P-85 : Return of fear: Variationen im Serotonin Transporter Gen prädizieren den Langzeit-Effekt eines hochstandardisierten one-session Expositionstrainings
Dr. Andre Wannemüller | Ruhr-Universität bochum | Germany
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Autoren:
Dr. Andre Wannemüller | Ruhr-Universität bochum | Germany
Dr. Dirk Moser | Germany
Prof. Dr. Robert Kumsta | Germany
Prof. Dr. Hans-Peter Jöhren | Germany
Prof. Dr. Jürgen Margraf | Germany
Die Therapiegenetikforschung versucht genetische Marker zu identifizieren, die den Therapieerfolg psychologischer Interventionen prädizieren um Therapieangebote zu stratifizieren und Personen Behandlungsangebote zu machen, von denen sie aufgrund ihrer biologischen Disposition am wahrscheinlichsten profitieren. Verschiedentlich wurde gezeigt, dass die kurze (S-)Allelvariante des Serotonintransportergens (5-HTTLPR) die individuelle Sensitivität für Umwelteinflüsse erhöht, weshalb dieses Gen ein Kandidat für die Erforschung von Gen x Therapie Interaktionen darstellt. Die Befundlage ist allerdings recht uneinheitlich, nicht zuletzt aufgrund jüngst identifizierter methodologischer Problemen wie z.B. der großen Heterogenität der untersuchten Phänotypen und Behandlungsformen sowie der häufigen Konfundierung von Psycho- und Pharmakotherapieeffekten innerhalb vieler Therapiegenetikstudien. Wir haben die Effekte eines hoch-standardisierten expositionsbasierten Ein-Sitzungs-Trainings auf die subjektive Furcht unmedizierter, hoch furchtsamer Probanden unmittelbar und sieben Monate nach Trainingsabschluss in Abhängigkeit vom 5-HTTLPR Genotyp untersucht. Während sich unmittelbar nach Therapieabschluss keine differentiellen Therapieeffekte zeigten, ließ sich im follow-up ein starker Gen x Therapie Effekt [p = 0.007] ausmachen. Die Furcht von homozygoten S-Allelträgern stieg wieder auf das Niveau vor der Therapie an, Probanden mit zwei Kopien des langen Allels zeigten einen weiteren Furchtrückgang. Das deutet auf eine differentielle Stabilität inhibitorischen Lernens hin, die wahrscheinlich auf eine erhöhte Neigung zum kontextsensitiven fear-renewal zurückgeht und one-session Trainings für S-Allelträger evtl. unbrauchbar macht.
P-86 : Aktuelle Prävalenzschätzungen für psychische Störungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Ergebnisse der Behavior and Mind Health Study
Prof. Dr. Katja Beesdo-Baum | Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, TU Dresden | Germany
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Autoren:
Prof. Dr. Katja Beesdo-Baum | Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, TU Dresden | Germany
Catharina Voss | Germany
John Venz | Germany
Dr. Jana Hoyer | Germany
Charlotte Frech | Germany
Dr. Lars Pieper | Germany
Die „Behavior and Mind Health Study“ (BeMIND) erlaubt erstmals in Deutschland die Schätzung der Prävalenz psychischer Störungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach den Kriterien des DSM-5. Der Studie liegt eine alters- und geschlechtsstratifizierte Zufallsstichprobe 14-21 Jähriger aus Dresden zugrunde, die 2015/2016 u.a. mittels eines für die Erfassung von DSM-5 Kriterien adaptierten standardisierten diagnostischen Interviews (DIA-X/CIDI) durch klinische Interviewer untersucht wurde (N=1180). Angststörungen (Phobien, Trennungsangst, Panikstörung, Generalisierte Angststörung) waren sowohl auf die Lebenszeit (29%) als auch auf die letzten 12 Monate bezogen (18%) mit Abstand die häufigsten psychischen Störungen, gefolgt von Störungen durch Substanzkonsum (21% Lebenszeit, 18% letzte 12 Monate; insb. aufgrund leichtgradiger Tabakkonsumstörung) und depressiven Störungen (19% Lebenszeit, 8% letzte 12 Monate). Bipolare Störungen, Trauma- und Stressbezogene Störungen, Zwangsstörungen, Essstörungen, ADHS sowie Disruptive, Impulskontroll- und Sozialverhaltensstörungen waren insbesondere in den letzten 12 Monate mit Prävalenzschätzungen von jeweils unter 5% deutlich seltener. Die Befunde unterstreichen aufgrund der insgesamt hohen Prävalenz psychischer Störungen bereits bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht nur einen enormen Bedarf an frühen Interventionen, sondern insbesondere auch die Notwendigkeit einer deutlich intensivierten Ursachenforschung. Die prospektiv-longitudinal angelegte BeMIND-Studie wird aufgrund ihrer umfangreichen Untersuchungskomponenten wesentlich zu einem verbesserten Verständnis der Entwicklung psychischer Störungen beitragen.
P-87 : Wirksamkeit und Moderatoren psychologischer Interventionen zur Prävention von Depression. Eine individuelle Patienten-Daten Meta-Analyse
Claudia Buntrock | Germany
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Autoren:
Claudia Buntrock | Germany
Jo Annika Reins | Germany
Prof. Dr. Matthias Berking | Germany
Prof. Dr. Pim Cuijpers | Germany
Dr. David Daniel Ebert | Germany
Hintergrund
Evidenz zeigt, dass psychologische Interventionen dem Entstehen einer Major Depression (MD) effektiv vorbeugen können. Eine Meta-Analyse von 32 randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) zur Bewertung präventiver Interventionen ergab eine relative Verringerung der Inzidenz einer MD von 21% in Interventions- gegenüber Kontrollgruppen. Während Effektgrößen die durchschnittliche Wirksamkeit von Interventionen begründen können, können sie nicht differenzieren für wen Interventionen wirksam sind. RCTs haben jedoch nicht ausreichend statistische Power, um Moderator-Effekte zu erkennen. Individuelle Patienten Daten Meta-Analysen (IPDMA) können ein Lösungsansatz sein.
Methode
Wir haben eine systematische Literaturrecherche durchgeführt und RCTs eingeschlossen, die eine psychologische Intervention in Teilnehmer, die zu Baseline nicht DSM-IV Kriterien einer MD erfüllt haben, mit einer Kontrollbedingung in Bezug auf das Entstehen einer MD evaluiert haben. Für Patienten-Level Daten, werden wir Moderator-Effekte auf die Interventionsergebnisse mit einem 1-step IPDMA-Ansatz analysieren, der einen differenzierten Umgang mit Kovariaten erlaubt.
Ergebnisse
Wir haben Primärdaten (n=2372) von 12 randomisiert-kontrollierten Studien zusammengefasst. Vorläufige Ergebnisse zeigen zur 6-Monatskatamnese einen statistisch signifikanten Unterschied in gemittelten Inzidenzraten von depressiven Störungen in den Kontrollgruppen (17,5%) und Interventionsgruppen (9,1%; Chi-Quadrat=21,54; p<,001). Dieser Unterschied bleibt auch langfristig (12 Monate und länger) bestehen (Kontrollgruppe: 27,3%, Interventionsgruppe: 20,3%; Chi-Quadrat=9,39; p=,002). Analysen der Moderator-Effekten sind in Bearbeitung und werden auf der Konferenz vorgestellt.
P-88 : Der Zusammenhang zwischen traumatischen Ereignissen, Schlaf und Träumen
Anja Friedrich | Germany
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Autoren:
Anja Friedrich | Germany
Merle Claßen | Germany
Prof. Dr. Angelika Schlarb | Germany
Der Zusammenhang zwischen der Posttraumatischen Belastungsstörung und diversen Schlafstörungen ist in der wissenschaftlichen Literatur belegt. Allerdings fehlen umfassende empirische Studien, die Unterschiede zwischen verschiedenen traumatischen Erfahrungen und diversen Schlafvariablen ermitteln. Aufgrund dessen wurde in dieser Studie untersucht, welche traumatischen Erlebnisse sich auf welche Schlafcharakteristika auswirken.
162 junge Erwachsene (M=22.41, SD=6.29, 16-54) bearbeiteten online einen Traumafragebogen (TLEQ), einen Schlaffragebogen (SF-B/R) und einen Traumfragebogen (MADRE). Mittels Regressionen wurden die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen traumatischen Erlebnissen und den Schlaf- bzw. Traumfragebögen überprüft.
Personen, die sexuelle Gewalt erlebten, hatten signifikant mehr Alpträume und Déjà-Vus, sowie eine tendenziell schlechtere Schlafqualität und Durchschlafstörungen. Körperliche Gewalterlebnisse waren assoziiert mit einer signifikant schlechteren Schlafqualität und tendenziell mehr Durchschlafstörungen. Probanden, die den Tod nahestehender Personen erlebten, zeigten signifikant häufiger Durchschlafstörungen, sowie tendenziell mehr Déjà-Vus und eine bessere Erinnerung ihrer Träume. Einschlafstörungen und vorzeitiges Erwachen hingen mit keiner der sieben Traumakategorien signifikant zusammen.
Besonders interpersonelle traumatische Erlebnisse wiesen einen hohen Zusammenhang mit einer schlechteren Schlafqualität, mehr Durchschlafstörungen und mehr Alpträumen auf. In der Diagnostik und Behandlung von Patienten, die interpersonelle Gewalt erlebt haben, sollte deshalb eine erhöhte Sensibilität speziell für Durchschlafstörungen und Alpträume etabliert werden.
P-89 : Cortisolsynchronizität zwischen Müttern mit und ohne Missbrauch in Kindheit und Jugend und ihren Kindern
Karen Hillmann | Germany
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Autoren:
Karen Hillmann | Germany
Corinne Neukel | Germany
PD Dr. Katja Bertsch | Germany
Dr. Anna-Lena Zietlow | Germany
Dr. Anna Fuchs | Germany
Prof. Sabine Herpertz | Germany
Dr. Michael Kaess | Germany
Es besteht ein Zusammenhang zwischen mütterlichen und kindlichen Cortisolleveln, jedoch ist bisher wenig erforscht, welchen Einfluss Missbrauch in Kindheit und Jugend der Mutter auf diese Cortsiolsynchronizität hat. Das Ziel dieser Studie war es die Cortisolsynchronizität bei Schulkindern und ihren Müttern zu replizieren und zu untersuchen ob dieser Zusammenhang bei Müttern mit Missbrauch in Kindheit und Jugend signifikant anders ist. Eine veränderte Stressantwort könnte eine Erklärung für die intergenerationale Weitergabe von Belastungen sein.
Wir untersuchten 54 Mütter und ihre Kinder (Alter: 6-11 Jahre). 28 Mütter hatten Missbrauch in Kindheit und Jugend erlebt und aktuell keine psychische Störung. 26 Mütter hatten keine Missbrauchserfahrung und kein psychische Störung. Sexueller und körperlicher Missbrauch vor dem 18. Lebensjahr wurden mit dem „Childhood Experience of Care and Abuse“ (CECA) Interview erfasst. Die Cortisol-Aufwach-Reaktion (CAR) wurde an zwei Tagen über 60 min erfasst. Multi-Level Modelle wurden berechnet um den Zusammenhang zwischen Mütterlicher und kindlicher CAR zu untersuchen und zu schauen, ob es einen Einfluss von Missbrauch in Kindheit oder Jugend gibt.
Es konnte gezeigt werden, dass die mütterliche CAR signifikant die kindliche CAR vorhersagen kann. Die Gruppenzugehörigkeit hatte keine Vorhersagekraft.
Der Zusammenhang zwischen mütterlicher und kindlicher CAR bei Schulkindern konnte repliziert werden. Es konnte kein signifikanter Einfluss von Missbrauch in Kindheit und Jugend auf diesen Zusammenhang aufgezeigt werden. Missbrauch in der Kindheit und Jugend scheint die biologische Synchronizität von Müttern und Kindern dieser Altersgruppe nicht zu beeinträchtigen.
P-90 : Das Kinder-Angsbarometer: Über den Zusammenhang zwischen Eltern- und Kinderängsten und ihren Einflusßfaktoren.
Dr. Dirk Adolph | Ruhr-Universität bochum | Germany
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Autoren:
Dr. Dirk Adolph | Ruhr-Universität bochum | Germany
Prof. Dr. Jürgen Margraf | Germany
Prof. Dr. Silvia Schneider | Germany
Ziel der vorliegenden Studie war die Erfassung des Zusammenhanges elterlicher und kindlicher klinisch-bedeutsamer Angstsymptome. In zwei bevölkerungsrepräsentativen Umfragen (N=3000) wurde die Häufigkeit klinisch bedeutsamer Ängste bei Eltern und Kindern erfasst. Zusätzlich wurden Aspekte elterlichen Verhaltens und sozialer Umweltfaktoren als Einflußfaktoren auf kindliche Ängste erhoben. Hierzu zählten demographischen Variablen, sozioökonomischer Status, elterliches Freizeitverhalten, sowie die Ausprägung allgemeiner Ängste auf den Dimensionen wirtschaftliches und politisches Umfeld, eigene Person und Familie, sowie erweitertes persönliches Umfeld.
Ergebnisse zeigen, dass nahezu die Hälfte der Kinder innerhalb der letzten 12 Monate Symptome aus mindestens einem klinisch-relevanten Bereich zeigt, 10% der Kinder mit mehr als drei Symptomen als stark belastet anzusehen sind. Bei einem signifikanten Anteil der Kinder zeigt sich zudem ein an die Angst angepasstes Alltagsverhalten.
Insgesamt zeigt sich ein moderater Zusammenhang mit elterlicher Angst. Das Auftretensrisiko klinischer Angstsymptome bei Kindern scheint sich mit dem Auftreten schwerer elterlicher Angstsymptome jedoch deutlich zu erhöhen, wobei nicht jede Störung gleichsam betroffen ist.
Zusammenfassend bestätigen die aktuellen Daten frühere Studien und zeigen, dass Angstsymptome im Kindesalter sehr häufig auftreten, jedoch nicht alle Kinder hoch belastet sind. Die vorliegenden Daten zeigen zudem, dass elterliche Angst einen bedeutsamen, nicht jedoch den größten Teil der Varianz im Auftreten kindlicher Ängste aufklären. Vielmehr scheint hier ein wechselseitiger Zusammenhang zu bestehen, welcher durch soziale Rahmenfaktoren zusätzlich beeinflusst wird.
P-92 : Rückfallfaktoren bei Rauchern. Subanalyse innerhalb eines Modellprojekts zur Tabakentwöhnung bei COPD.
