Thema:
1.2 Ätiologie: Psychogenese, Kognitive und metakognitive Modelle, Informationsverarbeitung, Genetik, Neurobiologie, bildgebende Verfahren
Chair(s):
Dr. Bettina Doering (Philipps-Universität Marburg)
Präsentationsart:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
11:00 Uhr
Stimmung, Grübeln und endokrinologische Stressreaktivität im Alltag bei Frauen mit Prämenstrueller Dysphorischer Störung im Verlauf des Menstruationszyklus
Theresa Beddig | Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie | Germany
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Autoren:
Theresa Beddig | Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie | Germany
Iris Reinhard | Zentralinstitut für Seelische Gesundheit | Germany
Prof. Ulrich Ebner-Priemer | Karlsruher Institut für Technologie (KIT) | Germany
Prof. Dr. Christine Kühner | Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie | Germany
Einleitung: Die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS) nach DSM-5 ist gekennzeichnet durch zyklusabhängige emotionale, körperliche und behaviorale Veränderungen, die bei den Betroffenen mit Leiden oder Beeinträchtigungen einhergehen. Ihre zugrundeliegenden Mechanismen sind noch nicht hinreichend geklärt. Mit Hilfe der vorliegenden Untersuchung sollen Erkenntnisse über den Verlauf von Stimmung, Grübeln und Stressreaktivität bei Frauen mit PMDS im Alltag gewonnen werden.
Methode: In der Studie wird ein längsschnittliches Ambulantes Assessment-Design mit elektronischen Tagebüchern eingesetzt. Ziel ist n=65 Frauen mit einer PMDS und n=65 gesunde Frauen mit natürlichem Menstruationszyklus zu untersuchen. Die Erhebungen erfolgen an jeweils 2 Tagen in vier Zyklusphasen. Mit Hilfe der elektronischen Tagebücher werden an den Erhebungstagen acht Mal täglich Stimmung, Grübeln und subjektive Stressreaktivität erfasst und Salivacortisolproben abgegeben. Die klinische Diagnostik erfolgt über ein strukturiertes Interview, habituelle Persönlichkeitsaspekte werden über Fragebögen erhoben.
Ergebnis: Vorgestellt werden erste Ergebnisse. Diese legen nahe, dass Frauen mit PMDS (vorläufig, N=30) eine Zunahme an negativem Affekt in der späten Lutealphase und in der Menstruationsphase aufweisen. Habituelles Grübeln und habituelle Achtsamkeit scheinen den Effekt des Menstruationszyklus auf das Wohlbefinden zu moderieren: Insbesondere Frauen mit hohem dispositionellen Grübeln und niedriger dispositioneller Achtsamkeit zeigen entsprechende Auffälligkeiten.
Diskussion: Die Ergebnisse könnten erste Hinweise auf eine mögliche Beeinflussung solcher Traits (habituelles Grübeln und habituelle Achtsamkeit) durch Psychotherapie geben.
11:20 Uhr
Die deutsche Version der „Utrecht Grief Rumination Scale“ (UGRS): Übersetzung und psychometrische Validierung der UGRS zur Erfassung trauerbezogenen Grübelns
Dr. Bettina Doering | Philipps-Universität Marburg | Germany
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Autoren:
Dr. Bettina Doering | Philipps-Universität Marburg | Germany
Thilo Friehs | Germany
Maarten C. Eisma | University of Groningen | Germany
Trauer ist ein universelles Phänomen. Obwohl die Mehrheit der Hinterbliebenen ihre Trauer erfolgreich bewältigt, erlebt eine Minderheit anhaltende, belastende Symptome, die unter dem Krankheitsbild der prologierten Trauer zusammengefasst werden. Trauerspezifisches Grübeln stellt einen störungsspezifischen Mechanismus für die Entstehung und Aufrechterhaltung prolongierter Trauer dar. Es ist definiert als repetitives Denken über den Verlust, seine Folgen und/ oder verlustbezogene negative Emotionen. Zur Erfassung des Konstrukts liegt mit der UGRS ein Fragebogen vor, allerdings bisher nicht in deutscher Übersetzung. Die UGRS wurde mittels einer Rückübersetzungsmethode durch zwei unabhängige Experten übersetzt und die deutsche Version gemeinsam mit dem Autor der Skala finalisiert. In einer Online-Untersuchung beantworteten Personen, die in den letzten 3 Jahre einen Verwandten ersten Grades verloren hatten, die UGRS, demographische und verlustbezogene Fragen, das Inventar komplizierter Trauer (ICG), die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) sowie den Response Style Questionnaire (RSQ). Die Stichprobe besteht aus N = 193 Hinterbliebenen (86% Frauen), der Verlust lag bei 25% weniger als 6 Monate zurück, bei 20% 6-12 Monate und bei 55% 1-3 Jahre. Es werden die Ergebnisse der Itemanalysen und der konfirmatorischen Faktorenanalyse, Befunde zur konvergenten und divergenten Validität sowie zur diagnostischen und prognostischen Validität dargestellt. Mit der Übersetzung der UGRS liegt ein deutschsprachiges Instrument zur Erfassung trauerspezifischen Grübelns vor. Einsatzmöglichkeiten der Skala, z.B. in klinischen Studien zur Behandlung komplizierter Trauer werden dargestellt, Stärken und Schwächen des Instruments reflektiert.
