Thema:
2.1 Therapie psychischer Störungen im Erwachsenenalter
Chair(s):
Dr. Jana Strahler (Justus-Liebig-Universität Gießen)
Präsentationsart:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
14:45 Uhr
OPD Modul Abhängigkeitserkrankungen
Dr. Lukas Forschner | SRH Medinet Fachklinik Alte Ölmühle | Germany
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Autoren:
Dr. Lukas Forschner | SRH Medinet Fachklinik Alte Ölmühle | Germany
Thorsten Jakobsen | Germany
Valentina Albertini | Germany
Andreas Dieckmann | Germany
Dieter Nitzgen | Germany
Jan Obendiek | Germany
Harald Sporn | Germany
Darius Tabatabei | Germany
Klaus von Ploetz | Germany
Einführung in das OPD Modul Abhängigkeitserkrankungen
Lukas Forschner
Mit dem Modul Abhängigkeitserkrankungen als Ergänzung zur Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD-2) ist es gelungen, eine manualisierte Einschätzung der Psychodynamik bei stoffbezogenem Missbrauch oder Abhängigkeit vorzulegen. In dem Vortrag werden die wichtigsten Elemente (Suchtspirale, Verselbstständigung, Aneignung) dieses Moduls kurz beschrieben und an einem Fallbeispiel deutlich gemacht. Mit diesen Kernelementen ist eine Beschreibung und ein tieferes Verständnis der Psychodynamik und auch eine Ableitung von Therapiefoki bei Abhängigkeitserkrankungen möglich.
15:03 Uhr
Zeitliche Entwicklung von Konsummustern psychoaktiver Substanzen im Jugendalter
Wolfgang Ihle | Universität Potsdam | Germany
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Autoren:
Wolfgang Ihle | Universität Potsdam | Germany
Dr. Andreas Böhm | Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie | Germany
Hintergrund: Substanzgebrauchsstörungen sind weit verbreitet, wobei Störungen durch Alkoholkonsum wesentlich häufiger als Störungen durch Konsum illegaler Substanzen auftreten. Dies trifft auch für Jugendliche zu, wobei junge Männer höhere Raten problematischer Konsummuster aufweisen. Empirische Studien belegen, dass das Einstiegsalter in den Konsum psychoaktiver Substanzen von entscheidender Bedeutung für den weiteren Verlauf ist. Regelmäßig durchgeführte bevölkerungsrepräsentative Studien geben Aufschluss über Lebenszeit- und aktuelle Konsumfrequenz legaler und illegaler Substanzen. Über die zeitliche Entwicklung von Konsummustern ist bisher jedoch noch zu wenig bekannt. Fragestellung: Konsumgewohnheiten, Einstiegsalter und Häufigkeit problematischen Substanzgebrauchs bei Jugendlichen. Zeitliche Entwicklung der Prävalenz von Konsummustern. Methode: Vier repräsentative Befragungen von jeweils knapp 10.000 durchschnittlich 16-jährigen Schülern der 10. Klassen des Landes Brandenburg in den Jahren 2004/05, 2008/09, 2012/13 und 2016/17. Erfassung von Einstiegsalter, Lebenszeitprävalenz, aktueller Konsumfrequenz legaler und illegaler Substanzen sowie stimmungsbeeinflussender Medikamente. Ergebnisse: Im zeitlichen Verlauf konnte von 2004/05 bis 2012/13 eine Abnahme regelmäßiger/ problematischer Konsummuster bei Nikotin, Alkohol und Cannabis belegt werden. Die Ergebnisse werden differenziert in Abhängigkeit von Geschlecht, Schultyp, Schulleistungen und Lebenszufriedenheit dargestellt. Analysen der zeitlichen Entwicklung von Konsummustern (gleichzeitiger Konsum von unterschiedlichen Substanzen) und die Auswertung der 2016/17er-Daten sind derzeit noch im Gange und sollen erstmals anlässlich der Tagung präsentiert werden.