Max Vorbeck | TU Chemnitz | Germany
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Autoren:
Max Vorbeck | TU Chemnitz | Germany
Franziska Gudula Loth | TU Chemnitz | Germany
Prof. Dr. Stephan Mühlig | TU Chemnitz | Germany
Tabakrauchen ist der bedeutsamste Risikofaktor für die Entwicklung einer chronisch obstruktiveren Lungenerkrankung (COPD). Im Rahmen eines Modellprojekts wird ein neuartiges strukturiertes Intensivprogramm zur Tabakentwöhnung bei COPD (gemäß S3-Leitlinie) erprobt. Methode: Rückfallfaktoren wurden mittels einer logistischen Regressionsanalyse untersucht. Rückfälle wurden definiert als das Rauchen von mehr als einer ganzen Zigarette zu irgendeinem Zeitpunkt nach dem gemeinsamen Rauchstopp im Rahmen des Gruppenkurses. Ergebnisse: Von den untersuchten 411 Teilnehmern erlitten im Sinne einer Intention-to-treat-Analyse 54% einen Rückfall innerhalb der ersten 12 Wochen. Ein Prädiktoren-Modell ergab, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall mit keinem/geringem Schulabschluss (OR = 2.32 [1.25, 4.30]), steigender Anzahl an gerauchten Zigaretten/Tag (OR = 1.04 [1.00, 1.07]) und zunehmendem Depressionsscore (BDI-II, OR = 1.08 [1.04, 1.13]), stieg. Die Rückfallwahrscheinlichkeit sank mit einer höheren Zuversicht mit dem Rauchen aufzuhören (OR = 0.88 [0.77, 0.99]), höheren Selbstwirksamkeit in Risikosituationen nicht zu rauchen (OR = 0.81 [0.64, 1.03]), sowie mit zunehmender Dauer einer vorhergehenden Abstinenzphase (OR = 0.84 [0.72, 0.98]). Darüber hinaus wurden Unterschiede in den Rückfallquoten distinkter Gruppen berechnet und die gesundheitliche Auswirkung einer kontinuierlichen Abstinenz betrachtet. Diskussion: Teilnehmer mit geringerem Bildungsstatus, höherem Tabakkonsum sowie höherem Depressionsscore berichteten innerhalb der ersten 12 Wochen eher Rückfälle. Diese Patientengruppen sollten zukünftig stärker in den Fokus gerückt werden. Weiterhin sollte die Zuversicht/Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden gestärkt werden.
P-93 : Dynamik motivationaler Konflikte im Alltag: Eine explorative Netzwerkanalyse
Fabian Steiner | Universität Bern | Switzerland
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Autoren:
Fabian Steiner | Universität Bern | Switzerland
Dr. Sven Banisch | Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften | Germany
Dr. Stefan Westermann | Universität Bern, Institut für Psychologie | Switzerland
Motivationale Kongruenz entsteht, wenn Menschen ihre motivationalen Ziele (z.B. gemocht werden oder autonom sein) in ihrer Umwelt erfolgreich realisieren können. Gelingt dies nicht und verbleibt eine Diskrepanz zwischen motivationalen Zielen und Wahrnehmung entsteht Inkongruenz, die als eine Ursache für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Psychopathologie gelten kann (Grosse Holtforth & Grawe, 2003). Bisher ist unklar, inwieweit intrapsychische Konflikte zwischen Motiven (sog. Diskordanz) eine Quelle von Inkongruenz im Alltag sind (z.B. weniger gemocht werden in Kauf nehmen um Autonomie zu wahren). Die Studie testet die Hypothese, dass Inkongruenz durch intrapsychische Motiv-Konflikte mitbedingt wird.
Die Visualisierung und Analyse von Motiv-Konflikten wird durch das Verständnis der Motiv-Dynamik als Netzwerk erleichtert. Die Motive als Knoten bilden verbunden durch (In)Kongruenz-Beziehungen ein Netzwerk. Empirisch informiert wurden die Netzwerke dieser Studie durch eine Experience-Sampling-Erhebung mit N=52 Studierenden, die über 6 Tage täglich 6-mal ihre motivationale Inkongruenz berichteten.
Vorläufige Ergebnisse deuten auf Motivgruppen hin, die gleichzeitig befriedigt bzw. verletzt werden (z.B. Leistung, Status und Selbstsicherheit; Partialkorrelationen (pr) zwischen .108 und .244, p < .05). In Einklang mit der Hypothese konnten auch Motiv-Konflikte aufgezeigt werden (z.B. Selbstsicherheit und Hilfe erhalten, pr = -.109, p < .05), bei denen die Realisierung des einen Motives die des anderen behindert und umgekehrt.
Die Hypothese von intrapsychischen Motiv-Konflikten als Quelle von Inkongruenz konnte bestätigt werden. Neben den Limitationen der Studie werden Implikationen für die therapeutische Praxis diskutiert.
P-94 : Neural correlates of body dissatisfaction in binge eating disorder
Sophia Antonia Press | Eberhard Karls Universität Tübingen | Germany
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Autoren:
Sophia Antonia Press | Eberhard Karls Universität Tübingen | Germany
Dr. Stefanie C. Biehl | Eberhard Karls Universität Tübingen | Germany
Prof. Dr. Gregor Domes | Universität Trier | Germany
Prof. Dr. Jennifer Svaldi | Eberhard Karls Universität Tübingen | Germany
Previous studies have demonstrated that overvaluation of shape and weight plays an important role in the etiology and maintenance of binge eating disorder (BED). However, there is a lack of studies investigating the underlying functional neuroanatomy of body dissatisfaction in BED. Functional magnetic resonance studies suggest that, when anorexia nervosa (AN) and bulimia nervosa (BN) patients are presented with body pictures, activity in the body processing areas extrastriate body area (EBA) and fusiform body area (FBA) as well as activity in limbic areas is altered. In the present study we compare neural correlates of viewing pictures of ones’ own and a weight-matched other body as well as a control stimulus in individuals with BED and controls using a 1-back task. Comparisons will focus on the EBA and FBA as well as limbic areas. This study will help to gain a better understanding of the etiology of body dissatisfaction in BED and may highlight important treatment targets.
P-95 : COGNITIVE BUT NOT AFFECTIVE THEORY OF MIND DEFICITS AS ETIOPATHOGENETIC FACTOR OF MDD – A META-ANALYSIS.
Stefan Lüttke | Eberhard Karls Universität Tübingen | Germany
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Autoren:
Stefan Lüttke | Eberhard Karls Universität Tübingen | Germany
Isa Scheufele | Eberhard Karls Universität Tübingen | Germany
PD Dr. Philipp Kanske | Max Planck Institute for Human Cognitive and Brain Sciences | Germany
Aim: Recent evidence suggests that patients suffering from depression may be impaired in their theory of mind (ToM). Since ToM is a key concept in developmental psychology we conducted a systematic review on the question if ToM can act as an etiopathogenetic factor of MDD. The objective of this review is threefold: (1) To examine whether depressed patients vs. healthy controls differ in their ToM abilities, (2) to investigate whether impaired ToM is a symptom of a current depressive episode or a trait, (3) to review whether ToM processing depends on the severity of the depressive epsiode.
Methods: We conducted a meta-analysis of studies comparing ToM abilities in patients with current and remitted MDD vs. healthy controls. Final analysis included 15 studies encompassing 549 current depressed, 116 remitted depressed and 528 healthy control subjects.
Results: In general, MDD patients exhibit a moderate ToM deficiency (d = -.64; CI95% -1.61; .33; p < .05). Further analysis shows that this impairment is based on a substantial cognitive (d = -1.14; CI95% -1,31; -0,97; p < 0.01) but not on affective ToM deficit (d = -.29; CI95% -.43; -.15; p = .66). Severity of depressive symptoms is positively correlated with ToM deficits with worst ToM perfomance to be found in psychotic MDD patients.
Conclusions: MDD is associated with considerable impairments in cognitive ToM. Moreover, ToM impairments may be a trait marker in MDD. Since ToM develops from early childhood onwards, ToM deficiency may not only be a symptom of a depressive epsisode but also an etiopathogenetic factor of MDD. Cross-sectional studies with depressed adolescents as well as prospective longitudinal studies are required to test this assumption.
P-96 : Zurückweisungssensitivität und Linguistische Stile in Autobiographischen Erinnerungen an Zurückweisungen bei Borderline Persönlichkeitsstörung und Bipolarer Störung
Dr. Charlotte Rosenbach | FU Berlin | Germany
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Autoren:
Elisabeth Becker | Germany
Dr. Charlotte Rosenbach | FU Berlin | Germany
Esther Quinlivan | Germany
Prof. Dr. Babette Renneberg | Germany
Hintergrund: In der bisherigen klinischen Forschung wurde erhöhte Zurückweisungssensitivität (ZS) bei affektiven Störungen und bei Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS) nachgewiesen. Obgleich Bipolare Störungen (BS) Teil des affektiven Spektrums sind und symptomatisch der BPS ähneln, wurde die Rolle von ZS für Ätiologie und Aufrechterhaltung dieser Störungen bisher kaum untersucht. Die vorliegende Studie untersucht autobiografische Erinnerungen an Zurückweisungen bei BPS, euthymer BS und gesunden Kontrollprobanden (KG).
Methoden: Patienten mit BPS (N = 22) und BS (N = 23) sowie KG Probanden (N = 22) bearbeiteten eine modifizierte Version des Autobiografischen Gedächtnistests. ZS wurde durch den Rejection Sensitivity Questionnaire erfasst. Die BS Patienten bearbeiteten zusätzlich den Fragebogen zu Gedanken und Gefühlen (FGG-14).
Ergebnisse: BPS Patienten berichteten signifikant höhere ZS und zeigten abweichende linguistische Stile im Vergleich zu BS Patienten und KG Probanden. In Zurückweisungserinnerungen zeigten BPS Patienten insbesondere einen stärkeren Selbstfokus, nutzen mehr Wut-Begriffe und verwiesen häufiger auf den familiären Kontext. Für positive Erinnerungen zeigte sich ein deutliches Muster von Verneinung bzw. Herabsetzung ursprünglich positiver Erinnerungen bei BPS. BPS Patienten schrieben Zurückweisungserinnerungen auch eine höhere Bedeutung für ihr heutiges Leben zu als BS und KG Probanden.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse bestätigen und ergänzen die bisherige Forschung zu ZS bei BPS. Sowohl inhaltlich als auch die linguistischen Stile betreffend, geben die Erinnerungen nuanciert Einblick in die Erlebnis- und Gefühlswelt der Patienten bei Konfrontation mit Zurückweisungen.
P-97 : Effekte erfolgreicher Psychotherapie bei Panikstörung: Reduzierung defensiver Mobilisierung auf interozeptive Bedrohung
Dr. Christiane Pane-Farre | Institut für Psychologie, Universität Greifswald | Germany
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Autoren:
Dr. Christiane Pane-Farre | Institut für Psychologie, Universität Greifswald | Germany
Christoph Benke | Germany
Manuela Alius | Germany
Prof. Dr. Alfons O. Hamm | Germany
Verschiedene Studien belegen eine Hyperreagibilität des Defensivsystems bei Patienten mit Panikstörung. Um zu überprüfen, ob diese Hyperreagibilität des Defensivsystems durch eine standardisierte psychotherapeutische Intervention reduziert werden kann, wurden in der vorliegenden Untersuchung Patienten mit Panikstörung wiederholt, d.h. vor und nach einer expositionsbasierten Verhaltenstherapie (n= 40) bzw. einer äquivalenten Wartezeit (n= 20), während einer Provokation gefürchteter Körpersymptome durch geleitete Hyperventilation psychophysiologisch untersucht. Die Amplitude der Lidschlagreaktion auf einen auditorischen Schreckreiz, ein direkter Indikator defensiver Netzwerkaktivierung, wurde während der standardisierten Symptomprovokation sowie einer nicht bedrohlichen Kontrollbedingung (normale Atmung) erfasst. Zum ersten Messzeitpunkt waren beide Patientengruppen durch eine vergleichbare Potenzierung der Lidschlagreaktion nach Hyperventilation im Gegensatz zu nach normaler Atmung gekennzeichnet. Die Interventionsgruppe, nicht jedoch die Wartelistenkontrollgruppe, zeigte bei Wiederholung der Messung nach der Therapie bzw. einer vergleichbar langen Wartezeit eine deutlich reduzierte Potenzierung der Lidschlagreaktion. Die Befunde deuten darauf hin, dass erfolgreiche Psychotherapie bei Panikstörung mit einer Abnahme der Hyperreagibilität defensiver Netzwerke einhergeht.
P-98 : Welche Rolle spielt die Sorgenneigung bei Emotionsregulation?
Marie Kristin Neudert | Germany
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Autoren:
Marie Kristin Neudert | Germany
Prof. Dr. Rudolf Stark | Germany
Laura Kress | Germany
PD Dr. Andrea Hermann | Germany
Verschiedene Erklärungsmodelle zur Generalisierten Angststörung betrachten exzessives Sorgen als Ausdruck defizitärer Emotionsregulation. Zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen exzessivem Sorgen und (überdauernden) Effekten von Emotionsregulation wurde eine zweitägige funktionelle Magnetresonanztomographie-Studie mit 27 Teilnehmerinnen durchgeführt. Dabei sollten die Teilnehmerinnen negative Gefühle auf wiederholt dargebotene aversive Bilder zulassen, verringern, verstärken oder sich von ihnen ablenken. Nach 24 Stunden wurden die aversiven Bilder des Vortags erneut ohne Emotionsregulationsaufgabe präsentiert. Exzessives Sorgen ging mit einer geringeren Aktivierung von emotionsverarbeitenden Arealen sowie einer Reduktion negativer Gefühle während der Ablenkung im Vergleich zum Betrachten der Bilder an Tag 1 einher. An Tag 2 war exzessives Sorgen mit stärkerer Aktivierung von emotionsverarbeitenden und regulatorischen Arealen bei Bildern, die am Vortag in der Verstärken-Bedingung präsentiert waren, verbunden. Die Auswertung der Selbsteinschätzung emotionaler Kompetenzen zeigte, dass exzessives Sorgen mit einer geringeren Resilienz-, Selbstunterstützungs-, und Konfrontationsfähigkeit assoziiert war. Ablenkung scheint bei Personen mit exzessivem Sorgen kurzfristig eine erfolgreiche Strategie zur Reduktion negativer Gefühle zu sein. Das Verstärken negativer Gefühle ähnelt dem Prinzip des exzessiven Sorgens und scheint langfristig bei Personen mit exzessivem Sorgen zu veränderten Aktivierungsprozesse in regulatorischen Arealen beizutragen, was mit der Aufrechterhaltung der Sorgen und Defiziten in emotionalen Kompetenzen in Verbindung stehen könnte.
