Thema:
2.3 Diagnostik. Verfahren und Methoden
Chair(s):
Dr. Myriam Verena Thoma
Präsentationsart:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
11:00 Uhr
Was ist „Erfolgreiches Altern“ und wie kann es gemessen werden?
Dr. Myriam Verena Thoma | Switzerland
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Autoren:
Dr. Myriam Verena Thoma | Switzerland
Luca Kleineidam | Germany
Andreas Maercker | Switzerland
Prof. Wolfgang Maier | Germany
Prof. Michael Wagner | Germany
Aktuell existiert kein Konsens darüber wie das Konstrukt "Erfolgreiches Altern" operationalisiert werden soll, was die Identifikation von Ansatzpunkten für Interventionen erschwert. Ziel dieser Studie war es, verschiedene EA-Konstrukte und deren Prädiktoren zu vergleichen und zu validieren.
Die Stichprobe bestand aus N = 1995 (Alter: M = 84 Jahre; 66% Frauen) der AgeCoDe Studie. Gesundheitsbezogene Parameter wurden in 1.5 jährlichen Abschnitten über 13 Jahre wiederholt gemessen. Daten der Follow-ups (FU) 3 und 5 wurden für die Analysen verwendet. Mittels konfirmatorischer Faktorenanalysen wurde getestet, ob unterschiedliche Komponenten von EA, wie physische und kognitive Gesundheit, Funktionalität, Wohlergehen oder soziale Integration, ein einheitliches EA Konstrukt bilden oder separate Aspekte darstellen.
Der beste Model Fit und die beste Kriteriumsvalidität wurde durch ein EA Modell erzielt, welches alle EA Komponenten vereinigt. Wurden Komponenten des ‚subjektiven Wohlergehens’ nicht einbezogen, verringerte sich dadurch die Assoziation mit selbsteingeschätztem Gesundheitsstatus und der Lebensqualität zu FU5. Wenn das EA Konstrukt Komponenten der physischen Gesundheit ausschloss, verschlechterte sich die prädiktive Eigenschaft für die Mortalität zu FU5, die zukünftige Lebensqualität ließ sich jedoch besser vorhersagen. Die motivationale Reservekapazität und das Alter waren signifikante Prädiktoren für das optimale EA Modell wie auch für ein traditionelles, rein physiologisches EA Modell.
Diese Ergebnisse zeigen, dass eine empirische Definition von EA viele - auch subjektive - Facetten enthält und sich zur Identifikation von EA-Prädiktoren und somit auch von Ansatzpunkte für Interventionen eignet.
11:30 Uhr
Entwicklung und Kalibrierung eines rasch-basierten Kurzscreenings zur Diagnostik der Zwanghaften Persönlichkeitsstörung
Selina Kallinger | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
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Autoren:
Selina Kallinger | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
Stephanie Eder | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
Henry Scharm | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
Dr. Birgit Abberger | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
Prof. Dr. Harald Baumeister | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
Theoretischer Hintergrund & Ziele:
Die Zwanghafte Persönlichkeitsstörung (ZPS) gehört zu den häufigsten Persönlichkeitsstörungen. Auf Grund der substantiellen Beeinträchtigungen im Alltag und dem gegebenen Risikofaktor eine komorbide Achse-I Störung zu entwickeln, ist eine valide, reliable und zeiteffektive Diagnostik von großer Bedeutung. Die Studie zielte auf die Entwicklung eines Kurzscreenings (KS) ab.
Methodik:
Zur Erstellung des rasch-basierten KS diente die eindimensionale, kalibrierte Itembank ZPS-IB. Diese beinhaltet 33 Items mit sehr guten psychometrischen Eigenschaften und bildet somit die Grundlage für die Entwicklung Item-Response-Theorie-basierter Testverfahren. Mittels Rasch-Analysen wurde das KS auf Basis der Daten von 202 Patienten aus psychiatrischen/psychosomatischen Einrichtungen entwickelt. Die Güte der Modelle wurde durch globale und lokale Fit-Indizes bestimmt.
