Thema:
3.3. Nachwuchsförderung
Leitung:
Dr. Bernadette von Dawans
Dr. Lena Krämer
Präsentationsart:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Das Symposium soll einen Einblick in die vielfältige und oft interdisziplinäre Arbeit der Jungmitglieder geben. Es werden sowohl Themen aus dem Kinder- und Jugendbereich als auch Forschung mit Erwachsenen vorgestellt. Wir wollen in diesem Symposium durch die Vorträge von 6 Jungmitgliedern auf die intensive Forschungsarbeit der StudentInnen, DoktorandInnen und Post-DoktorandInnen in der Fachgruppe aufmerksam machen. Die Vorträge werden neben der Vorstellung der bearbeiteten Forschungsprojekte auch die jeweiligen, sehr unterschiedlichen individuellen Karrierewege aufzeigen. Wir hoffen durch die 10-12-minütigen Vorträge für alle Tagungsteilnehmer die spannende Vielfalt der klinischen Forschung sowie die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten als klinische/r Psychologe/in in der Forschung und Praxis demonstrieren zu können.
„Primärprävention von Depression bei Kindern und Jugendlichen mit einem an Depression erkrankten Elternteil (PRODO)“ - Qualitative Evaluation
Nathalie Claus
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Autoren:
Nathalie Claus
Dr. Belinda Platt | Klinikum der Universität München | Germany
Prof. Dr. Thomas Ehring | LMU München | Germany
Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne | Germany
Kornelija Laura Starman | Klinikum der Universität München LMU | Germany
Johanna Löchner | Germany
Kinder depressiver Eltern weisen ein deutlich erhöhtes Risiko auf, selbst auch an einer Depression zu erkranken. Aufbauend auf dem US-amerikanischen Programm "Raising Healthy Children" von Compas und Kollegen (2009, 2011) stellt PRODO den ersten deutschen Replikationsversuch eines selektiven Präventionsprogramms dar, das sowohl die betroffenen Eltern, als auch ihre Kinder einschließt und über 15 Monate hinweg mit einer Kontrollgruppe vergleicht. Den Kern dieser Studie bilden die quantitativen Daten des RCT - diese sollen jedoch komplementär ergänzt werden durch qualitatives Feedback der Teilnehmer, um das Programm mithilfe ihrer persönlichen Eindrücke fortlaufend zu verbessern. Qualitative Interviews werden im Rahmen der Behandlung von Depression bereits eingesetzt, in der Prävention bisher jedoch noch nicht.
Im Laufe des Frühjahres 2017 sind eine Focus Group, sowie telephonische halbstrukturierte Interviews (angelehnt an "TARGET", Patrick Smith, King's College London) mit insgesamt ca. 40 PRODO-Teilnehmern geplant. Hierbei geht es v.a. darum, herauszufinden, welche Elemente als besonders hilfreich erlebt wurden, inwiefern sie in den Alltag integriert werden konnten, und wo sich potentielle Probleme ergaben. Aktuell sind bereits Interviewdaten von 20 Teilnehmern vorhanden, jedoch noch nicht ausgewertet. Die thematische Analyse mithilfe der Software NVivo soll nach Ende der Datenerhebung stattfinden.
Akzeptanz und Effektivität einer Online-Intervention für Menschen mit depressiver Symptomatik in der Wartezeit auf ambulante Psychotherapie: Eine randomisiert- kontrollierte Studie
Sashi Grünzig | Albert-Ludwigs-Universität Freiburg | Germany
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Autoren:
Sashi Grünzig | Albert-Ludwigs-Universität Freiburg | Germany
Prof. Dr. Jürgen Bengel | Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Institut für Psychologie | Germany
Dr. Lena Krämer | Albert-Ludwigs-Universität Freiburg | Germany
Hintergrund. Psychotherapeutische Praxen und Ambulanzen in Deutschland haben lange Wartezeiten. Webbasierte Interventionen können beitragen die Versorgungslücke zu mindern. Die Studie untersucht Effektivität und Akzeptanz einer Online-Intervention für Menschen mit depressiver Symptomatik in der Wartezeit auf Psychotherapie.