P-99 : Implicit attentional and approach biases towards smoking cues in smokers
Benedikt Amberger | Universität Regensburg | Germany
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Autoren:
Benedikt Amberger | Universität Regensburg | Germany
Raphaela Rückerl | Universität Regensburg | Germany
Franziska Sagner | Universität Regensburg | Germany
Annica Winkelmair | Universität Regensburg | Germany
Eleni Woltmann | Universität Regensburg | Germany
Andreas Mühlberger | Universität Regensburg | Germany
Cognitive biases are considered as relevant factors in the development and maintenance of addictive behaviors. In the present study, a mobile eye tracker was used to assess visual attention of 40 smokers and 40 non-smokers towards naturalistic smoking cues during one minute of free exploration in the laboratory. Afterwards, participants completed a stimulus-response compatibility task (SRC) with either explicit or implicit task instruction in order to measure their approach behavior towards smoking cues. Smokers who completed the implicit version of SRC showed a significantly stronger approach bias towards smoking cues than non-smokers. There was no difference between the two groups in the explicit instruction condition. Analysis of gaze data showed that smokers and non-smokers did not differ regarding time to first fixation of smoking cues and time to first saccade towards smoking cues. However, smokers fixated the smoking cues significantly longer and showed more fixations on the cues than non-smokers. This attentional bias in eye tracking parameters was not correlated with approach bias in implicit SRC. Results indicate that the implicit SRC seems to be more sensitive and hence appropriate to detect approach biases in smokers than the explicit SRC. Regarding visual attention, maintained attention rather than initial attention seems biased towards smoking cues in smokers. Lack of correlation between attentional and approach bias indicates distinct underlying mechanisms.
P-100 : Passt die Anpassung? Hohe vs. niedrige physiologische Adaptivität bei subklinischer psychotischer Symptomatik im Zusammenhang mit einem Stressor
Dr. Annika Clamor | Universität Hamburg | Germany
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Autoren:
Dr. Annika Clamor | Universität Hamburg | Germany
Prof. Dr. Tania Lincoln | Universität Hamburg | Germany
Die Herzratenvariabilität (HRV) ist ein Parameter, der autonome Adaptivität widerspiegelt und bei psychotischen Störungen niedriger ist als bei gesunden Kontrollgruppen. Eine verminderte HRV könnte eine relevante Vulnerabilität darstellen, die in Interaktion mit einem Stressor durch eine fehlende Anpassungsleistung zu psychotischen Symptomen führt. N=84 Teilnehmer mit erhöhter subklinischer Positivsymptomatik nahmen an einer Baseline-, Stressinduktions- und Erholungsphase (je 5 Min) teil. Subjektiver Stress und wahrgenommene Kontrolle wurden nach, die Herzrate während der drei Phasen erhoben. Zwei Extremgruppen (n=28 mit niedriger HRV, HRV-n; n=28 mit hoher HRV, HRV-h) wurden analysiert. Wir fanden einen signifikanten Interaktionseffekt der physiologischen Anpassung während des Experimentes, p<.001, ηp=.22: HRV-n zeigte keine signifikanten HRV-Unterschiede zwischen den Phasen, während HRV-h eine Reduktion der HRV von Baseline zu Stress sowie eine Steigerung von Stress zu Erholung aufwies. Für Herzrate, subjektiven Stress und wahrgenommene Kontrolle gab es keine signifikanten Interaktionseffekte. Hypothesengenerierend fanden wir jedoch eine deskriptive Reduktion der wahrgenommenen Kontrolle bei HRV-h unter Stress, die HRV-n nicht aufwies. Die psychotische Symptomatik hing nicht mit Herzrate oder HRV zusammen. Exploratorisch gab es auch hier Hinweise auf eine Anpassung bzgl. der wahrgenommenen Kontrolle unter Stress – ausschließlich in der Gruppe mit weniger Symptomen. Wie erwartet zeigte sich somit bei niedriger HRV eine verminderte physiologische Adaptivität, was vergleichbar mit Befunden in gesunden Stichproben ist. Methodische Limitationen und Fragestellungen für zukünftige Studien werden diskutiert.
P-101 : Emotional sounds influence the viewing of faces in social anxiety
Elisa Berdica | Germany
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Autoren:
Elisa Berdica | Germany
Dr. Antje Gerdes | Universität Mannheim | Germany
Silvia Arcq | Germany
Prof. Dr. Georg W. Alpers | Universität Mannheim | Germany
In everyday life, emotional facial expressions are often accompanied by vocal utterances, that is, when we see a happy face, then we also hear a laugh. Such social stimuli are particularly relevant especially for individuals with social anxiety. How emotional voices influence the perception of emotional facial expressions and what role social anxiety plays in this perception has hardly been investigated so far. Thus, in the present study, we presented pictures of happy and angry faces in combination with congruent, incongruent or no emotional utterances to high and low socially anxious participants while recording their eye movements. First results (N= 23) show that congruent combinations (angry face - angry voice and happy face - happy voice) are looked at more than incongruent combinations (angry face - happy voice and happy face - angry voice). But interestingly, all participants spend more time looking at angry and happy faces combined with angry voices than angry and happy faces combined with happy voices or with no voice. Moreover, in high (HSA) compared to low socially anxious participants (LSA), the viewing pattern is different. HSA participants tend to show avoidant behavior by looking less at both angry and happy faces when associated with angry voices compared to happy voices. These data suggest that visual perception of emotional faces can be influenced by emotional sounds, and social anxiety modulates these effects. These results as well as the importance of multi-modality of social stimuli in the development and maintenance of social anxiety will be discussed.
P-102 : Theory of Mind und Paranoia im experimentellen Design – Manipulation der Theory of Mind anhand von Erwartungen und deren Einfluss auf Paranoia
Laura Wendt | Philipps-Universität Marburg | Germany
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Autoren:
Laura Wendt | Philipps-Universität Marburg | Germany
Prof. Dr. Winfried Rief | Philipps-Universität Marburg | Germany
Prof. Stephanie Mehl | Philipps-Universität Marburg | Germany
Verschiedene Meta-Analysen konnten bereits zeigen, dass Menschen mit Schizophrenie eine deutliche verminderte Theory of Mind-Fähigkeit (ToM) im Vergleich zu Gesunden aufweisen (Sprong et al., 2007; Bora et al., 2009). Empirisch zeigen sich jedoch insbesondere bei der Untersuchung des Zusammenhangs von ToM und Wahn inkonsistente Befunde. Eine mögliche Erklärung dafür könnten die Theorien von Abu-Akel (1999) und Frith (2004) liefern, welche entgegen den bisherigen Studien von einer übersteigerten Form der ToM-Fähigkeit (Hyper-ToM) bei vorliegendem Wahn ausgehen.
An 160 Personen aus einem Community-Sample soll in einem Online-Experiment untersucht werden, ob sich die ToM-Fähigkeit anhand von Erwartungen manipulieren lässt. In einem weiteren Schritt soll überprüft werden, welchen Einfluss die Ausprägung der ToM-Fähigkeit auf Paranoia hat. ToM wird dabei gemessen anhand des Movie for the Assessment of Social Cognition (MASC). Neben der ToM-Fähigkeit wird zudem die Ausprägung von Wahn (Paranoia Checklist - PCL) erhoben. Als Kontrollvariable werden Negativer Affekt (PANAS) sowie Negative Selbst- und Fremdschemata (BCSS) erhoben. Es wird erwartet, dass die manipulierte ToM-Fähigkeit die Ausprägung von Wahn vorhersagt. Weiterhin wird erwartet, dass eine Verbesserung der ToM-Fähigkeit mit einer niedrigen Wahnsymptomatik und eine Verschlechterung der ToM-Fähigkeit mit einer erhöhten Wahn-Symptomatik einhergehen.
Erste Ergebnisse zur Überprüfung der Manipulation anhand von Erwartungen sowie zum Zusammenhang mit Paranoia werden vorgestellt.
P-103 : Der Einfluss früher Missbrauchserfahrungen auf die Verarbeitung kindlicher Reize: eine fMRT-Studie
Corinne Neukel | Universität Heidelberg | Germany
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Autoren:
Corinne Neukel | Universität Heidelberg | Germany
Prof. Sabine Herpertz | Germany
Dr. Catherine Hindi-Attar | Germany
Dr. Anna Fuchs | Germany
Dr. Anna-Lena Zietlow | Germany
Prof. Felix Bermpohl | Germany
PD Dr. Katja Bertsch | Germany
Einleitung: Mütter mit Missbrauchserfahrung in der eigenen Kindheit gehen weniger sensitiv mit ihren Kindern um und haben ein größeres Risiko, ihre Kinder zu misshandeln. Eine mögliche Erklärung für diese Schwierigkeiten im Umgang mit ihrem Kind könnte eine gestörte neuronale Verarbeitung kindlicher Reize sein.
Methode: Mütter mit und ohne körperliche oder sexuelle Missbrauchserfahrungen in der eigenen Kindheit (N=58) nahmen an einem funktionellen Magnetresonanztomographie-Experiment teil: In einem Emotionserkennungs-Paradigma wurden ihnen emotionale Gesichter des eigenen und eines fremden Kindes (6-11 Jahre) präsentiert und sie sollten die jeweilige Emotion benennen. Die mütterliche Sensitivität in der Mutter-Kind-Interaktion wurde zudem anhand einer echten, standardisierten Situation erhoben.
Ergebnisse und Diskussion: Mütter mit Missbrauchserfahrungen zeigen eine geringere Sensitivität gegenüber ihrem Kind. Dies geht einher mit Veränderungen der Aktivität des neuronalen Salienz- und des Empathienetzwerks beim Betrachten fröhlicher Gesichtsausdrücke des eigenen Kindes. Regressionsanalysen zeigen, dass die mütterliche Sensitivität die neuronale Verarbeitung bei Müttern mit und ohne Missbrauchserfahrungen unterschiedlich moduliert: Bei Müttern ohne Missbrauchserfahrungen zeigte sich ein Zusammenhang mit der Aktivierung im dorsomedialen Präfrontalcortex in Antwort auf fröhliche Gesichter des eigenen Kindes, bei Müttern mit Missbrauchserfahrungen mit der Aktivierung im ventrolateralen Präfrontalcortex in Antwort auf traurige Gesichter des eigenen Kindes.
Diese Aktivierungsmuster weisen auf zugrundeliegende Defizite hin, die eine verringerte mütterliche Sensitivität bei Frauen mit Missbrauchserfahrungen bedingen könnten.
P-105 : Der Teufelskreis von sozialem Ausschluss und sozialem Rückzug: Ein möglicher Aufrechterhaltungsmechanismus der Negativsymptomatik bei Schizophrenie
Dr. Marcel Riehle | Universität Hamburg | Germany
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Autoren:
Dr. Marcel Riehle | Universität Hamburg | Germany
Edo Sebastian Jaya | Universität Hamburg | Germany
Matthias Pillny | Universität Hamburg | Germany
Prof. Dr. Tania Lincoln | Universität Hamburg | Germany
„Negativsymptomatik“ gilt als bedeutendster Prädiktor für ein niedriges soziales Funktionsniveau bei Menschen mit Schizophrenie. Allerdings ist die Ätiologie dieser Symptome nicht hinreichend verstanden, was die Entwicklung wirksamer Therapieansätze behindert. Ein aktueller theoretischer Ansatz postuliert, dass der soziale Rückzug und die Amotivation, die einen Teil der Negativsymptomatik ausmachen, eine Reaktion auf soziale Ausschlusserfahrungen darstellen könnte. Unsere Studie untersuchte daher, ob soziale Ausschlusserfahrungen zu einem Anstieg von Negativsymptomatik führen.
Anhand einer Online-Stichprobe (n = 962), die das gesamte Spektrum von gesund bis hin zu pathologisch abdeckte, wurden zu vier Zeitpunkten im Abstand von je drei Monaten soziale Ausschlusserfahrungen und aktuelle Negativsymptomatik im Selbstbericht gemessen. Sozialen Ausschluss erhoben wir mit der Ostracism Experience Scale, Negativsymptomatik mittels der entsprechenden Unterskala des Community Assessment of Psychic Experiences. Cross-lagged Panel Modelle dienten zur Testung der longitudinalen Beziehungen zwischen sozialen Ausschlusserfahrungen und Negativsymptomatik.
Soziale Ausschlusserfahrungen sagten höhere Werte in der Negativsymptomatik zu späteren Zeitpunkten signifikant vorher. Wir fanden allerdings gleichzeitig signifikante Pfade in die entgegengesetzte Richtung: Höhere Negativsymptomatik sagte auch mehr soziale Ausschlusserfahrungen zu späteren Zeitpunkten vorher.
Soziale Ausschlusserfahrungen und selbstberichtete Negativsymptomatik scheinen in einem wechselseitig verstärkenden Zusammenhang zu stehen. Sozialer Ausschluss könnte somit ein wichtiger Faktor bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Negativsymptomatik bei Schizophrenie sein.
P-106 : Kindheitstraumata und Suizidalität – Eine Untersuchung des Zusammenhanges zwischen frühen traumatischen Erfahrungen und den Komponenten der ITSV in einer klinischen Stichprobe
Antje Schönfelder | Universität Leipzig | Germany
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Autoren:
Antje Schönfelder | Universität Leipzig | Germany
Nina Hallensleben | Germany
Dr. Lena Spangenberg | Germany
PD Dr. Thomas Forkmann | Germany
Dajana Rath | Germany
Dr. Heide Glaesmer | Germany
Hintergrund: In der Literatur finden sich Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen frühen traumatischen Erfahrungen und Suizidalität im Lebensverlauf. Wie lassen sich Kindheitstraumata in das Modell der Interpersonalen Theorie suizidalen Verhaltens (ITSV) einordnen?
Methodik: Die Stichprobe besteht aus 33 stationären Patienten mit einer unipolaren Depression, bei denen aktuell und/oder in der Vorgeschichte Suizidgedanken auftraten. Zur Erfassung traumatischer Erfahrungen in der Kindheit wird der Childhood Trauma Screener (CTS) und zur Erfassung suizidaler Gedanken und suizidalen Verhaltens die deutsche Version des Suicide Behaviors Questionnaire-Revised (SBQ-R) verwendet. Acquired Capability (AC) wird durch den German Capability for Suicide Questionnaire (GQSQ), Thwarted Belongingness (TB) und Perceived Burdensomness (PB) durch entsprechende Subskalen des Interpersonal Needs Questionnaires (INQ) operationalisiert. Zur Erfassung der Zusammenhänge werden partielle Korrelationen (Depressivität als Kontrollvariable) zwischen den Komponenten der ITSV, Kindheitstraumata und Suizidalität gerechnet.