15:21 Uhr
"Push it!" or "Hold it!"? Ein Vergleich von Vermeidungs- versus Inhibitions-Training bei Rauchern
Dr. Alla Machulska | Ruhr-Universität Bochum | Germany
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Autoren:
Dr. Alla Machulska | Ruhr-Universität Bochum | Germany
Prof. Dr. Mike Rinck | Germany
Juniorprofessor Armin Zlomuzica | Germany
Prof. Hans-Jörg Assion | Germany
Dr. Gerhard Reymann | Germany
Prof. Dr. Jürgen Margraf | Germany
Obwohl Rauchen mit enormen gesundheitlichen, psychologischen und volkswirtschaftlichen Kosten verbunden ist, stellt die Nikotinabhängigkeit in Deutschland die häufigste Substanzgebrauchsstörung dar (Drogen- und Suchtbericht, 2016). Zudem äußern die meisten Raucher den Wunsch, das Rauchen zu beenden. Rückfälle sind jedoch selbst nach erfolgreicher Therapie sehr häufig (Hughes et al., 2004). Ein Grund dafür könnte in einer verzerrten Informationsverarbeitung zugunsten von Rauchreizen liegen. Insbesondere automatische Annäherungstendenzen an nikotinrelevante Reize können zur Aufrechterhaltung des Rauchverhaltens beitragen, wenn Fähigkeiten zur Inhibition unzureichend sind. Interventionen mit dem Ziel, automatische Annäherungstendenzen zu reduzieren oder Inhibitionsfähigkeiten zu steigern, haben erste positive Ergebnisse in der Rauchentwöhnung erbracht. Bislang gibt es jedoch noch keine Studie, die die Wirksamkeit beider Methoden miteinander vergleicht. Zur Abstinenz motivierte Raucher (geplantes N/Gruppe: 50) nehmen zu Beginn der Intervention an einer einstündigen Psychoedukation teil. Eine Messversion der Nikotin-Approach-Avoidance-Task (N-AAT) und ein approach/avoid Implicit-Association-Test (IAT) werden eingesetzt, um automatische Annäherungstendenzen vor und nach dem Training zu messen. Exekutive Funktionen werden mithilfe einer klassischen Stroop-Aufgabe erfasst. Danach werden alle Probanden randomisiert einer von vier Bedingungen zugewiesen: (a) Vermeidungs-AAT-Training (alle nikotinassoziierten Bilder werden im Wegdrückformat präsentiert, alle alternativen Bilder im Heranziehformat), (b) Placebo-AAT-Training (keine solche Kontingenz zwischen Bildinhalt und Armbewegung), (c) No-Go-AAT-Training (alle nikotinassoziierten Bilder werden im No-Go-Format präsentiert, alle alternativen Bilder im Go-Format), (d) Go/No-Go-Placebo-AAT-Training (keine solche Kontingenz zwischen Bildinhalt und Reaktionsinhibition). Insgesamt nehmen die Probanden an fünf Trainingssitzungen teil. Es wird erwartet, dass die Trainingsversionen (Vermeidungs- und No-Go-AAT-Training) zu einer signifikanten Reduktion der Annäherungsverzerrung und zu höheren Abstinenzraten führen. Vorläufige Ergebnisse werden präsentiert.
15:39 Uhr
Ablenkbarkeit durch sexuelle Reize – ein biologischer Marker der Hypersexualität?