Methodik. Teilnehmer werden in psychotherapeutischen Hochschulambulanzen rekrutiert. Therapieinteressenten auf der Warteliste, die oberhalb des Depressions-Cutoffs liegen, nehmen an der Prä-Messung teil und werden randomisiert der Interventionsbedingung (Standardversorgung + Online-Intervention) oder der Wartekontrollbedingung (Standardversorgung + Online-Intervention nach Follow-Up) zugewiesen. Nach 10 Wochen erfolgt die Post-Messung, nach weiteren 3 Monaten die Follow-Up-Messung. Outcomes für die Effektivitätsanalysen sind Depressionsschweregrad sowie weitere gesundheitsbezogene Parameter. Die Akzeptanz der Intervention wird über Inanspruchnahme und Abbrüche der Intervention sowie Einstellungsmaße abgebildet. Für die weitere Evaluation der Akzeptanz werden standardisierte Interviews mit Interventionsgruppenteilnehmern durchgeführt.
Diskussion. Die Studie untersucht ein relevantes Setting für die Implementierung web-basierter Interventionen und trägt zur Erprobung innovativer, ressourcenschonender Behandlungskonzepte bei. Sie leistet insgesamt einen Beitrag zur psychotherapeutischen Akut- und Kurzzeitbehandlung.
Entwicklung und Evaluation des Bochumer Angstvermeidungs- und Emotionsregulationsfragebogens für Kinder (BAER-C)
Michael W. Kreißl | Ruhr-Universität Bochum | Germany
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Autoren:
Michael W. Kreißl | Ruhr-Universität Bochum | Germany
Prof. Dr. Silvia Schneider | Ruhr Universität Bochum | Germany
Trotz der entscheidenden Rolle von Vermeidung bei Entstehung und Aufrechterhaltung von Angststörungen existiert bisher kein deutschsprachiges, valides Messinstrument, das Vermeidung differenziert erfasst. Abgeleitet vom Prozess-Modell der Emotionsregulation von Gross wurde der Bochumer Angstvermeidungs- und Emotionsregulationsfragebogen für Kinder (BAER-C) entwickelt. Dieser erfasst in einer Kinder- und Elternversion mit 21 Items drei Arten von Vermeidung (behaviorale/kognitive Vermeidung und soziales Sicherheitsverhalten), sowie Reappraisal in Angstsituationen. Die hiesige Studie überprüft die psychometrische Güte des BAER-C.
Als Validierungsstichprobe sollen mindestens 200 Schüler von 8 - 14 Jahren, sowie deren Eltern, rekrutiert werden. Dabei sollen Faktorenstruktur, interne Konsistenz, Eltern-Kind Übereinstimmung, sowie konvergente (FEEL-KJ) und divergente (SMFQ) Validität untersucht werden. Zudem sollen die Daten mit einer klinischen Stichprobe verglichen werden.
Erste Ergebnisse der Validierung werden präsentiert.
Erweist sich der BAER-C als valide, ist er ein Messinstrument für Forschung und Praxis, der reliabel, valide und ökonomisch wichtige Informationen für die Therapieplanung und den Therapieerfolg bei Angststörungen erfassen könnte.
Desorganisation traumatischer Erinnerungen und die Entwicklung post-traumatischer Wiedererlebenssymptome: Eine Traumafilm-Studie
Juliane Sachschal | University of Oxford | United Kingdom
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Autoren:
Juliane Sachschal | University of Oxford | United Kingdom
Elizabeth Woodward | University of Oxford | United Kingdom
Julia Wichelmann | Westfälische Wilhelms-Universität Münster | Germany
Katharina Haag | Bath University | United Kingdom
Prof. Dr. Anke Ehlers | Dept. of Experimental Psychology, Oxford University | United Kingdom
Traumaüberlebende mit Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) haben intrusive Wiedererlebenssymptome, können sich aber oft nicht an bestimmte Traumadetails erinnern. Es wird angenommen, dass die Qualität des Traumagedächtnisses maßgeblich zur Entwicklung und Aufrechterhaltung von PTBS beiträgt. Die folgende Studie untersuchte den Effekt von Trauma auf Integration und Abruf traumatischer Erinnerungen, sowie den Zusammenhang zwischen kognitiver Verarbeitung, Gedächtnisqualität und der Entwicklung von Wiedererlebenssymptomen mit einem Traumafilm-Paradigma. Neunzig gesunde Teilnehmer sahen einen traumatischen oder neutralen Film und berichteten kognitive Verarbeitung während des Films, Gedächtnisqualität an Tag 3 und 8, sowie Wiedererlebenssymptome an Tag 8. Die Traumafilm-Gruppe berichtete weniger Integration der schlimmsten Momente des Traumafilms im Vergleich zur neutralen Filmgruppe, jedoch keine Schwierigkeiten im Gedächtnisabruf. Die subjektive Desintegration der schlimmsten Momente des Traumafilms an Tag 3 mediierte teilweise den Zusammenhang zwischen kognitiver Verarbeitung und Wiedererlebenssymptomen. Die Studie trägt zu einem besseren Verständnis der Qualität des Traumagedächtnisses und dessen Rolle bei der Entwicklung von PTBS bei.