Ergebnisse:
Es konnte ein KS (11 Items) entwickelt werden. Alle erforderlichen Rasch-spezifischen Fit-Indizes erreichten die erforderten Kriteriumswerte mit einer nicht signifikanten Item-Trait-Interaktion von p=.66 (χ²=29.21; df=33), einem Person-Separation-Index von .76, mit einer gegebenen Eindimensionalität und Fehlen von Differential Item Functionings.
Diskussion & Ausblick:
Es konnte ein psychometrisch hochwertiges, ökonomisches KS für die ZPS entwickelt werden. Eine Reduktion um 66% der zugrundeliegenden 33 Items konnte erreicht werden. Trotz der geringen Itemanzahl konnten alle Modellannahmen des Rasch-Modells bestätigt werden. Erste Validierungsergebnisse werden präsentiert.
11:45 Uhr
Entwicklung und Kalibrierung eines rasch-basierten Kurzscreenings zur Ängstlich-Vermeidenden Persönlichkeitsstörung auf Basis der Itembank - AvPD-IB
Henry Scharm | Universität Ulm | Germany
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Autoren:
Henry Scharm | Universität Ulm | Germany
Prof. Dr. Harald Baumeister | Germany
Selina Kallinger | Germany
Hintergrund: Die Ängstlich-Vermeidende Persönlichkeitsstörung (AvPD) zählt zu den häufigsten Persönlichkeitsstörungen. Die hohe Prävalenzrate und die Auswirkungen der AvPD, z.B. auf den Verlauf akuter psychischer Störungen, unterstreichen den Bedarf valider Assessmentverfahren für deren Erfassung. Ein Item-Response-Theorie (IRT)-basiertes Kurz-Screening (KS) bietet eine psychometrisch hochwertige und ökonomische Grundlage zur Diagnostik der AvPD. Basierend auf der Itembank (IB) AvPD-IB wurde ein rasch-basiertes KS, (AvPD-S) entwickelt.
Methode: Als Grundlage zur Erstellung des KS diente die eindimensionale, kalibrierte OCPD- IB. Die Stichprobe zur Entwicklung des AvPD-S bestand aus 463 ambulanten psychiatrischen und psychosomatischen Patienten. Für das entwickelte AvPD-S, wurden Patienten, aufgrund von Misfit zu den Daten oder fehlender Daten eliminiert; die Stichprobengröße auf n=205 reduziert. Soziodemografische Variablen wurden durch Selbstbeurteilungsfragbögen erhoben, die Informationen über spezifische psychiatrische Diagnosen stammen aus den jeweiligen Krankenakten der Patienten. Auf Basis dieser Stichprobe wurde mittels Rasch-Analyse das KS entwickelt. Die Bestimmung der Modellgüte erfolgte durch globale und lokale Fit-Indikatoren bzw. Indizes.
Ergebnisse: Das AvPD-S (10 Items) zeigt eine gute Anpassung an das Rasch-Modell (χ²=21.94, df=30, p=.85) mit einem Person-Separation Index von .85, gegebener Eindimensionalität und Fehlen von Differential Item Functionings.
Diskussion: Es konnte ein rasch-basiertes, ökonomisches und reliables KS zur Erfassung der AvPD entwickelt werden. Um das KS in die Praxis zu implementieren, bedarf es einer Validierung des KS. Erste Validierungsergebnisse werden präsentiert.
12:00 Uhr
Momentaner Affekt im Verlauf von loss-of-control-eating bei Adipositas mit und ohne Binge-Eating-Störung: Ein Vergleich mittels Ecological Momentary Assessment.