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen körperlichem und sexuellem Missbrauch in der Kindheit und AC (r = .292) sowie Suizidversuchen in der Vergangenheit (r = .335), jedoch nicht mit Suizidgedanken (r = -.094). Emotionaler Missbrauch und emotionale Vernachlässigung stehen im Zusammenhang mit TB (r = .316) und ebenfalls mit Suizidversuchen in der Vergangenheit (r = .417). Beide Missbrauchsarten weisen keinen statistisch bedeutsamen Zusammenhang mit PB auf.
Diskussion: Kindheitstraumata stehen im Zusammenhang mit suizidalem Verhalten und stellen damit einen bedeutsamen Risikofaktor für Suizidversuche dar.
P-107 : DEFICITS IN SOCIAL COGNITION AS ETIOPATHOGENETIC FACTOR OF MDD - THE THEORY OF MIND MODEL OF DEPRESSION.
Stefan Lüttke | Universität Tübingen | Germany
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Autor:
Stefan Lüttke | Universität Tübingen | Germany
Cognitive models of depression play an important role in understanding and therapy of depressive disorders. While dysfunctional cognitions are assumed to be a significant factor in the maintenance of the disorder, their role in the onset of depression is still a hot topic. Recently, social cognition in major depressive disorder (MDD) have gained increasing attention. Previous results suggest that depressed adults exhibit difficulties in decoding and interpreting other peoples’ mental state (Theory of Mind, ToM). Since ToM develops throughout the first two decades of life (with refinements in adolescence), and incidence for MDD increases significantly in adolescence I assume an abnormal ToM development to be an etiopathogenetic factor of depression. The recently developed ToM model of depression refers to this assumption in a longitudinal approach and emphasizes an impaired social cognition as risk factor for MDD. Factors that possibly lead to a depressive ToM are: (1) Distal factors such as parental psychopathology, socio-economic status, life events, neurobiological and genetic factors, (2) proximal factors such as a dysfunctional parent-child interaction and attachment which negatively influence ToM-preceding constructs like joint attention. The ToM model of depression and its scientific foundation will be presented to the scientific community. Implications for future research are being presented and discussed.
P-108 : Sinkende Selbstwirksamkeit als Risikofaktorfür Depression 6 Monate nach Schlaganfall
Matthias Volz | Humboldt-Universität zu Berlin | Germany
Prof. Dr. Katja Werheid | Humboldt-Universität zu Berlin | Germany
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Autoren:
Matthias Volz | Humboldt-Universität zu Berlin | Germany
Johanna Möbus | Brandenburg Klinik | Germany
Christa Letsch | Segeberger Kliniken | Germany
Prof. Dr. Katja Werheid | Humboldt-Universität zu Berlin | Germany
Hintergrund: Depression zählt zu den häufigsten psychischen Erkrankungen nach Schlaganfall – jeder dritte Patient ist betroffen. Bislang ist wenig über den Einfluss Allgemeiner Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) auf Depression nach Schlaganfall (PSD) bekannt. In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss von SWE auf Depression sechs Monate nach Schlaganfall unter Kontrolle bekannter Risikofaktoren, sowie der Zusammenhang zwischen der Veränderung von SWE und Depression untersucht.
Methode: Aus zwei deutschen Rehabilitationszentren wurden 88 Patienten 8 Wochen und 6 Monate nach Schlaganfall untersucht. Zur Baseline wurden Allgemeine Selbstwirksamkeit (SWE), Aktivitäten des täglichen Lebens (Barthel-Index), Schwere des Schlaganfalls (mNIHSS), kognitives Funktionsniveau (MMST), soziale Unterstützung (FSoz-U) und Depressivität (GDS) erhoben. SWE und GDS, sowie Depression anhand der DSM-IV Kriterien wurden 6 Monate später untersucht.
Ergebnisse: Hohe Depressivität (OR = 1.41, p <.01) und niedrige soziale Unterstützung (OR = .95, p =.03) waren prädiktiv für PSD. Sinkende Selbstwirksamkeitserwartung war mit einem hohen Ausgangsniveau assoziiert (r = .51, p <.01) und stellte einen eigenständigen Einflussfaktor auf das spätere Depressionsrisiko dar (OR = 1.39, p <.01).
Diskussion: Sinkende Selbstwirksamkeitserwartung war mit Depression 6 Monate nach Schlaganfall assoziiert, besonders bei Patienten mit anfangs hoher Selbstwirksamkeit. Dieser Effekt könnte durch Unzufriedenheit über den Rehabilitationserfolg aufgrund zu hoher Erwartungen verursacht sein. Frühes Screening nach depressiven Symptomen und Interventionen zum Erhalt von Selbstwirksamkeit könnten zur Prävention von Depression Schlaganfall beitragen.
P-109 : Zum Zusammenhang von chronisch obstruktiver Lungenerkrankung, psychischer Komorbidität und Tabakentwöhnungserfolg: Betrachtung psychisch auffälliger Patienten im Rahmen eines Modellprojektes.
Franziska Gudula Loth | TU Chemnitz | Germany
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Autoren:
Marie-Luise Hagelauer | TU Chemnitz | Germany
Franziska Gudula Loth | TU Chemnitz | Germany
Jana Mackert | TU Chemnitz | Germany
Prof. Dr. Stephan Mühlig | TU Chemnitz | Germany
Diese Arbeit stellt den Versuch dar, anhand der Betrachtung von Unterschieden zwischen psychisch auffälligen und unauffälligen Patienten mögliche Korrelate in der Interaktion zwischen COPD und psychischer Komorbidität zu untersuchen, um so einen epidemiologischen Beitrag für dieses Forschungsfeld zu leisten. Zur Überprüfung der Fragestellungen dienten sowohl Fragebogen- als auch anamnestisch und lungenfunktionsanalytisch erhobene Daten von 516 Patienten (Frauen 41.4%) mit drohender oder bestehender COPD. Die Teilnehmer erhielten im Rahmen einer Gruppenintervention eine Tabakentwöhnung, eine entsprechende medikamentöse Unterstützung sowie eine telefonische Nachbetreuung. Über die Hälfte aller Patienten war psychisch auffällig (261; N = 484; 53.9%) und zeigte statistisch signifikant niedrigere Tabakentwöhnungserfolge (58.7% vs. 41.3%; p = .004; OR = 0.45, 95% KI [0.25, 0.79]) und Lebensqualität (p < .001; d = 1.07) als psychisch unauffällige Patienten. Die Ergebnisse belegen, dass die Verbreitung psychischer Komorbidität unter COPD-Patienten ein häufiges Problem darstellt und mit einer Reihe von Korrelaten einhergeht. Indes lagen die Tabakentwöhnungsquoten insgesamt über denen bisheriger Studien mit anderen Interventionsformen (Bednarek, 2006; Stratelis, 2006). Zukünftige Untersuchungen sollten insbesondere die kausalen Zusammenhänge zwischen COPD und psychischer Komorbidität fokussieren, um entsprechende Adaptionen in der klinischen Praxis zu fördern.
P-110 : Prädiktive Faktoren auf den Therapieabbruch von Suchtpatienten
Linnéa Lütt | TU Chemnitz | Germany
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Autoren:
Linnéa Lütt | TU Chemnitz | Germany
Dr. Rainer Petersen | Diako Nordfriesland | Germany
Franziska Gudula Loth | TU Chemnitz | Germany
Prof. Dr. Stephan Mühlig | TU Chemnitz | Germany
Der erfolgreiche Abschluss stationärer Suchttherapien markiert einen wichtigen Schritt zur dauerhaften Abstinenz und ist ein wesentlicher Faktor für die Rückfallprophylaxe (Jülch, Süß, Langer, & Hippen, 2003; Missel, 2006). Dies stellt die Behandler einer suchterkrankten Klientel vor besondere Herausforderungen, da die Abbruchraten bei der Therapie von Substanzkonsumstörungen im Vergleich zu anderen Störungsbildern besonders hoch sind. In Abhängigkeit vom Störungsbild liegen sie bei 30% - 62% (Aragay, 2015; Braune, 2008). Methodik: Es wurden Daten von 225 Patienten aus einer norddeutschen Rehabilitationseinrichtung für Substanzkonsumstörungen (Diako Nordfriesland – Fachklinik für Rehabilitation von Abhängigkeitserkrankungen) aus den Quartalen 1/2015 – 1/2016 analysiert. Hierbei wurde zwischen patienten- und therapiebezogenen Faktoren bezüglich eines Therapieabbruchs differenziert. Ziel war es, mögliche prädiktive Faktoren für einen Therapieabbruch zu ermitteln, um anhand dessen adaptive Maßnahmen für die Erreichung besserer Durchhaltequoten abzuleiten. Die Befunde sollen zur Verbesserung des individuellen Behandlungsnutzwerts der Patienten und der Behandlungsökonomie herangezogen werden. Ergebnisse: Werden präsentiert.
P-111 : Does Expectancy and Homework Compliance predict Change in CBT? – A Conceptual Replication
Katharina Senger | Universität Koblenz-Landau | Germany
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Autoren:
Katharina Senger | Universität Koblenz-Landau | Germany
Dr. Jens Heider | Germany
Prof. Dr. Annette Schröder | Germany
Theorie: Zur Behandlung der Panikstörung mit Agoraphobie wurde eine hohe Wirksamkeit für die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) nachgewiesen. Die genauen Mechanismen, die zu einer Veränderung führen, wurden jedoch nur wenig erforscht. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Befunde von Westra et al. (2007) konzeptionell zu replizieren. Getestet wurde daher, ob es bei Patienten mit einer positiven Behandlungserwartung vor Therapiebeginn und einer hohen Hausaufgaben Compliance zu einer frühen Veränderung im Behandlungsverlauf kommt und zum anderen, ob der Zusammenhang zwischen der Hausaufgaben Compliance und dem Behandlungsergebnis eines Patienten durch eine frühe Veränderung mediiert wurde. Methode: 23 Patienten, die gemäß den Diagnosekriterien des DSM-IV die Kriterien einer Panikstörung mit Agoraphobie erfüllten, wurden nach dem Therapiemanual von Lang, Helbig-Lang, Westphal, Gloster und Wittchen (2011) in insgesamt 12 Therapiesitzungen behandelt. Im Anschluss an jede Sitzung wurden Zwischenmessungen zur Erfassung der Symptomintensität durchgeführt. Hausaufgaben waren Bestandteil jeder Sitzung. Zur Testung der interessierenden Fragestellungen wurden multiple Regressionsanalysen berechnet. Ergebnisse: Patienten, die gemäß der Definition eine frühe Veränderung erlebten (N = 19), zeigten diese im Mittel in Sitzung 5.11 (SD = 2.94). Die Prüfung der Mediationshypothesen konnte die Befunde von Westra et al. (2007) nicht bestätigen. Weder der Zusammenhang zwischen der positiven Behandlungserwartung und der frühen Veränderung wurde durch die Hausaufgaben Compliance mediiert, noch der Zusammenhang zwischen der Hausaufgaben Compliance und dem Behandlungsoutcome durch die frühe Veränderung. Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass die spezifischen Befunde von Westra et a. (2007) nicht auf ein anderes Setting generalisiert werden konnten. Aus diesem Grund sollte weiterhin ein erhöhtes Interesse an Replikationsstudien bestehen.
P-112 : ExtheRel – Experimentelle Gestaltung der Beziehung im Kontext einer einmaligen Beratung für Studierende
Simon Bollmann | Philipps-Universität Marburg | Germany
Isabel Schamong | Philipps-Universität Marburg | Germany
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Autoren:
Simon Bollmann | Philipps-Universität Marburg | Germany
Isabel Schamong | Philipps-Universität Marburg | Germany
Tobias Kube | Philipps-Universität Marburg | Germany
Nele Struck | Philipps-Universität Marburg | Germany
Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier | Philipps-Universität Marburg | Germany
Hintergrund:
Die therapeutische Beziehung ist für den Erfolg einer Psychotherapie von hoher Bedeutung (u.a. Horvath et.al. 2011). Spezifische Techniken finden sich z.B. im CBASP (McCullough 2000) oder der DBT (Linehan 1996). Obwohl einzelne Aspekte der therapeutischen Beziehungsgestaltung in zahlreichen empirischen Studien untersucht wurden (u.a. Doran 2016; Marmarosh et al. 2014; Del Re et al. 2012), wurde die Beziehungsgestaltung bisher nicht experimentell variiert und untersucht. Im vorliegenden Pilotprojekt werden zwei Beziehungsgestaltungsstile (Nähe vs. Distanz) in einem einmaligen psychologischen Beratungsgespräch zu interpersonellen Konflikten bezüglich verschiedener Variablen untersucht.
Methoden:
In einem randomisierten Zwei-Gruppen-Design werden 60 Studierende auf zwei Versuchsgruppen (naher Stil vs. distanzierter Stil) aufgeteilt, um Effekte der Variation der Beziehungsgestaltung im Beratungsgespräch zu untersuchen. Neben Outcomeanalysen (Symptombelastung) sollen auch Erkenntnisse zu Moderator- und Mediatorvariablen (wahrgenommene therapeutische Allianz, Persönlichkeitsmerkmale, frühe traumatisierende Beziehungserfahrungen, interpersonelle Probleme, Erwartungshaltung) generiert werden, wobei Therapeutenmerkmale gleichermaßen berücksichtigt werden.
Ergebnisse:
Erste Ergebnisse können im Mai präsentiert werden, welche Aufschluss bezüglich der Wirksamkeit eines einmaligen Beratungsgespräches in Abhängigkeit der therapeutischen Beziehungsgestaltung liefern sowie explorativ Erkenntnisse über die genannten Moderator- und Mediatorvariablen aufzeigen sollen.
Diskussion:
Die Befunde könnten langfristig die Basis zur Entwicklung von Indikationskriterien für einen optimalen personalisierten Beziehungsstil bilden.