Eine Depressionsbehandlung mit Einzel-Ultrakurzzeit-Therapie und internet-basierter KVT als Zusatzsäule in der Gesundheitsversorgung? Qualitative Studien über die Perspektive von Hausärzten und Therapeuten zur Implementation von Blended Therapy
Ingrid Titzler | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) | Germany
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Autoren:
Ingrid Titzler | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) | Germany
Prof. Dr. Matthias Berking | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) | Germany
Dr. David Daniel Ebert | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Germany
Hintergrund: Internet-basierte Depressionsbehandlungsprogramme mit therapeutischer Unterstützung haben sich als wirksam erwiesen. "Blended Therapies", bei denen vor-Ort-Therapiesitzungen mit Internetangeboten kombiniert werden, könnten das Versorgungsangebot erweitern. Offen ist die Frage, wie sie im Versorgungssystem zu implementieren seien. Ziele dieser Studien waren die Identifikation wahrgenommener Barrieren und Förderfaktoren bei Hausärzten als Überweiser und Therapeuten als Anwender.
Methode: Semi-strukturierte Experteninterviews mit zwölf Hausärzten und fünf Therapeuten über hinderliche und förderliche Faktoren - auf der Basis des Theoretical Domains Framework - wurden jeweils mit einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Beide Berufsgruppen waren an einem EU-Forschungsprojekt (www.e-compared.de) beteiligt, welches die Wirksamkeit einer Kombination aus internet-/mobilgestützten Behandlungsmodulen sowie vor-Ort-Therapiesitzungen im Vergleich zur hausärztlichen Depressionsbehandlung evaluiert.
Ergebnisse: Barrieren und Förderfaktoren aus der Sicht potentieller Nutzern dieser neuen Versorgungsform werden präsentiert.
Diskussion: Bei nachgewiesener Wirksamkeit könnten Blended-Konzepte die Versorgungssituation verbessern. Für eine effektive Implementierung ins Versorgungssystem kann die Bereitschaft der Hausärzte, an diese zu überweisen und der Therapeuten, diese in ihre Behandlung zu integrieren durch abgeleitete Strategien erhöht werden.
Stichworte: Internet-/mobilbasierte Therapie (KVT), Blended Therapy, Depression, Barrieren und Förderfaktoren, Implementation evidenz-basierter Interventionen.
Achtsamkeit zur Steigerung sexueller Erregung bei Frauen: Ein Laborparadigma
Dr. Julia Velten | Ruhr-Universität bochum | Germany
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Autoren:
Dr. Julia Velten | Ruhr-Universität bochum | Germany
Prof. Dr. Jürgen Margraf | Ruhr-Universität Bochum | Germany
Prof. Dr. Lori Brotto | Germany
Hintergrund: Achtsamkeitsbasierte Therapien sind effektiv zur Behandlung sexueller Funktionsstörungen bei Frauen. Bislang ist jedoch unklar, durch welche Wirkmechanismen Achtsamkeit die sexuelle Funktion bei Frauen positiv beeinflussen kann. Das Ziel unserer Studie war daher, den Einfluss von Achtsamkeitsmeditation auf die sexuelle Reaktion von Frauen im Rahmen eines Laborparadigmas zu untersuchen.
Methode: 41 Frauen nahmen an zwei Laborsitzungen teil. In jeder Sitzung wurden zwei erotische Filme präsentiert während derer die subjektive und genitale Erregung der Teilnehmerinnen kontinuierlich erfasst wurden. Zwischen den zwei Filmen kam in jeder Sitzung eine andere Aufmerksamkeitsmanipulation zum Einsatz. Die Teilnehmerinnen führten in einer Sitzung eine Körperwahrnehmungsübung (Achtsamkeitsbedingung) und in der anderen Sitzung eine Visualisierungsübung (Kontrollbedingung) aus.
Ergebnisse: In der Achtsamkeitsbedingung zeigten die Teilnehmerinnen eine erhöhte subjektive Erregung.
Diskussion: Achtsamkeitsbasierte Interventionen, die Frauen dazu ermutigen, körperliche Zeichen sexueller Erregung im Hier und Jetzt bewusst wahrzunehmen, erhöhen möglicherweise das subjektive Erregungsempfinden bei sexueller Aktivität und beeinflussen dadurch die sexuelle Funktion positiv.