11:40 Uhr
Neuronale Mechanismen der Belohnungsfunktion bei Jugendlichen mit Depression
Dr. Ellen Greimel | Germany
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Autoren:
Dr. Ellen Greimel | Germany
Iris Landes | Germany
Sarolta Bakos | Germany
Dr. Gregor Kohls | Germany
Jürgen Bartling | Germany
Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne | Germany
Einleitung:
Abweichungen in der Belohnungsfunktion gelten als wichtiger Vulnerabilitätsfaktor der Depression. Bislang liegen kaum Erkenntnisse über die Belohnungsfunktion und deren neuronalen Mechanismen bei Jugendlichen mit Depression vor. Ziel der Studie war, erstmals neuronale Mechanismen der Antizipation und des Erhalts von Belohnung bei depressiven Jugendlichen mittels ereigniskorrelierter Potentiale (EKPs) zu untersuchen.
Methode:
An der Studie nahmen 25 Jugendliche mit Depression und 29 gesunde Jugendliche (12-17 J.) teil. Während der Ableitung der EKPs wurden zwei experimentelle Bedingungen der „Monetary Incentive Delay“-Aufgabe vorgegeben. In der Gewinnbedingung wurden die Jugendlichen performanzabhängig monetär belohnt, während in der Verlustbedingung performanzabhängig ein Geldverlust eintrat. Untersucht wurden die Cue-P3 während der Antizipation und die Feedback-P3 nach Erhalt des Gewinns/Verlusts.
Ergebnisse:
Depressive Jugendliche zeigten eine längere Latenz der Cue-P3 bei der Gewinnantizipation als gesunde Jugendliche. Jugendliche mit Depression zeigten zudem in der Gewinnbedingung eine kürzere Latenz der Feedback-P3 als in der Verlustbedingung, während sich bei Gesunden kein entsprechender Unterschied abbildete.
Schlussfolgerung:
Die erhöhte Latenz bei der Belohnungsantizipation bei depressiven Jugendlichen kann als Ausdruck der Anhedonie interpretiert werden. Die relativ verkürzte Latenz beim Belohnungserhalt könnte darauf hindeuten, dass depressive Jugendliche im Alltag selten kontingente „positive“ Rückmeldungen erhalten. Erfolgt eine positive Rückmeldung, wird diese von depressiven Jugendlichen beschleunigt verarbeitet, was auf eine hohe Bedeutung dieser Art der Rückmeldung hindeutet.
12:00 Uhr
Neuroendocrinology of a male specific pattern for depression linked to alcoholism and suicidal behavior
Dr. Andreas Walther | Technische Universität Dresden | Germany
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Autoren:
Dr. Andreas Walther | Technische Universität Dresden | Germany
Juniorprofessor Timothy Rice | Icahn School of Medicine at Mount Sinai | United States
Dr. Yael Kufert | Icahn School of Medicine at Mount Sinai | United States
Prof. Dr. Ulrike Ehlert | Universität Zürich | Switzerland
Epidemiological studies show low rates of diagnosed depression in men compared to women,
and concurrently high prevalence rates of alcohol use disorders and completed suicide among
men. A male specific pattern for depression linked to alcoholism and suicidal behavior has
therefore been suggested. To date, no underlying neuroendocrine model for this specific
pattern of male depression has been suggested. We therefore aimed to integrate findings
related to this specific pattern of depression with underlying steroid secretion patterns,
polymorphisms, and methylation profiles of key genes. Low circulating levels of sex steroids
seem to increase the vulnerability for male depression, while concomitant high levels of
glucocorticoids further intensify this vulnerability. Interactions of hypothalamus-pituitarygonadal
(HPG) and -adrenocortical (HPA) axis related hormones seem to be highly relevant
for a male specific pattern of depression linked to alcoholism and suicidal behavior.
Moreover, genetic variants and the epigenetic profiles of the androgen receptor (AR) gene,
well-known depression related genes, and HPA axis related genes were shown to further
interact with men’s steroid secretion and therefore additionally contribute to the proposed
male specific pattern for depression. The results point out the multilevel interactions between
the HPG and HPA axis for a male specific pattern of depression linked to alcoholism and
suicide. Finally, an integration of the multilevel interactions in the three hit concept of
vulnerability and resilience adapted to a male specific pattern of depression, alcoholism and
suicidal behavior is suggested.