methode wurde in Analogstudien bislang hauptsächlich mit dem Traumafilm-Paradigma gearbeitet, welches einen aversiven Filmausschnitt als Trauma-Analogon nutzt. Dieses Paradigma weist dahingehend Limitationen auf, dass sich die Personen in einer eher passiven „Beobachterperspektive“ befinden, ein relativ hohes Maß an Kontrolle erleben und das Ausmaß der subjektiven Bedeutsamkeit des Ereignisses eingeschränkt ist. Ziel der vorliegenden Studie war daher, Effekte von ImRs auf die Belastung durch subjektiv höchst bedeutsame autobiographische Erinnerungen zu untersuchen. In einer randomisiert-kontrollierten Studie wurden gesunde Probanden (n = 70), welche innerhalb der letzten 24 Monate ein emotional belastendes Ereignis erlebt hatten und durch das Wiederauftreten der Erinnerung an dieses Ereignis im Alltag immer noch belastet waren, zufällig entweder ImRs oder einer inaktiven Kontrollgruppe ohne Intervention zugewiesen. Ereignisbezogene Belastung sowie Emotionen und Kontrollerleben bei Reaktivierung der Erinnerung wurden in einem zweitägigen Design zum prä-, post- und Follow-up- Zeitpunkt erhoben (Follow-Up Intervall: 1 Woche). Erste Ergebnisse der Studie sollen im Rahmen des Vortrags präsentiert und diskutiert werden.
Ekelreduktion durch Imaginative Umschreiben und Kognitives Neubewerten bei kontaminationsbezogenen Zwangspatienten im Vergleich mit gesunden Kontrollprobanden
Jakob Fink | Universität Leipzig
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Autoren:
Jakob Fink | Universität Leipzig
Christian Stierle | Schön Klinik Bad Bramstedt
Elisa Pflugradt | Universität Leipzig
Prof. Dr. Cornelia Exner | Universität Leipzig
Bei der kontaminationsbasierten Zwangsstörung wird neben Angst auch Ekel übermäßig stark erlebt. Da starke Ekelgefühle nur eingeschränkt kognitiv zugänglich zu sein scheinen, ist es von besonderem Interesse die verhaltenstherapeutischen Techniken zur Ekelreduktion zu ergänzen. Ein Ansatz hierfür könnte das Imaginative Umschreiben sein. Dabei wird ein stressbesetztes inneres Bild in ein stressfreies inneres Bild umgewandelt. In der vorliegenden Studie wurde Ekel über Bilder induziert. Danach durchliefen 29 Zwangspatienten und 29 nach Alter, höchstem Schulabschluss und Geschlecht parallelisierte, gesunde Probanden randomisiert über zwei Tagen insgesamt zwei Imaginative Umschreibe-, zwei Kognitive Neubewertungs- sowie zwei Kontrollbedingungen. Die Strategien wurden über eine vorher aufgenommene Audiodatei angeleitet. In der Kontrollbedingung mussten Fische gezählt werden, um für Effekte der Messwiederholung und Ablenkung zu kontrollieren. Die Ergebnisse zeigen, dass in der Zwangsgruppe Kognitives Neubewerten das Ekelerleben signifikant stärker reduzierte als die Kontrollbedingung und gleich stark wie Imaginatives Umschreiben, während die Ekelreduktion bei den gesunden Probanden über alle Bedingungen hinweg ausblieb. Die Ergebnisse deuten an, dass Imaginatives Umschreiben eine wirkungsvolle, ergänzende Strategie zu klassisch-verhaltenstherapeutischen Methoden zur Veränderung des Ekelerlebens bei Personen mit kontaminationsbezogenen Zwangsstörungen sein kann.
Imagery Rescripting bei Prüfungsangst: Prozess und Outcome
Jessica Prinz | Universität Trier
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Autoren:
Jessica Prinz | Universität Trier
Eran Bar-Kalifa | Bar-Ilan University | Israel
Prof. Dr. Eshkol Rafaeli | Bar-Ilan University | Israel
Prof. Dr. Wolfgang Lutz | Universität Trier
Imagery Rescripting (ImRs) ist eine emotionsfokussierte Technik, welche zur Bearbeitung traumatischer Erfahrungen entwickelt wurde. ImRs beinhaltet imaginative Exposition, imaginative Überschreibung sowie kognitive Umstrukturierung. Die Technik konnte als erfolgreiche Behandlungsmethode von PTBS hin zu diversen anderen psychischen Störungen übertragen und entsprechend angepasst werden. In Kooperation zwischen der Universität Trier und der Bar-Ilan Universität, Israel wurde eine Pilotstudie durchgeführt um die emotionalen und dyadischen Prozesse während des ImRs zu untersuchen. An einer studentischen Stichprobe (N=23) wurde die Effektivität eines eigens entwickelten ImRs-Behandlungskonzeptes in der Behandlung von Prüfungsangst untersucht. Als primäres Outcome-Maß wurde das Test Anxiety Inventory (TAI; Spielberger, 1980) herangezogen. Zusätzlich wurde jede Sitzung mit individuellen Videokameras für Patient und Therapeut aufgezeichnet. Für jeden Patienten soll für jede Sitzung die Emotional Experience (Klein et al., 1969) per 2-minütigem Segment während des ImRs geratet werden. Eine ANOVA mit Messwiederholungen zeigte einen signifikanten Zeiteffekt (F(4,88)=6.84, p<.001). Ein Post-hoc t-Test für verbundenen Stichproben zeigte, dass sich der TAI Score signifikant reduzierte: Rekrutierung zu Post-Examen t(22) = 3.115, p < .01, d = 0.86), Baseline zu Post-Examen (t(22) = 3.300, p < .01, d = 0.74) und Prä-Intervention zu Post-Examen (t(22) = 3.171, p < .01, d = 0.78). Es konnte gezeigt werden, dass das eigens entwickelte Behandlungskonzept Prüfungsangst signifikant verringerte. Emotional Experience während des ImRs wird als Prozessvariable diskutiert.