Dr. Stefanie Schroeder | Otto-Friedrich-Universität Bamberg | Germany
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Autoren:
Dr. Stefanie Schroeder | Otto-Friedrich-Universität Bamberg | Germany
Prof. Dr. Stephan Herpertz | Germany
Dr. Ines Kollei | Germany
Dr. / PhD Alexander Pastukhov | Germany
Prof. Dr. Sabine Löber | Germany
Theorie
Verlust von Kontrolle über Essen (loss-of-control-eating, LOCE) ist Kernsymptom der Binge-Eating-Störung (BES), tritt aber auch bei Adipositas (AD) ohne BES und nicht adipösen Personen auf. LOCE ist assoziiert mit ungünstigem psychischen Outcome und ungünstigem Gewichtsverlauf. Der Einfluss momentanen Affekts (MA) wurde bislang vorwiegend retrospektiv, noch nie im Vergleich zu nicht adipösen Personen ohne BES untersucht. Ziel war die vergleichende Charakterisierung von LOCE bei Adipösen mit/ohne BES und Gesunden, v.a. im Hinblick auf MA mittels Ecological Momentary Assessment.
Methode
45 AD+BES, 45 AD-BES und 43 nicht adipöse Personen ohne BES (KG) gaben an sieben Tagen über ein Smartphone viermal täglich Auskunft zum Auftreten von LOCE, Aspekten des Essverhaltens und MA vor und nach LOCE. Die Auswertung erfolgte mittels Linear Mixed Modeling und Support Vector Machines (SVM).
Ergebnis
42 AD+BES (88%), 29 AD-BES (60%) und 28 KG (58%) berichteten LOCE (p=.01). SVM konnten AD+BES anhand des Antwortverhaltens zu LOCE und MA genau charakterisieren, es zeigte sich ein spezifisches Antwortmuster. Hinsichtlich MA zeigten sich AD+BES gegenüber AD-BES und KG nach LOCE weniger energiegeladen (p=.02) und berichteten zunehmende Einsamkeit post vs. prä LOCE (p<.01). Die Charakterisierung von AD-BES und KG war nicht eindeutig möglich, es zeigten sich keine spezifischen Antwortmuster.
Diskussion
AD+BES lassen sich eindeutig anhand ihrer Angaben zu LOCE charakterisieren, v.a. hinsichtlich MA. Auch Personen ohne BES berichten LOCE, aber kein spezifisches Antwortmuster. Wissen über spezifische Charakteristika von LOCE und begleitenden momentanen Affekt ist essentiell für eine spezifische Gestaltung psychotherapeutischer Interventionen.
12:15 Uhr
Revalidierung des Screenings zur komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung (SkPTBS)
Florence Dorr | Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Institut für Psychologie | Germany
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Autoren:
Florence Dorr | Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Institut für Psychologie | Germany
Prof. Dr. Jürgen Bengel | Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Institut für Psychologie | Germany
Hintergrund:
Um das Risiko für eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS) zu erheben, wurde das Screening zur komplexen PTBS (SkPTBS) entwickelt. Das SkPTBS prüft a) potentiell traumatische Erfahrungen, b) Risiko- und Schutzfaktoren sowie c) Symptome der kPTBS nach voraussichtlichen ICD-11-Kriterien.
Methode:
In einem Zeitraum von drei Monaten füllten konsekutive Patienten der psychosomatischen Rehabilitation das Screening zu Beginn ihrer Behandlung aus (N = 371). Die gestellte Diagnose kPTBS sowie Ergebnisse des SKID und des Interviews zur kPTBS (IkPTBS) dienten als primäre Validierungskriterien.
Ergebnisse:
45 Patienten wurden mit kPTBS diagnostiziert (12%). Die Trennschärfe der metrischen Items des SkPTBS war zufriedenstellend. Die interne Konsistenz betrug Cronbachs α=.91. Die faktorielle eindimensionale Struktur der Vorgängerversion des SkPTBS konnte bestätigt werden. Der SkPTBS sagte zuverlässig die Diagnose kPTBS vorher. Sein Gesamtwert korrelierte mit der globalen Symptombelastung (SCL-90-R) und depressiven Symptomen (BDI-II). Normen für verschiedene Alters-, Diagnose- und Settinggruppen werden erstellt.
Schlussfolgerung:
Mit dem SkPTBS liegt ein praktikables und ökonomisches Instrument zur Erfassung von Risikopatienten für kPTBS vor. Es kann zur Diagnostik und Therapieplanung genutzt werden.