P-114 : Modalitätsübergreifende Generalisierung bei Furchtlernen durch Instruktion
Dr. Antje Gerdes | Universität Mannheim | Germany
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Autoren:
Dr. Antje Gerdes | Universität Mannheim | Germany
Dr. Florian Bublatzky | Universität Mannheim | Germany
Prof. Dr. Georg W. Alpers | Universität Mannheim | Germany
Furchtreaktionen, die durch Erfahrung gelernt werden, können sich von dem ursprünglich gelernten Gefahrenreiz auch auf ähnliche, neutrale Reize übertragen. In einer Konditionierungsstudie konnten wir bereits zeigen, dass Furchtgeneralisierung auch modalitätsübergreifend stattfinden kann. Solche Generalisierungsprozesse sind zunächst adaptiv, eine übermäßige Generalisierung hingegen ist ein wesentliches Merkmal Angst- und Trauma-assoziierter Störungen. Furchtgeneralisierung bei anderen Entstehungswegen der Angst – wie dem Lernen durch Instruktionen –ist bisher nur wenig untersucht worden. In der vorliegenden Studie wurde daher ein instructed fear-Paradigma verwendet, um Furchtgeneralisierung beim Lernen durch Instruktionen zu untersuchen. Dazu wurden 39 Personen (11 Männer) der Experimental- und der Kontrollgruppe zugewiesen, denen zunächst zwei visuelle Stimuli präsentiert wurden, bei denen sie aufgrund einer Instruktion einen unangenehmen, aber nicht- schmerzhaften Reiz erwarteten. Personen der Kontrollgruppe wurden anschließend wieder die visuellen Reize präsentiert, der Experimentalgruppe wurden semantisch kongruente auditive Reize dargeboten. Erfasst wurden subjektive Bewertungen und die Hautleitfähigkeit. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass Furchtreaktionen auf visuelle Reize, die durch Instruktion gelernt wurden auch auf semantisch kongruente Geräusche generalisieren. Dies zeigte sich zunächst in den subjektiven Bewertungen der Versuchspersonen. Darüber hinaus lassen sich Generalisierungsprozesse beim Instruktionslernen auch modalitätsübergreifend (zwischen Bildern und Geräuschen) beobachten. Die Bedeutung der Befunde für Aufrechterhaltung und Behandlungsmöglichkeiten von Angsterkrankungen werden diskutiert.
P-115 : „Ein dickes Fell?“ Der Einfluss von Intergruppenkontakt und erlebter Diskriminierung auf das Wohlbefinden Adipöser
Alexandra Martin | Germany
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Autoren:
Alexandra Martin | Germany
Junior-Prof. Dr. Frank Asbrock | TU Chemnitz | Germany
Übergewicht und Adipositas gehören in unserer Gesellschaft zu den letzten akzeptierten Grundlagen für Diskriminierung. In einer Vielzahl von Studien konnte gezeigt werden, dass Diskriminierungserleben negative Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden hat. Basierend auf bisherigen Forschungsbefunden, die deutlich machen, dass positiver Intergruppenkontakt zu einer Verbesserung von Intergruppenbeziehungen für Mitglieder von gesellschaftlichen Mehrheiten und Minderheiten führt, wurden in der vorliegenden Studie erstmals die Zusammenhänge von Kontakt, Diskriminierungserfahrungen und Wohlbefinden bei Adipösen im Längsschnitt untersucht. Eine Stichprobe von 77 erwachsenen adipösen Personen wurde online im Abstand von acht Wochen zweimal zu Kontakterfahrungen mit Nicht-Adipösen, Diskriminierungserfahrungen und Wohlbefinden befragt. Pfadanalysen zeigten, dass positiver Intergruppenkontakt zwischen Adipösen und Nicht-Adipösen über die Zeit die erlebte Diskriminierung Adipöser reduziert und ihr subjektives Wohlbefinden verbessert. Entgegen der Erwartung führte erlebte Diskriminierung in der vorliegenden Studie nicht zu einer Beeinträchtigung des Wohlbefindens. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass positiver Intergruppenkontakt ein Schlüssel zur Reduktion von gewichtsbasierter Diskriminierungserfahrung und einem verbesserten Wohlbefinden Adipöser sein kann.
P-116 : Can we interfere with intrusive memory formation using a visually arresting distraction task?
Dr. Thomas Meyer | Radboud University Nijmegen | Netherlands
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Autoren:
Dr. Thomas Meyer | Radboud University Nijmegen | Netherlands
Prof. Dr. Chris Brewin | University College London | United Kingdom
Dr. John King | University College London | United Kingdom
Prof. Dr. Eni Becker | Radboud University Nijmegen | Netherlands
Many trauma victims suffer from intrusive memories, a core symptom of Post-Traumatic Stress Disorder (PTSD). Analogue studies with trauma films have shown that intrusive memories can be reduced by having participants carry out specific demanding tasks (e.g., playing the video game Tetris, pattern tapping) after film viewing. We investigated whether similar effects can be achieved with tasks that are less demanding, yet attention-grabbing and visually arresting, potentially diverting attention away from a previously seen trauma film. In Study 1, 120 healthy participants viewed shocking film fragments recorded intrusive memories in a diary. Immediately following the film, they performed either a perceptual rating task with visually arresting video clips (i.e., non-emotional complex moving displays), a less arresting task (i.e., with still, blurred displays), or were asked to sit quietly for a comparable amount of time (comparison group). Results indicate that neither of the tasks reduce intrusive memories. Study 2 addresses the possibility that active engagement with the arresting displays and/or concurrent activation of trauma-film memories is needed in order to reduce of intrusive memories. We thus compared a group who after film viewing memorized and actively imagined the arresting videos, a group that was intermittently reminded about the trauma film whilst performing the same task, and a resting comparison group. The poster will include a presentation of (preliminary) results of at least 60 participants.
P-117 : Effekte kurzer Achtsamkeitsinterventionen auf Angst- und Depressionssymptome – Systematisches Review und Meta-Analyse
Paul Blanck | Universität Heidelberg | Germany
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Autoren:
Paul Blanck | Universität Heidelberg | Germany
Sarah Perleth | Universität Heidelberg | Germany
Paula Kröger | Universität Heidelberg | Germany
Dr. Hinrich Bents | Universität Heidelberg | Germany
Prof. Dr. Thomas Heidenreich | Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege, Hochschule Esslingen | Germany
Dr. Johannes Mander | Universität Heidelberg | Germany
Achtsamkeit bezeichnet eine spezifische Form der Aufmerksamkeitslenkung, die nicht-wertend, absichtsvoll und auf den gegenwärtigen Moment gerichtet ist. Die Wirksamkeit manualisierter Gruppenprogramme wie MBSR und MBCT ist meta-analytisch belegt, unklar ist jedoch, wie die einzelnen Komponenten dieser komplexen Interventionen zur Wirksamkeit beitragen. Vor dem Hintergrund empirisch gesicherter Wirkfaktoren wie der Gruppenkohäsion stellt sich die Frage, inwieweit Achtsamkeit die zentrale Wirkvariable darstellt. Folglich soll die reine, vom Gruppenkontext losgelöste Achtsamkeitspraxis auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Dafür wurde ein systematisches Literaturreview inkl. Meta-Analyse durchgeführt und nach kontrollierten Studien gesucht, deren Intervention lediglich aus der wiederholten Durchführung von einzelnen Achtsamkeitsübungen (z.B. Bodyscan) besteht. Outcome-Variablen stellen Symptomveränderungen von Angst und Depression dar.
Über die Datenbanken PsycINFO und PubMed wurden 8181 Studien identifiziert und in einem ersten Screening auf 367 Studien reduziert. Diese wurden anhand der full-texts in einem unabhängigen Screening zweier Rater auf ihre Eignung geprüft und auf letztlich 18 Studien reduziert. Meta-analytisch werden in inverse variance random-effects models die Effekte der kurzen Interventionen auf Reduktion von Angst- und von Depressionssymptomen berechnet. Die Befunde werden im Beitrag skizziert.
Die zu präsentierenden Ergebnisse können helfen, die tatsächlich auf Achtsamkeit beruhenden Effekte zu klären, da die ausgewählten Studien lediglich reine Achtsamkeitspraxis und keine anderen therapieerfolgsrelevanten Faktoren (Gruppenkohäsion, therapeutische Beziehung, andere Interventionen) beinhalten
P-118 : Der Einfluss von Rumination auf kognitive Leistungsfähigkeit bei unipolaren Depressionen
Christine Schwert | Universität Koblenz-Landau | Germany
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Autoren:
Christine Schwert | Universität Koblenz-Landau | Germany
Steffen Aschenbrenner | Germany
Dr. Jens Heider | Germany
Prof. Dr. Annette Schröder | Germany
Hintergrund: Unipolare Depression ist assoziiert mit Beeinträchtigungen in diversen kognitiven Bereichen. Depressive Patienten tendieren ebenfalls dazu, mehr als gesunde Mitmenschen, über ihre Probleme sowie ihre Situation zu „ruminieren“. Aktuelle Studien postulieren einen Zusammenhang zwischen der Rumination und den kognitiven Defiziten bei Depressionen. Die Rolle der Rumination in diesem Kontext ist jedoch noch nicht ausreichend erforscht.
Methode: In der vorliegenden Studie wurden ambulante depressive Patienten mit geringer vs. starker Ruminationsendenz hinsichtlich der kognitiven Leistungsfähigkeit untersucht. Die Messung Erfolgte mittels einer neuropsychologischer Testbatterie in den Bereichen Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Arbeitsgedächtnis, exekutive Funktionen sowie Verarbeitungsgeschwindigkeit.
Ergebnisse: Patienten mit starker Ruminationstendenz weisen im Vergleich zu denen mit niedriger Ruminationstendenz eine geringere Leistung in den Bereichen Verarbeitungsgeschwindigkeit und exekutive Funktionen auf (kleine Effektstärke). Allerdings sind diese Ergebnisse nach Bonferroni-Korrektur nicht mehr signifikant. Die hierarchische lineare Regression ergab, dass der Effekt auf die Verarbeitungsgeschwindigkeit teilweise auf die Rumination zurückzuführen ist, der Einfluss der Rumination auf die Exekutivfunktionen konnte jedoch nicht bestätigt werden.
Diskussion: Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um die Erste, die den Einfluss von Rumination auf die kognitive Leistungsfähigkeit depressiver Patienten systematisch auf verschiedenen neuropsychologischen Ebenen untersucht. Die Ergebnisse können nur zu einem geringen Teil einen Einfluss der Rumination bestätigen und zeigen die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen.
P-119 : Hypothetical reward as a powerful tool? Reduction of avoidance behavior in spider fearful individuals in an emotional decision making task
Kristina Hengen | Universität Mannheim | Germany
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Autoren:
Kristina Hengen | Universität Mannheim | Germany
Bianca Müller | Universität Mannheim | Germany
Dr. Andre Pittig | Technische Universität Dresden | Germany
Prof. Dr. Georg W. Alpers | Universität Mannheim | Germany
Avoidance is one of the key symptoms of anxiety disorders and a contributing factor to their maintenance. Therefore, the reduction of avoidance behavior is a primary goal during exposure-based treatments. However, it is often difficult to motivate patients to start with exposure and there is a relatively high attrition rate.
We modified a decision-making paradigm which we had previously established as a laboratory measure of avoidance tendencies in order to foster a self-selected approach. Spider fearful individuals (N = 50) were assigned to one of two conditions. Intervention group: individuals were differentially reinforced by hypothetical money for choosing a fear-relevant (spider picture) over a neutral stimulus (butterfly picture). Sham-control group: individuals were equally rewarded for selecting both stimuli.
As expected, we observed a shift from avoidance to approach in the Intervention group but not in the Sham-control group. There were no group differences in self-reported fear of spiders, nor in arousal, fearfulness, and unpleasantness towards the fearful stimuli. Interestingly, compared to the Intervention group, those in the Sham-control showed a significantly larger number of electro dermal responses while looking at spider pictures. There was no transfer of approach behavior to a subsequent behavioral approach test (BAT) and no effects were found on psychophysiology in the BAT with a real spider.
These findings suggest that incentives may be a useful tool to initiate self-selected exposure to aversive pictures but this may not be sufficient to change affective responses. Nevertheless, reinforcement may be an underused strategy to initiate effective treatment.
P-121 : Langzeitkonsequenzen von frühkindlichem Stress
Violetta Schaan | Universität Luxembourg | Luxembourg
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Autoren:
Violetta Schaan | Universität Luxembourg | Luxembourg
Dr. André Schulz | Universität Luxembourg | Luxembourg
Prof. Claus Vögele | Universität Luxembourg | Luxembourg
Traumatische Belastungen während der Kindheit können das Risiko für die Entwicklung unsicherer Bindungsstile erhöhen, die bereits mit langfristigen psychischen und körperlichen Gesundheitsproblemen in Beziehung gebracht wurden. Die zugrundeliegenden Prozesse sind allerdings noch weitestgehend unklar.
Wir präsentieren zwei Studien, die den Zusammenhang zwischen kindlichem Stress und Gesundheit im Erwachsenenalter sowie Körperwahrnehmung und Gedächtnisfähigkeit untersuchen.
In der ersten Studie nahmen 199 Teilnehmer an einer Onlineumfrage teil, bei der Gesundheit, frühkindliches Trauma, Resilienz und Zurückweisungssensitivität gemessen wurden. Teilnehmer mit geschiedenen Eltern berichteten erhöhte psychische Belastungswerte, kindliches Trauma, Zurückweisungssensitivität und weniger Resilienz. Die Beziehung zwischen elterlicher Scheidung und psychischer Gesundheit konnte vollständig durch diese vier Faktoren erklärt werden (Varianzaufklärung 44%).
In einer zweiten Studie wurden bei 60 Teilnehmern verschiedene Selbstbericht-Parameter erhoben und die Gedächtnis- und Interozeptionsfähigkeit vor und nach einem Stresstest untersucht. Erwachsene mit einer Vorgeschichte von elterlicher Trennung berichteten mehr bindungsbezogene Angst und Vermeidung als Kontrollpersonen. Das Erlebnis einer elterlichen Scheidung war negativ mit der Gedächtnisleistung nach dem Stresstest korreliert. Weiterhin weisen die Ergebnisse auf einen quadratischen Zusammenhang zwischen Stress und Interozeptionsfähigkeit hin.
P-122 : Erwartungen vor Koloskopien bei Patienten mit gastrointestinalen Symptomen - Eine qualitative Analyse von Prädiktoren für Krankheitssorgen und Beschwerden
Dr. Meike Shedden-Mora | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Schön Klinik Hamburg Eilbek | Germany
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Autoren:
Dr. Meike Shedden-Mora | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Schön Klinik Hamburg Eilbek | Germany
Anita Tomaszuk | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Schön Klinik Hamburg Eilbek | Germany
Prof. Dr. Bernd Löwe | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Schön Klinik Hamburg Eilbek | Germany
Hintergrund. Obwohl etwa 70% der Koloskopien zur diagnostischen Abklärung gastrointestinaler Beschwerden einen Normalbefund zeigen, sind viele Patienten weiterhin beunruhigt und leiden unter Beschwerden. Diese Studie untersucht individuelle Patientenerwartungen vor diagnostischen Koloskopien und deren Zusammenhang mit postdiagnostischer Beruhigung und gastrointestinalen Beschwerden.
