Thema:
3.1 Psychotherapeutenausbildung/ Approbationsstudium
Leitung:
Prof. Dr. Florian Weck (Universität Potsdam)
Präsentationsart:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Der etablierten Psychotherapieausbildung (Psychologische Psychotherapie) steht aktuell eine umfangreiche Reform bevor, durch die voraussichtlich viele Aspekte der Ausbildung (wie z.B. deren Umfang) neu gestaltet werden sollen. Auf der anderen Seite sind Methoden, die in der Ausbildung eingesetzt werden (z.B. Supervision), nur wenig erforscht und wichtige Fragen zum optimalen Einsatz dieser Methoden sind bisher nicht hinreichend beantwortet. Im Rahmen des Symposiums werden Arbeiten vorgestellt, die Ausbildungsmethoden untersuchen und Hinweise zur Optimierung der Ausbildung geben sollen. In einer systematischen Übersichtsarbeit (Kühne et al.) werden der aktuelle Forschungsstand zur Supervisionsforschung in der Verhaltenstherapie dargestellt und Empfehlungen für zukünftige Forschung gegeben. Müller et al. gehen der Frage nach, in welcher Weise eine kontinuierliche Rückmeldung des Therapieerfolgs in Ausbildung und Supervision genutzt wird und wie diese Rückmeldungen zu einer Verbesserung der Ausbildungstherapien betragen können. Kaufmann et al. stellen Ergebnisse einer qualitativen Studie dar, die untersuchte, in welcher Weise Ausbildungstherapeuten ein Kompetenz-Feedback nutzten, das sie von approbierten Therapeuten auf der Basis von Videoaufnahmen erhielten. Zudem wird in einem weiteren Beitrag dargelegt, welche Ausbildungsmerkmale dazu beitragen, dass Therapeuten auch nach ihrer Ausbildung Expositionsverfahren in ihren Therapien einsetzen (Broicher et al.). Alle Beiträge sollen Anstöße für weitere Forschungsarbeiten im Bereich der Psychotherapieausbildung und Hinweise zur Optimierung des Lernerfolgs von Ausbildungsteilnehmern geben.
Ziele von Supervisionsforschung in der Verhaltenstherapie – ein Scoping Review
Dr. Franziska Kühne | Universität Potsdam
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Autoren:
Dr. Franziska Kühne | Universität Potsdam
Jana Maas | Universität Potsdam | Germany
Sophia Wiesenthal | Unitervistät Potsdam | Germany
Prof. Dr. Florian Weck | Universität Potsdam | Germany
Hintergrund: Trotz vielfältiger Anforderungen – Supervision soll zum Erwerb therapeutischen Wissens und therapeutischer Kompetenzen beitragen und die Qualitätssicherung in Ausbildung und Berufspraxis unterstützen – scheint noch immer eine Diskrepanz zwischen Supervisionspraxis und empirischer Evidenz zu bestehen. Die Übersichtsarbeit zielt darauf ab, den aktuellen Forschungsstand zur Supervision im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie abzubilden und Schlussfolgerungen für die Forschung abzuleiten. Methodik: Zur Evidenzsynthese wurde ein Scoping Review durchgeführt. Neben einer systematischen Literaturrecherche wurden Vorwärts- und Rückwärtssuchstrategien umgesetzt. Ergebnisse wurden strukturiert extrahiert und werden übersichtlich und fokussiert präsentiert. Ergebnisse: Eingeschlossen wurden zwölf Publikationen basierend auf zehn empirischen Studien, wobei sich alle Studien auf Ausbildungssettings bezogen. Meist wurde in der Supervision verbales Feedback gegeben, Übungen oder Rollenspiele wurden selten umgesetzt. Häufig wurden Effekte subjektiv erfasst, die methodische Qualität der Begleitstudien variierte. Schlussfolgerungen: Forschungsbedarfe wurden bezüglich der Evaluation von Supervision in der klinischen Praxis, der Prüfung unterschiedlicher Supervisionstechniken, der stärkeren Umsetzung empirischer Studien, des Einbezugs spezifischer Zielgrößen (wie proximaler oder negativer Effekte) sowie der konzeptuellen Einordnung von Supervision deutlich. Die Arbeit zeigt, dass sowohl experimentell orientierte Studien als auch die Evaluation von Supervision in der klinischen Praxis eine Bereicherung für die zukünftige Forschung darstellen können.
Nutzung von psychometrischem Feedback in Ausbildung und Supervision
M.Sc. Viola Müller | Universität Trier | Germany
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Autoren:
M.Sc. Viola Müller | Universität Trier | Germany
Dr. Julian Rubel | Universität Trier | Germany
Anne-Katharina Deisenhofer | Universität Trier | Germany
Prof. Dr. Wolfgang Lutz | Universität Trier | Germany
Hintergrund: Die Zahl der Patienten, die nicht auf eine Psychotherapie ansprechen oder sich sogar im Verlauf verschlechtern wird auf etwa ein Drittel geschätzt. Da Therapeuten im Vergleich zu empirischen Algorithmen negative Entwicklungen schlechter entdecken oder prognostizieren, brauchen sie zusätzliche Unterstützung in Form von kontinuierlichen Rückmeldungen über den Fortschritt ihrer Patienten. Diese Informationen können verwendet werden um in Absprache mit dem Supervisor den bisherigen Therapieplan anzupassen. Kontinuierliche Rückmeldungen haben ihren Nutzen in zahlreichen Einzelstudien und Meta-Analysen zeigen können. Wenig ist bisher jedoch darüber bekannt, wie Therapeuten Feedback nutzen. Methode: In der vorliegenden Studie wurden 72 Psychotherapeuten in Ausbildung für 648 ihrer Patienten nach der Therapie dazu befragt, wie sie das psychometrische Feedback genutzt haben. Therapeutenunterschiede wurden mittels Mehrebenenmodellen ermittelt. Ergebnisse: Therapeuten verwendeten für einen Großteil ihrer Patienten das Feedback. In etwa einem Drittel der Fälle gab es den Therapeuten den Anstoß zusätzliche Hilfen (z.B. Supervision) zu beanspruchen. Ähnlich einer Supervision wurde für über die Hälfte der Patienten das Feedback genutzt um therapeutische Interventionen anzupassen. Ob und in welcher Form es genutzt wurde hing jedoch stark von dem Therapeuten ab. Je nach Verwendungsart konnten Therapeutenunterschiede zwischen 27% und 52% der Feedbacknutzung erklären. Diskussion: Psychometrisches Feedback scheint von einigen Therapeuten deutlich stärker eingesetzt zu werden als von anderen. Möglichkeiten einer breiteren Disseminierung und vereinfachten Nutzung im Rahmen auch der Supervision werden diskutiert und vorgestellt.
