13:30 Uhr
Die Transmission von Gewalt im Nachkriegskontext
Dr. Regina Saile | Universität Bielefeld | Germany
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Autor:
Dr. Regina Saile | Universität Bielefeld | Germany
Die Transmission von Gewalt beschreibt die intergenerationale Weitergabe von Gewalt in Familien sowie die Übertragung von Gewalt in verschiedene Lebenskontexte einer Person. Psychische Störungen können sowohl eine Folge als auch ein wichtiger Aufrechterhaltungsfaktor dieser Gewaltzyklen sein. Für Menschen in Kriegs- und Nachkriegsregionen besitzt die Transmission von Gewalt besondere Relevanz, da verschiedene Studien einen Zusammenhang zwischen Krieg und familiärer Gewalt herausstellen konnten. Damit ergibt sich für Familien in Kriegs- und Nachkriegsgebieten, insbesondere für die Kinder, ein zusätzliches Gesundheitsrisiko.
Die vorgestellte Arbeit hatte zum Ziel, das Zusammenspiel von Risikofaktoren bezüglich der Transmission von Gewalt im Nachkriegskontext generationenübergreifend zu untersuchen, um zugrundeliegende Mechanismen aufzudecken und mögliche Ansätze für Interventionen zu identifizieren. Insbesondere wurde die Rolle von Traumafolgestörungen (Posttraumatische Belastungsstörung, Depression und alkoholbezogene Störungen) bei der Transmission von Gewalt in vom Krieg betroffenen Familien untersucht. Die epidemiologische Studie fand vier Jahre nach dem Ende des zwanzigjährigen Bürgerkrieges in Norduganda statt. Eine erschöpfende Stichprobe von 516 Zweitklässlern aus zwei stadtnahen und sieben ländlichen Gemeinden sowie 513 weibliche und 362 männliche Erziehungspersonen wurden anhand klinischer Fragebögen in strukturierten Interviews befragt.
Der Vortrag fasst die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammen und diskutiert mögliche Ansatzpunkte zur Unterbrechung der Transmission von Gewalt im Nachkriegskontext. Mögliche Interventionen sind die Behandlung von psychischen Störungen, v. a. Alkoholkonsumstörungen und Posttraumatische Belastungsstörung, bei Erziehungspersonen sowie die Vermittlung deeskalierender und gewaltfreier Partnerkommunikation bzw. Erziehungsmethoden unter Berücksichtigung der erlebten Traumatisierungen. Eine gewaltfreie Familienumgebung und eine positive Eltern-Kind Beziehung sind wichtige Einflussfaktoren auf die psychische Gesundheit von Kindern in der Nachkriegszeit.