Methode. In einem qualitativ-quantitativen prospektiven Design wurden 28 Patienten mit gastrointestinalen Beschwerden eine Woche vor und nach der diagnostischen Koloskopie befragt. Prä-diagnostisch wurden Erwartungen bzgl. Koloskopie erfragt und mittels thematischer Inhaltsanalyse evaluiert. Post-diagnostisch wurden die erlebte Beruhigung und gastrointestinale Symptome erfasst.
Ergebnisse. Die Patientenerwartungen ließen sich in zwei Hauptdomänen, den Prozess- und den Ergebniserwartungen einordnen. Prozesserwartungen bezogen sich v.a. auf eine möglichst angenehme Prozedur und schnelle Erholung. Die Hauptthemen bzgl. des Testergebnisses waren einerseits die Erwartung einer konkreten, behandelbaren Diagnose, andererseits die Erwartung eines Normalbefundes. Patienten äußerten ihre Erwartungen sowohl als Wahrscheinlichkeiten (z.B. einer bestimmten Diagnose) als auch in Form von Werten (Hoffnungen und Befürchtungen, z.B. Krebs). Exploratorische bivarite Analysen zeigten Zusammenhänge prä-diagnostischer Erwartungen mit post-diagnostischer Beruhigung und Symptombelastung.
Schlussfolgerungen. Patienten mit gastrointestinalen Symptomen haben vielfältige Erwartungen im Hinblick auf die geplante Koloskopie und das mögliche Ergebnis. Prä-diagnostische Erwartungen könnten einen Ansatzpunkt zur Förderung nachhaltiger Beruhigung und Symptomreduktion bieten.
P-123 : Unterscheidung präbariatrischer Subtypen anhand von Temperamentsfaktoren, Emotionsdysregulation und enthemmten Essverhalten
Lisa Schäfer | Germany
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Autoren:
Lisa Schäfer | Germany
Claudia Hübner | Germany
Thomas Carus | Germany
Dr. Beate Herbig | Germany
Dr. Florian Seyfried | Germany
Dr. Stefan Kaiser | Germany
Prof. Arne Dietrich | Germany
Prof. Dr. Anja Hilbert | Germany
Hintergrund: Bariatrische Chirurgie ist die effektivste Behandlung bei schwerer Adipositas (Body-Mass-Index≥35 kg/m2), jedoch zeigen 20-30% der Patienten einen unzureichenden Gewichtsverlust, der mit Impulsivität, Emotionsdysregulation und enthemmtem Essverhalten in Zusammenhang gebracht wurde. Die Subtypisierung präbariatrischer Patienten ermöglicht die Identifikation von Gruppen mit erhöhtem Bedarf an spezifischen Interventionen. Temperamentsbasiert konnten bisher eine resiliente Gruppe mit ausgeprägter Selbstkontrolle und eine unterkontrollierte Gruppe mit geringer Selbststeuerung unterschieden werden. In der jetzigen Arbeit wurden erstmalig Emotionsdysregulation und enthemmtes Essverhalten bei der Subtypisierung berücksichtigt, da diese zuvor mit einem unzureichenden Gewichtsverlust assoziiert waren.
Methode: Bei N=370 präbariatrischen Patienten aus dem Psychosozialen Register der Adipositaschirurgie wurden Temperament, Emotionsregulation, enthemmtes Essverhalten und Psychopathologie anhand klinischer Interviews und Selbstbeurteilungsfragebögen erfasst. Mittels latenter Profilanalyse wurden Subtypen identifiziert.
Ergebnisse: Fünf präbariatrische Subtypen wurden identifiziert, die sich in Bezug auf Selbstkontrolle, Emotionsregulation und enthemmtes Essverhalten unterschieden. Die Subtypen waren mit unterschiedlichen Ausprägungen pathologischen Essverhaltens assoziiert und klärten im Vergleich zu temperamentsbasierten Subtypen mehr Varianz auf.
Schlussfolgerung: Die zusätzliche Berücksichtigung von Emotionsregulation und enthemmtem Essverhalten ermöglichte die Beschreibung weiterer Subtypen mit spezifischem Störungsmuster, deren postoperativer Gewichtsverlauf durch gezielte Intervention verbessert werden könnte.
P-124 : Der Einfluss von Neurotizismus auf die Wirkung eines achtsamkeitsbasierten Stressreduktionstrainings im Alltag
Dr. Corina Aguilar-Raab | Germany
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Autoren:
Dr. Corina Aguilar-Raab | Germany
Martin Stoffel | Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Cristina Bermeo | Germany
Prof. Dr. Beate Ditzen | Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Durch eine verbesserte Emotionsregulation hat Achtsamkeit eine positive Wirkung auf die Gesundheit, während Neurotizismus mit einer verminderten Emotionsregulation einhergeht. Um den Mehrwert von Achtsamkeit für den Alltag zu untersuchen, braucht es Ecological Momentary Assessment (EMA) Untersuchungen. Es liegt nahe zu vermuten, dass ein achtsamkeitsbasiertes Stressreduktionstraining nicht nur die Trait-, sondern auch die State-Achtsamkeit steigert und vor allem Personen mit hoher Neurotizismusausprägung davon profitieren.
Es wurden 75 Medizinstudierende quasi-randomisiert einer Interventions- (IG, N = 29) und einer Kontrollgruppe (KG, N = 46) zugeordnet. An zwei konsekutiven Tagen wurde vor und nach dem Training ein EMA durchgeführt, bei dem die Probanden sechs Mal täglich per Smartphone eine Befragung zur State-Achtsamkeit ausfüllten.
Die Ergebnisse der Mehrebenenmodelle zeigen u.a. eine signifikante Dreifachinteraktion von Gruppe x Zeit x Neurotizismus, β = 0.43, p = .013. Das spezifizierte Modell zur Überprüfung des Moderationseffekt von Neurotizismus auf die Wirkung der Intervention auf die State Achtsamkeit erklärt mit einem Pseudo-R² 70 % der Varianz auf.
Es profitierten vor allem Personen mit hoher Neurotizismusausprägung vom Training in Form einer höheren State Achtsamkeit im Alltag. Diese erste EMA-basierte Studie deutet darauf hin, dass Achtsamkeitstrainings im Sinne der personalisierten Versorgung insbesondere für Menschen in Frage kommen, deren Persönlichkeitsdisposition einen hohen Anteil an Neurotizismus aufweist.
P-125 : We are Family - The Role of Equity in Dyadic Coping Efforts for the Psychological Well-Being of First Time Mothers and Fathers over the Transition to Parenthood
Fabienne Meier | Universität Zürich Psychologisches Institut | Switzerland
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Autoren:
Fabienne Meier | Universität Zürich Psychologisches Institut | Switzerland
Valentina Anderegg | Psychologisches Institut, Universität Zürich | Germany
Dr. Christelle Benz-Frangière | Fachhochschule Nordwestschweiz | Switzerland
Dr. Jan Willem Nieuwenboom | Fachhochschule Nordwestschweiz | Switzerland
Prof. Holger Schmid | Fachhochschule Nordwestschweiz | Switzerland
Prof. W. Kim Halford | University of Queensland | Australia
Prof. Dr. Guy Bodenmann | Universität Zürich Psychologisches Institut | Switzerland
Becoming parents is one of the most important life-goals of couples and often a long-standing dream of both men and women. Besides the fulfillment and joy, becoming parents is a tremendous challenge and may lead to a decline in well-being or even the rise of serious psychological distress, such as anxiety and depression. Research of the last two decades demonstrated that not only 10-20% of first-time mothers suffer from the often cited post- or perinatal depression, but also almost as many first-time fathers. As both partners experience this life-altering transition together, the way they jointly cope with the experienced distress is supposed to be a key aspect for a functional adaption. These analyses examine how depressive symptoms of both partners influence each other over various time-points across the transition to parenthood and how equal dyadic coping efforts might work as beneficial mechanisms.
P-126 : Wirkfaktoren der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) im stationären Setting – eine randomisierte klinische Studie.
Mareike Pleger | Germany
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Autor:
Mareike Pleger | Germany
Hintergrund. Die Ergebnisse aktueller Metaanalysen zeigen, dass für ACT belastbare positive Befunde über die Wirksamkeit dieses Therapieverfahrens vorliegen. Welche Wirkfaktoren dabei eine Rolle spielen könnten ist jedoch weitgehend nicht bekannt. Ziel der aktuellen Studie ist es, angenommene Wirkfaktoren des ACT-Behandlungsmodells unter naturalistischen Bedingungen zu untersuchen. Dabei soll überprüft werden, ob und ggf. wie sich Wirkfaktoren von denen bei kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) unterscheiden. Methode. Bis zum aktuellen Zeitpunkt wurden 155 Patienten einer psychiatrischen Station für affektive und komorbide Störungen in die Studie eingeschlossen und entweder der ACT-Gruppe oder der KVT-Gruppe quasi-randomisiert zugeteilt. Hypothesen. Wir erwarten, dass beide Therapiemaßnahmen zu einer signifikanten und stabilen Verbesserung der Symptomatik führen. Wir gehen davon aus, dass Patienten mit komorbiden Störungen stärker von ACT profitieren als Patienten der Vergleichsgruppe. Zudem vermuten wir, dass eine geringe Ausprägung in den ACT-relevanten Variablen (z.B. Achtsamkeit) zum Prä-Messzeitpunkt und eine hohe Beeinträchtigung in der Lebenszufriedenheit den Behandlungserfolg von ACT begünstigen.
P-127 : Was entscheidet, wann wir unsere Erwartungen verändern? – Ergebnisse aus der Neuroimaging Forschung
Lisa D'Astolfo | Germany
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Autoren:
Lisa D'Astolfo | Germany
Prof. Dr. Winfried Rief | Germany
Erwartungsänderung gilt als ein zentraler Mechanismus für therapeutischen Erfolg psychischer Erkrankungen. Es gibt u.a. zwei Methoden zur Erwartungsänderung: 1) Reizkonfrontationen zur Emotionsänderung (z.B. Angstreduktion). Hier zeigen klinische Beobachtungen, dass Erwartungen aber oft beibehalten werden. 2) Aktives Testen von Erwartungen zur Diskrepanzmaximierung von Erwartung und Realität. Wie diese Erfahrungen kognitiv verarbeitet werden und welche Mechanismen zur Änderung oder zum Erhalt von Erwartungen beitragen, ist unklar. Dies lässt sich durch Neurobildgebung untersuchen. Hier existiert das Paradigma des prediction error (PE) als neurale Reaktion auf unerwartete Stimuli. PE wird oft in zwei Designs untersucht: 1) Passive Beobachtung von Kontingenzen 2) Aktive Anwendung von Strategien, um Kontingenzen zu nutzen (z.B. für Belohnungen). Wir schlagen vor, die Ähnlichkeit der Paradigmen zur Erforschung von PE und der Methoden zur Erwartungsänderung zu nutzen, um die kognitive Verarbeitung erwartungsverletzender Situationen zu untersuchen. Wir führten eine Meta-Analyse neurowissenschaftlicher Studien mit PE Designs durch und verglichen die neuronale Aktivität bei beobachteten vs. getesteten Kontingenzen. Wir fanden mehr Aktivität in Striatum, fusiformen Gyrus und Insula in Designs, in denen Kontingenzen aktiv getestet und Strategien geändert wurden. Dies zeigt unterschiedliche Verarbeitungen von PE, abhängig von passiver Beobachtung vs. aktiver Testung. Es können Parallelen zur Informationsverarbeitung bei erwartungsändernden Methoden (passive Reizkonfrontation vs. aktive Erwartungsüberprüfung) und erwartungsverletzenden Interventionen, die entweder zur Änderung oder zum Erhalt der Erwartung führen, gezogen werden.
P-128 : Therapeutische Wirkmechanismen nach dem Auftreten eines Sudden Gains und deren Beziehung zum Behandlungsergebnis - Belege für eine „Upward Spiral“
Felix Wucherpfennig | Universität Trier | Germany
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Autoren:
Felix Wucherpfennig | Universität Trier | Germany
Dr. Julian Rubel | Universität Trier | Germany
Prof. Dr. Stefan Hofmann | Boston University | United States
Prof. Dr. Wolfgang Lutz | Universität Trier | Germany
Theoretischer Hintergrund: Sudden gains sind plötzliche Verbesserungen der Symptombelastung, die zwischen zwei aufeinanderfolgenden Therapiesitzungen auftreten. Diese Studie untersucht therapeutische Wirkmechanismen nach dem Auftreten eines sudden gains und deren Einfluss auf den Behandlungserfolg am Ende der Therapie.
Methode: Es wurden 211 Patienten mit einer Major Depression untersucht, die im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie behandelt wurden. Die Identifizierung von sudden gains erfolgte durch Selbsteinschätzungs-Fragebögen zur Symptombelastung auf der Ebene der Therapiesitzungen. Einschätzungen der Patienten zu therapeutischen Wirkmechanismen (therapeutische Beziehung, Problembewältigung) in den Sitzungen vor und nach einem sudden gain wurden hinsichtlich ihrer Vorhersage für das Behandlungsergebnis analysiert. Propensity score matching wurde verwendet, um einen fairen Vergleich zwischen Patienten mit sudden gains und Patienten ohne sudden gains zu ermöglichen.
Ergebnisse: Die therapeutische Beziehung und Problembewältigung verbesserten sich in den Sitzungen nach einem sudden gain. Diese Verbesserungen waren prädiktiv für den Behandlungserfolg am Ende der Therapie. Vergleichbare therapeutische Wirkmechanismen konnten bei Patienten ohne sudden gains nicht gefunden werden.
Schlussfolgerung: Sudden gains fördern therapeutische Wirkmechanismen, die wiederum einen positiven Einfluss auf das Therapieergebnis haben. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Therapeuten-Patienten Dyaden in ihrer Fähigkeit unterscheiden, das Potenzial eines sudden gains für die Behandlung nutzbar zu machen.