Dr. Jana Strahler | Justus-Liebig-Universität Gießen | Germany
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Autoren:
Dr. Jana Strahler | Justus-Liebig-Universität Gießen | Germany
Dr. Sina Wehrum-Osinsky | Justus-Liebig-Universität Gießen | Germany
Onno Kruse | Justus-Liebig-Universität Gießen | Germany
Prof. Tim Klucken | Universität Siegen | Germany
Prof. Dr. Rudolf Stark | Justus-Liebig-Universität Gießen | Germany
Eine hohe Ablenkbarkeit durch sexuelle Reize wird als möglicher Vulnerabilitätsfaktor für die Entwicklung sexuell süchtigen Verhaltens diskutiert. Offen ist hier, ob Personen mit einer hohen allgemeinen sexuellen Motivation stärker auf sexuelle Reize ansprechen als Personen mit niedriger sexueller Motivation. Ebenfalls unklar ist, ob die Ablenkbarkeit durch sexuelle Reize in sexuell süchtigem Verhalten, z.B. problematischer Pornografiekonsum, resultiert. Unsere Annahme war, dass die Ablenkbarkeit bei Männern mit sexuell süchtigem Verhalten stärker ausgeprägt ist als bei gesunden Kontrollen.
In zwei identisch ablaufenden Experimenten wurden 100 gesunde Probanden (50 Frauen) sowie 20 Sexsüchtige (exzessiver Pornografiekonsum) und 20 alters-gematchte Kontrollen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie untersucht. Aufgabe der ProbandInnen war es zu entscheiden, ob zwei Linien, die links und rechts von einem Bild mit entweder neutralem oder sexuellem Inhalt angeordnet waren, parallel ausgerichtet waren oder nicht.
Erste Analysen zeigen, dass die Reaktionszeiten in der Linienorientierungsaufgabe bei Bildern mit sexuellem Inhalt im Vergleich zur neutralen Bedingung verlangsamt waren. Im Gegensatz dazu hatte die allgemeine sexuelle Motivation sowie sexuell süchtiges Verhalten nur einen kleinen bis gar keinen Effekt auf die Reaktionszeiten und das neuronale Aktivierungsmuster.
Entgegen unserer Annahmen scheint die Ablenkbarkeit durch sexuelle Reize keine herausragende Rolle bei der Entstehung sexuell süchtigen Verhaltens zu spielen. Eine Rolle spielt hierbei eventuell ein Deckeneffekt: Sexuelle Reize binden allgemein viel Aufmerksamkeit, unabhängig von der allgemeinen sexuellen Motivation oder sexuell süchtigem Verhalten.
15:57 Uhr
Zum Gefährdungspotential im Umgang mit „Legal Highs“ – ein Fallbeispiel
Dr. Andreas Günzel | Universität Leipzig | Germany
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Autoren:
Dr. Andreas Günzel | Universität Leipzig | Germany
Prof. Dr. Jan Dreßler | Univerversität Leipzig | Germany
Dr. Heiner Trauer | Universität Leipzig | Germany
Die Bezeichnung „Legal Highs“ legt nahe, dass es sich bei solchen Substanzen oder Zubereitungen um legale, das heißt, keinen gesetzlichen Restriktionen unterworfene Produkte handelt. Mit dem Erwerb, Besitz, Konsum und möglicher Weitergabe wird gegen kein Gesetz verstoßen. Tatsächlich liegt im täglich unübersichtlicher werdenden Gebiet dieser Legal Highs enorme und häufig stark unterschätzte Gefährdungspotentiale, wie anhand eines aktuellen Falles demonstriert wird.
Die Polizei stellte bei einer Kontrolle insgesamt 10 Tütchen unbekannten Inhalts sicher. Optisch waren Unterschiede teilweise erkennbar, auf keiner der Behältnisse befand sich ein Hinweis auf den möglichen Inhaltsstoff. In aufwendigen Untersuchungsschritten mit modernen Analysensystemen gelang überwiegend eine akzeptable Identifizierung, jedoch nicht im jeden Fall. Anhand der Untersuchungsergebnisse werden diese Substanzen (u. a. synthetisches Cannabinoid, Sildenafil-Derivat, Cathinon-Derivate u. a.) kurz vorgestellt und auf das Gefährdungspotential, die rechtliche Situation sowie auf Bezugsmöglichkeiten und Preise eingegangen.