Wie wirkt sich mehrmaliges Kompetenz-Feedback auf psychotherapeutische Behandlungen aus? Eine qualitative Analyse
Yvonne M. Kaufmann | Universität Potsdam / Universität Mainz | Germany
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Autoren:
Yvonne M. Kaufmann | Universität Potsdam / Universität Mainz | Germany
Lisa Maiwald | Universität Mainz | Germany
Svenja Schindler | Universität Mainz | Germany
Prof. Dr. Florian Weck | Universität Potsdam | Germany
Theoretischer Hintergrund: Zum aktuellen Forschungsstand ist weder klar welche spezifischen Methoden sich zur Kompetenzentwicklung bei Ausbildungstherapeuten eignen noch wie diese wirken. Allerdings gibt es erste Hinweise auf einen positiven Einfluss von Feedback für die Förderung therapeutischer Kompetenzen (Weck, Kaufmann, & Höfling, 2016). Fragestellung: Es wurde qualitativ exploriert, wie Therapeuten mit videobasiertem Kompetenz-Feedback umgehen. Ferner wurde untersucht welche Auswirkungen das Feedback aus Therapeutenperspektive auf die Behandlung, die Supervision, die eigene Person und die therapeutische Beziehung hat. Methode: Elf Ausbildungstherapeuten, die zu fünf von 20 Therapiesitzungen ein Kompetenz-Feedback erhielten, wurden mithilfe eines halbstrukturierten Interviewleitfadens befragt. Die Auswertung erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring (2015). Als Grundlage für die Kategorienbildung dienten Transkriptionen der Therapeuteninterviews, die durch verschiedene Reduktionsphasen die Bildung von Hauptkategorien erlaubten. Ergebnisse: Das auf Basis der Interviews erstellte Kategoriensystem umfasste die Hauptkategorien „Erwartungen an Feedback“, „Wahrnehmung des Feedbacks“, „Verarbeitung und Umgang mit Feedback“, „Folgen, Auswirkungen und Veränderungen durch Feedback“ sowie „Verbesserungswünsche“. Schlussfolgerungen: Therapeuten streben eine Umsetzung des Feedbacks an und wählen dabei bestimmte Aspekte der Rückmeldungen zur Umsetzung aus. Das Kompetenz-Feedback wirkt sich vielfältig auf die Behandlung, die Supervision, die eigene Person und die therapeutische Beziehung aus.
Der Einfluss von ausbildungsbezogenen Faktoren auf die Anwendung von Expositionsverfahren in der therapeutischen Praxis
Thomas Broicher | Universität zu Köln | Germany
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Autoren:
Thomas Broicher | Universität zu Köln | Germany
Dr. Peter Neudeck | Uniersität zu Köln | Germany
Prof. Dr. Alexander L. Gerlach | Uniersität zu Köln | Germany
Hintergrund: Expositionstherapie als die am besten evidenzbasierte Psychotherapie zur Behandlung von Angst-, Zwangs- und Posttraumatischen Belastungsstörungen ist in der Praxis unterrepräsentiert. Die Disseminationsforschung untersucht Einflussgrößen, um die Verbreitung von Expositionsverfahren wirksamer und nachhaltiger gestalten zu können. Fragestellung: der Einfluss der Ausbildungsphase für die spätere Anwendung von Expositionsverfahren in der Praxis. Methodik: mit Hilfe von zwei selbst entworfene Fragebögen wurde in einer bundesweiten Umfrage unter 20 Institutsleitern und 398 Ehemaligen ein umfangreicher Datensatz aus der Praxis der Behandler (individuelle Faktoren) und der Ausbildungsinstitute (kontextueller Faktoren erhoben). Ergebnis: besonders eine universitäre Anbindung der Ausbildungsinstitute trägt als günstige Kontextbedingung zu einer wirksamen Dissemination bei. Auf individueller Ebene: Typ und inhaltliche Aspekte (u.a. Gewichtung von Expositionsverfahren innerhalb von Seminaren und Supervision) der Ausbildung, Behandlungshäufigkeit der Störungsbilder, Arbeitsort und die eigene Meinung der Absolventen zu Expositionsverfahren. Aspekte der Ausbildung stellten moderierende Variablen dar. Schlussfolgerungen: der Disseminationsprozess muss für ein zunehmend ganzheitliches Verständnis auf individueller und kontextueller Ebene verstanden werden. Der Ausbildungsphase kommt hierbei eine zentrale Rolle zu: Institute, Ausbilder und Supervisoren können als Distributoren die Häufigkeit der Anwendung von Expositionsverfahren in der Praxis über das Ausbildungsende hinaus nachhaltig erheblich beeinflussen.