Schlüsselwörter: sudden gains; therapeutische Beziehung; Problembewältigung; Behandlungsergebnis
P-129 : Optimistischer durch „Power Posing“? - Der Effekt kurzzeitiger expansiver Körperhaltungen auf den Selbstwert
Annegret Otto | Technische Universität Chemnitz | Germany
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Autoren:
Katrin Klenner | Germany
Annegret Otto | Technische Universität Chemnitz | Germany
Junior-Prof. Dr. Frank Asbrock | Germany
Als einfache Möglichkeit, optimistischer aufzutreten, wurde in den letzten Jahren „Power Posing“, die kurzfristige Einnahme expansiver Körperhaltungen, im organisationalen Kontext immer häufiger angewendet. Power Posing könnte auch im klinischen Rahmen interessant sein, wenn somit der Selbstwert von Patienten kurzfristig erhöht werden kann. Es fehlen jedoch Befunde zum psychologischen Prozess, der Power Posing zugrunde liegt.
Die vorliegende Studie untersucht, ob die Einnahme expansiver Körperhaltungen den Selbstwert positiv beeinflusst und erhöhte Selbstaufmerksamkeit den Effekt moderiert. Dabei wurden die theoriebasierten gegenläufigen Hypothesen getestet, dass Selbstbeobachtung den Effekt von Power Posing aufgrund von Fokussierung auf die machtvolle Haltung verstärkt (Hypothese 1) oder aufgrund der Ablenkung von der Haltung durch den Fokus auf soziale Normen abschwächt (Hypothese 2).
In einem 2 (High- vs. Low-Power-Pose) x 2 (Selbstaufmerksamkeit hoch vs. niedrig) Between-Subjects-Design nahmen 119 Personen im Labor für drei Minuten eine High- bzw. Low-Power-Pose ein. Personen in der Selbstaufmerksamkeitsbedingung sahen dabei in einen Spiegel, die anderen gegen eine Wand. Personen in der High-Power-Pose berichteten einen höheren Selbstwert, positivere Stimmung und mehr Optimismus als Personen in der Low-Power-Pose. Selbstaufmerksamkeit moderierte den Effekt: Personen in der High-Power-Pose vor dem Spiegel zeigten schwächere Ausprägungen auf den abhängigen Variablen als Personen in der High-Power-Pose ohne Spiegel. Ergo schwächt erhöhte Selbstaufmerksamkeit den Effekt von Power Posing. Implikationen für Power Posing und ein Transfer in den Klinikalltag in Form möglicher Ansätze zur Selbstwertsteigerung werden diskutiert.
P-130 : Das Phänomen Cyberchondrie: Eine ambulante Assessment-Studie zu den Effekten der gesundheits- und krankheitsbezogenen Internetnutzung
Barbara Müssenich | Psychologisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität Mainz | Germany
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Autoren:
Barbara Müssenich | Psychologisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität Mainz | Germany
Sandra Hamann | Psychologisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz | Germany
Dr. Maria Gropalis | Psychologisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz | Germany
Mario Wenzel | Psychologisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz | Germany
Thomas Kubiak | Psychologisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz | Germany
Prof. Dr. Michael Witthöft | Psychologisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz | Germany
Das Internet ist ein vielgenutztes Informationsmedium für gesundheitliche Fragestellungen und bietet neben nützlichen auch potenziell beunruhigende Auskünfte. Das Phänomen „Cyberchondrie“ beschreibt die gesundheits- und krankheitsbezogene Internetrecherche (gkIR) als Auslöser und Folge von Krankheitsangst (KA). Im Rahmen des kognitiv-behavioralen Erklärungsmodells pathologischer KA wird angenommen, dass die gkIR KA kurzfristig reduzieren kann, doch langfristig durch negative Verstärkung aufrechterhält. Ziel der Studie war die Untersuchung der affektiven Folgen der gkIR. Bei N=24 Probandinnen (überwiegend Studierende) wurden mittels eventbasiertem ambulanten Assessment sowohl vor als auch nach der gkIR Daten zu Ausmaß und Häufigkeit der gkIR, zu Affekt, situativer KA und Symptombelastung erfasst. Eine Probandin zeigte KA pathologischen Ausmaßes. Die statistische Auswertung der Mittelwertsvergleiche erfolgte separat für die aggregierten Daten der Gesamtstichprobe sowie für die Probandin mit pathologischer KA. In der Gesamtstichprobe ergaben sich keine signifikanten Effekte. Die Ergebnisse des Einzelfalls zeigten hingegen bedeutsame Reduktionen der KA (t(17)=2.47, p=.02, d=0.97) und Symptombelastung (t(17)=2.83, p=.01, d=0.87) sowie einen Anstieg des positiven (t(17)=-1.62, p=.12, d=0.46) und negativen (t(17)=-1.41, p=.18, d=0.47) Affektes infolge der gkIR. Das ambulante Assessment erbrachte Belege hinsichtlich einer Verringerung der situativen KA aufgrund der gkIR, die vom Ausmaß der zugrundeliegenden KA abhängig zu sein scheinen. Jedoch ist die Generalisierbarkeit aufgrund der rein weiblichen Stichprobe eingeschränkt. Zukünftige Studien sollten größere Stichproben von Personen mit pathologischer KA berücksichtigen.
P-131 : My sadness – my happiness: Writing about positive, negative and neutral life events reveals linguistic markers of individual wellbeing and depressive symptoms in healthy subjects
Eileen Bendig | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
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Autoren:
Eileen Bendig | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
Prof. Dr. Cornelia Herbert | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
Due to its salutary effects on individual wellbeing expressive writing has become an essential tool for therapeutic interventions. The present study investigated short term effects of expressive writing on individual wellbeing in healthy subjects and explored its relationship with depressive symptoms. 31 healthy subjects (mean age: 25.8 years, 23 females) without current diagnosis of depression were instructed to write about personally relevant autobiographical events of negative, positive or neutral content for up to 20 minutes each following standardized writing instructions. Writing about positive and negative compared to neutral events immediately increased self-reported psychosomatic symptoms but had reverse effects on positive and negative affect. Increase in negative affect was positively correlated with severity of self-reported depressive symptoms after all writing conditions (all p<.05). Moreover, self-reported depressive symptoms were positively correlated with negative word use and negative word use correlated negatively with the use of the first person pronoun „I“ (p=0.035). This correlation proved significant for participants reporting on average more depressive symptoms than the average sample (p<.001). Writing about positive or neutral events was characterized by a positivity bias and in positive writings use of positive words and of first person pronouns was positively correlated (p=0.025). Crucially, this correlation proved significant only for participants reporting on average less depressive symptoms than the average sample (p=0.03). The findings are discussed with regard to the effectiveness of expressive writing as a short term intervention of mood- and emotion regulation in healthy subjects.
P-132 : Belastungen bewältigen, um Paranoia zu reduzieren? Ergebnisse aus einer Therapieverlaufsstudie
Lea Ludwig | Universität Hamburg | Germany
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Autoren:
Lea Ludwig | Universität Hamburg | Germany
Björn Schlier | Universität Hamburg | Germany
Prof. Dr. Tania Lincoln | Universität Hamburg | Germany
Zahlreiche Studien zeigen, dass Alltagsstressoren paranoide Wahnsymptome auslösen können. Aversive alltägliche Ereignisse können hierbei über negativen Affekt zu einer Zunahme von Paranoia führen. Demnach könnte ein Wirkfaktor der Psychotherapie von psychotischen Störungen die Förderung von Möglichkeiten zur Bewältigung von alltäglichen und belastenden Situationen sein, um so die depressive und infolgedessen die paranoide Symptomatik zu reduzieren. Inwiefern sich ein solcher Wirkmechanismus im Therapieverlauf nachweisen lässt, ist Gegenstand der vorliegenden Studie. Wir befragten 38 Patienten mit Schizophrenie und vorliegender Paranoia im Verlauf einer kognitiven Verhaltenstherapie nach jeder Therapiesitzung mittels Fragebögen bezüglich (1) der erfolgreichen Bewältigung alltäglicher und belastender Situationen, Gedanken und Gefühlen, (2) der Intensität depressiver und (3) paranoider Symptomatik. Der Einfluss des Bewältigungserfolgs in der Vorwoche auf die depressive und die paranoide Symptomatik wurde mittels Mehrebenenregression untersucht. Ein erhöhter Bewältigungserfolg in der Vorwoche prädizierte signifikant eine niedrigere depressive und paranoide Symptomatik in der Folgewoche. Der Zusammenhang zwischen Alltagsbewältigung und Paranoia wurde dabei vollständig über die Reduktion der depressiven Symptomatik mediiert. Die Ergebnisse unterstützen den Anspruch aktueller Weiterentwicklungen kognitiv-verhaltenstherapeutischer Ansätze, stärker an den störungsrelevanten Mechanismen anzusetzen und damit vornehmlich über die Vermittlung von Strategien zur Bewältigung von Stressoren und Gefühlen auf eine Reduktion affektiver Symptome abzuzielen, um die paranoide Symptomatik zu verringern.
P-133 : Emotionale Verarbeitung und Affect Labeling bei expositionsbasierter Verhaltenstherapie von Panikstörung mit Agoraphobie: Erste Messungen mit der Experiencing Scale (EXP)
Carsten Dünckel | Universität Koblenz-Landau | Germany
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Autoren:
Carsten Dünckel | Universität Koblenz-Landau | Germany
Vanessa Knobl | Universität Koblenz-Landau | Germany
Prof. Dr. Annette Schröder | Universität Koblenz-Landau | Germany
Die emotionale Verarbeitung des Klienten gilt in erfahrungsorientierten Therapieformen seit langem als wichtiger Wirkfaktor. Erste Befunde gibt es auch für Kognitive Verhaltenstherapie. Zur Messung wird in der Regel die Experiencing Scale (EXP) eingesetzt. Diese Skala erfasst auch Affect Labeling, also die Benennung aktueller Affekte durch Patienten im Therapieprozess. EXP steigt im Therapieverlauf an und ist laut einer aktuellen Metaanalyse ein robuster Prädiktor des Therapieerfolges.
In Expositionstherapien ist EXP noch nicht untersucht. Ergebnisse der Grundlagenforschung und einer experimentellen Psychotherapiestudie zeigen allerdings, dass Affect Labeling das Extinktionslernen verbessert. Dies lässt erwarten, dass erfolgreiche Expositionstherapien den Wirkfaktor der emotionalen Verarbeitung bereits nutzen:
EXP-Werte sollten sich im Therapieverlauf erhöhen.
Die Überprüfung erfolgte anhand von Audioausschnitten bereits abgeschlossener expositionsbasierter, manualisierter Behandlungen von Panikstörung mit Agoraphobie. In den Sitzungen 1, 4 und 8 wurde EXP von jeweils 2 trainierten Ratern erfasst.
Erste Auswertungen zeigen den erwarteten Anstieg von EXP über die Sitzungen (F(2,20)=.433), aber geringere EXP-Werte als in erfahrungsorientierten Therapien.
Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der Limitierungen und Stärken der Studie diskutiert. Die Vermutung, dass Verhaltenstherapien diesen Wirkfaktor (noch) zu wenig berücksichtigen, sollte in größeren Stichproben untersucht werden. Hinweise auf eine grundsätzliche Messproblematik bei der Variablen EXP im Kontext von Verhaltenstherapien stimulieren eine empirisch prüfbare Hypothese zur Aufdeckung von Messfehlern, sowie neue, besser interpretierbare Forschungsdesigns.
P-134 : Unterstützung in stürmischen Zeiten - Wirksamkeit und Moderatoren einer internet- und app-basierten Intervention für Studierende mit erhöhtem Stress
Mathias Harrer | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Germany
Sophia Adam | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Germany
Rebecca Fleischmann | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Germany
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Autoren:
Mathias Harrer | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Germany
Sophia Adam | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Germany
Rebecca Fleischmann | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Germany
Anne Straube | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Germany
Prof. Dr. Harald Baumeister | Universität Ulm | Germany
Dr. Johannes Laferton | Psychologische Hochschule Berlin | Germany
Prof. Dr. Matthias Berking | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Germany
Dr. David Daniel Ebert | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Germany
Hintergrund: Trotz zahlreicher Versorgungsangebote nehmen nur wenige Studierende professionelle Hilfe für psychische Belastungen in Anspruch (Beiter et al., 2015). Durch internetbasierte Verfahren könnte der Zugang zu effektiven Präventivangeboten erleichtert werden (Nobis et al., 2017). Vorliegende randomisiert-kontrollierte Studie untersucht die Wirksamkeit und Moderatoren einer internet- und app-basierten Intervention für Studierende mit erhöhtem Stress.
Methode: N = 150 Studierende (Alter ≥ 18, aktuell an einer Universität/Hochschule eingeschrieben) mit erhöhten selbstberichtetem Stress (Perceived Stress Scale [PSS-4] ≥ 8) wurden einer Interventionsgruppe (IG) oder 3-Monats-Wartekontrollgruppe (WKG) randomisiert zugeordnet. Der IG wurden 8 konsekutive internetbasierte Lektionen zur Förderung von Bewältigungsmechanismen für akademische und emotionale Belastungen anhand kognitiv-behavioraler und metakognitiver Techniken zur Verfügung gestellt. Selbstberichtete Daten wurden zur Baseline, nach Behandlung (7 Wochen) und zum 3-Monats-Follow-Up erhoben. Als primäres Outcome wurden das subjektive Stresserleben (PSS-4), als sekundäre Maße unter anderem studentischer Burnout (MBI-S), Perfektionismus (SAPS), Präsentismus (PS-S) und Angstsymptomatik (STAI) erfasst. ITT-Analysen auf Unterschiede in der Veränderung zwischen IG und WKG und Moderatoren von Trainingsoutcomes wurden durch ANCOVAs bzw. PROCESS Macro für SPSS getestet.
Ergebnisse: Vorläufige Datenanalysen zur Post-Befragung weisen u.A. auf signifikante Effekte (p<.05) der Intervention in Bezug auf Stressempfinden (d = 0.58), Burnout (d = 1.03) und Ängste (d= 0.89) hin. Initiale Erfolge werden zum Follow-Up aufrechterhalten. Finale Resultate werden vor Ort präsentiert.
P-135 : Development and Validation of Self-support Questionnaire
Hugo Trevisi | Germany
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Autor:
Hugo Trevisi | Germany
Deficits in emotion-focused coping can be considered a transdiagnostic factor contributing to the development of a broad range of mental disorders. However, theoretical models specifying adaptive ways of emotion-focused concepts are still rare. Thus, Berking and colleagues have developed a model outlining adaptive ways of supporting oneself in unchangeable problematic situations. The model includes three components: self-compassion, self-soothing/self-encouragement, and active self-management. The purpose of the present study was to develop a short self-report measure assessing these components. Therefore, after completing the development of a theory-driven item pool and testing the feasibility of a preliminary version of the measure with experts, we completed the final version and evaluated it in an empirical study. In this study a total of 120 non-clinical and 30 clinical participants were included. Preliminary results from this study indicate good internal consistency and good retest-reliability of the measure. Theory-confirm correlations with similar and non-related measures as well as differences between the clinical and the non-clinical sample provide evidence for the validity of the measure. Moreover, factor analyses confirmed the assumed 3-factor solution. Thus, the measure appears to be a reliable and valid method to assess adaptive self-support.
P-136 : Zu zweit im Ruhestand: Anpassungssymptome im Alltag von Paaren im Übergang zum Ruhestand
Dr. Andrea B. Horn | Universität Zürich, Psychologisches Institut | Switzerland
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Autoren:
Dr. Andrea B. Horn | Universität Zürich, Psychologisches Institut | Switzerland
Sarah Holzgang | Universität Zürich Psychologisches Institut | Switzerland
Vanessa Rosenberger | Universität Zürich, Psychologisches Institut | Switzerland
Im ICD 11 wird die Diagnose Anpassungsstörung an das von Maercker vorgeschlagene «stress- response» -Modell angelehnt über die Symptomgruppen Präokkupation und Fehlanpassung festgestellt. Eine sozio-interpersonelle Perspektive legt nahe, dass bei der Anpassung an Belastungen auch der soziale Kontext eine wichtige Rolle spielt. Das Ziel dieser Studie ist es, bei frisch Pensionierten und ihren Partnern die Anpassung an den Alltag und ihren Zusammenhang mit interpersoneller Emotionsregulation zu untersuchen.
In dieser laufenden Studie haben bisher 38 Paare über 14 Tage hinweg morgens und abends Anpassungssymptome und Affekt berichtet, sowie am Abend auch interpersonelle Emotionsregulation mit dem Partner.
Präokkupation und Fehlanpassung variieren im Alltag der Pensionäre wie auch der Partner. Positive interpersonelle Strategien im Paar stehen im Zusammenhang mit weniger Symptomen, vermeidende Emotionsregulation mit mehr.
Diese ersten Ergebnisse zeigen, dass bei der Untersuchung von Anpassungsstörungen alltagsnahe Erfassung wichtige Informationen über kontextuelle Zusammenhänge gibt. Dabei erweist sich der interpersonelle Kontext im Paar als bedeutsam, was Implikationen für den klinischen Umgang mit akut belastenden Personen hat.
P-137 : Attention to faces in natural scenes in subclinical depression-An eyetracking study
Benedikt Kuhlmann | Germany
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Autor:
Benedikt Kuhlmann | Germany
Attention to faces, the task requiring face allocation, might be driven by skin-coloured faceshaped
templates and might be differ from subsequence face processing tasks. To explore this
idea in depression, this study compared attention to faces in 17 high-depressive and 20 lowdepressive
healthy observers during free viewing by using natural complex scenes. Two face
conditions were included in which all face details were preserved in normal face condition
and low spatial frequency faces containing only gross detail face-shape. High depressive
level observers were also confirmed by low scores of positive mental health scales (PMH).
However, attention to faces in terms of eye movements, including allocation times, first
fixation duration, numbers of fixations at faces and accuracy, were not different for high- and
low-depressive healthy observers. Faces were also allocated better in clear than low spatial
frequency condition in high-depressive group. The results indicate that gross shape structure
of low spatial frequency content may be sufficient for fast allocation of faces in depressionprone
participants, suggesting intact attention to faces in this group of observers. In the
future, this should be observed further in depressive patients.
P-138 : Mind-Wandering bei der Zwangserkrankung: höhere Neigung zum Abschweifen bei geringem Verbrauch exekutiver Ressourcen.
Dr. Alexandra Kleiman | Universität Leipzig Institut für Psychologie | Germany
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Autoren:
Dr. Alexandra Kleiman | Universität Leipzig Institut für Psychologie | Germany
Dr. Friederike Hendrikx | Germany
Kerstin Birk | Germany
Prof. Dr. Cornelia Exner | Germany
Obwohl Mind Wandering (MW), gedankliches Abschweifen, ein alltägliches und globales Phänomen ist, kann eine hohe Tendenz dazu sich auf emotionales Wohlbefinden und kognitive Leistungsfähigkeit auswirken. In der vorliegenden Studie untersuchten wir, wie sich das spontane MW Verhalten bei Patienten mit einer Zwangsstörung (OCD; N=20; Y-BOCS>13) bei der Bearbeitung von zwei Aufmerksamkeitsaufgaben unterschiedlicher Schwere nach einer Sorgeninduktion verändert.
Mit Hilfe von Verhaltenstests wurde erst ein Anstieg im negativen Emotionserleben angestrebt. Die Untersuchung von MW fand unter Verwendung zweier Aufgaben mit geringer und hoher Beanspruchung des Arbeitsgedächtnisses statt. Durch die geringe Beanspruchung sollte die Wahrscheinlichkeit mit den Gedanken abzuschweifen erhöht werden. Die aufgabenirrelevante Gedankenaktivität und die Gedankeninhalte wurden wiederholt mit sog. Thought-Probes in Form visueller Analogskalen von Teilnehmern erfragt. Veränderungen wurden anhand einer Kovarianzanalyse mit Bonferroni-korrigierten post-hoc-Tests berechnet.
Es zeigte sich ein signifikanter Haupteffekt der Aufgabenschwierigkeit (F[1,19]=4.669, p<0.044, d=0.991) mit mehr MW während der leichteren Aufgabe. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass OCD Patienten, unabhängig von Aufgabenschwere, am meisten mit Sorgen über die Zukunft beschäftigt waren. Eine Korrelationsanalyse von MW-Werten und der depressiven Symptomatik zeigte keinen signifikanten Zusammenhang. Demnach ist anzunehmen, dass die Depressionsschwere keine Auswirkung auf das MW Verhalten hatte.
Unsere Ergebnisse bestätigen das höhere Auftreten von MW bei geringerer kognitiver Beanspruchung und sprechen für ein stärkeres Sorgen in diesem Zusammenhang bei OCD.
P-139 : Zusammenhänge von Komplementarität und Korrespondenz in der Paarinteraktion mit der Partnerschaftszufriedenheit
Judith Frisch | Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
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Autoren:
Judith Frisch | Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Dr. Corina Aguilar-Raab | Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Dr. Corinne Spörri
Prof. Dr. Beate Ditzen | Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Prof. Dr. Ulrike Ehlert | Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Zürich | Germany
Hintergrund: Zufriedene Paare zeigen mehr positive Verhaltensweisen während einer Paarinteraktion als unzufriedene. Dieses Interaktionsverhalten sagt langfristige Gesundheitsmarker vorher. Gemäß dem Konzept der Komplementarität in der interpersonellen Theorie begünstigt hohe Freundlichkeit freundliches Verhalten im Gegenüber (Korrespondenz), während hohe Dominanz submissives Verhalten (Reziprozität) fördert. In der vorliegenden Arbeit wird der Zusammenhang zwischen diesen Interaktionsmaßen und Partnerschaftszufriedenheit untersucht.
Methoden: In einer experimentellen Studie wurden 40 gesunde Paare einer instruierten positiven oder neutralen Interaktionsbedingung zugeordnet. Durch echtzeitbasierte Videoanalysen mithilfe der Joystick-Methode nach Sadler et. al. (2009) wurde die Interaktion gemessen. Partnerschaftszufriedenheit wurde durch den Partnerschaftsfragebogen (Hahlweg, 1979) erfasst.
Ergebnisse: In Übereinstimmung zur interpersonellen Theorie zeigte sich eine signifikant positive Korrelation von freundlichem Verhalten (r = .43; SD = .19; p < .001) und ein negativer Zusammenhang bei dominantem Verhalten (r = -.42; SD = .18; p < .001) des Paares. Ein Zusammenhang zwischen der Komplementarität und der Beziehungszufriedenheit zeigte sich nicht. Dagegen fanden sich signifikant positive Zusammenhänge zwischen freundlichem Interaktionsverhalten und Partnerschaftsqualität (r = .27, p = .02).
Diskussion: Freundlich interagierende Paare weisen eine höhere Partnerschaftszufriedenheit auf. Überraschenderweise zeigte Komplementarität keinen Zusammenhang mit der Beziehungsqualität. Es stehen Studien mit klinischen Probanden aus, um die Bedeutung der Interaktionsmaße für den klinischen Kontext besser zu differenzieren.
P-140 : Effekte einer erwartungsoptimierenden und einer dankbarkeitsinduzierenden Intervention auf eine akute Stressreaktion
Stefan Salzmann | Philipps-Universität Marburg | Germany
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Autoren:
Stefan Salzmann | Philipps-Universität Marburg | Germany
Dr. Frank Euteneuer | Philipps-Universität Marburg | Germany
Dr. Jana Strahler | Philipps-Universität Marburg | Germany
Prof. Dr. Urs Nater | Philipps-Universität Marburg | Germany
Prof. Dr. Winfried Rief | Philipps-Universität Marburg | Germany
Hintergrund: Positive Erwartungen und positive Emotionen sind mit positiven Ergebnissen in klinischen Studien assoziiert. Die Idee dieses Experiments war es zu überprüfen, ob kurze psychologische Interventionen zur Erwartungsoptimierung oder zur Induktion von positiven Emotionen, Erwartungen bzw. Emotionen verändern und ob diese Interventionen auch die Stressreaktion nach einer akuten Stresssituation beeinflussen können.
Methoden: In diesem Experiment wurden zu Beginn, nach einer psychologischen Intervention (15-minütige Schreibaufgabe) und nach der Stressinduktion 74 gesunde Probanden getestet. Sie wurden jeweils randomisiert einer von 3 Interventionen zugeteilt: (a) eine erwartungsoptimierende Intervention, um persönliche Kontrollerwartungen zu erhöhen, (b) ein Dankbarkeitsbrief, um positive Emotionen zu induzieren oder (c) eine neutrale Schreibaufgabe. Nach der Schreibaufgabe wurde Stress induziert. Hauptoutcomes waren Erwartungen, Emotionen sowie Stressparameter (subjektive Einschätzungen sowie Speichelproben für Cortisol und Alpha-Amylase).
Ergebnisse: Es zeigten sich spezifische Interventionseffekte der Erwartungsoptimierung (höhere Kontrollerwartungen nach der Intervention im Vergleich zur Baseline-Messung; p=.024) sowie für die Dankbarkeitsintervention (höhere Dankbarkeitswerte nach der Intervention verglichen mit den Ausgangswerten; p=.046). Darüber hinaus zeigte sich eine Wechselwirkung zwischen der Intervention und Optimismus hinsichtlich der Stressparameter.
Diskussion: Auch kurze psychologische Interventionen scheinen Erwartungen und Emotionen positiv beeinflussen zu können. Interventionen sollten in Abhängigkeit von der jeweiligen Persönlichkeit ausgewählt werden.
P-141 : Paranoides Denken und Emotionserkennung
Benedikt Kuhlmann | Germany
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Autor:
Benedikt Kuhlmann | Germany
Es ist bereits bekannt, dass viele psychische Störungen (wie z.B. die Schizophrenie) mit Defiziten bei der emotionalen Gesichtswahrnehmung, welches ein wichtiges Maß kognitiver Aspekte sozialer Kompetenzen darstellt, einhergehen und, dass es sich hierbei größtenteils auch um stabile Defizite handelt. Weniger untersucht ist jedoch, ob auch subklinische psychopathologische Symptome mit Einbußen in der Leistung bei der Erkennung von Emotionen.
Die aktuelle Studie hat sich somit zum Ziel gesetzt, diesen Zusammenhang zu untersuchen um zu überprüfen ob akute psychopathologische Symptome in der Normalbevölkerung (N=130), welche durch das Brief Symptom Inventory (BSI) erfasst wurden, mit wichtigen sozialen Kompetenzen wie der emotionalen Gesichtserkennung (erfasst durch eine selbst entwickelte PC Aufgabe) zusammenhängen. Unter Verwendung von 2 verschiedenen Messzeitpunkten wurde überprüft, ob Schwankungen in den Symptomen auch Schwankungen bei der emotionalen Gesichtswahrnehmung vorhersagen.
Es zeigte sich ein negativer Zusammenhang zwischen paranoidem Denken und der Leistung bei der emotionalen Gesichtswahrnehmung. Ebenfalls bestand ein negativer Zusammenhang zwischen der Differenz in der emotionalen Gesichtswahrnehung zwischen den beiden Messzeitpunkten und der Differenz im Ausmaß des paranoidem Denkens zwischen den beiden Messszeitpunkten.
Es kann somit geschlussfolgert werden, dass paranoides Denken in der Normalbevölkerung mit Einbußen bei sozialen Kompetenzen wie der Emotionserkennung einhergeht und, dass eine Zunahme im Ausmaß des akuten paranoiden Denkens mit einer Abnahme in der Leistung bei der Emotionserkennung einhergeht.
P-142 : Secondary Prevention in the Aftermath of Trauma: The Effects of Tetris and Aerobic Exercise on Intrusive Memories
Antonia Brühl | Technische Universität Braunschweig | Germany
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Autoren:
Antonia Brühl | Technische Universität Braunschweig | Germany
Prof. Dr. Richard J. McNally | Harvard University | United States
Efficacious interventions soon after trauma exposure to prevent post-traumatic stress disorder (PTSD) are lacking. Evidence suggests that cognitive visuospatial tasks, such as Tetris, performed post-trauma reduce later intrusive memories. Furthermore, studies indicate that aerobic exercise interventions may reduce PTSD symptoms as well. Therefore, the present study investigated and compared the effectiveness of playing Tetris and engaging in aerobic exercise after an experimental trauma for limiting the development of analogue symptoms. Participants (N = 71) watched a distressing film and were randomly assigned to either playing Tetris, cycling or remaining sedentary for 25 minutes. Intrusive memories and co-occurring distress were recorded in a diary during the following seven days. After one week participants completed a recognition test to assess voluntary memories of the film. Primary analyses revealed that neither Tetris nor exercise reduced analogue symptoms. On the contrary, exercise non-significantly increased intrusive memories and distress, while Tetris significantly increased distress. Both interventions did not have deleterious effects on the voluntary memory. Secondary analyses revealed that participants with higher fitness levels at baseline and more regular physical activities during the week were more likely to benefit from the exercise intervention. Findings indicate potential contraindications for Tetris and exercise and emphasize that more research is warranted before implementing and disseminating these intervention approaches.
Keywords: Post-traumatic stress disorder, intrusive memories, trauma film, aerobic exercise, visuospatial cognitive task
P-143 : Acquired Capability for Suicide: Assoziationen mit Suizidversuchen, Impulsivität und furchteinflössenden Erlebnissen
Laura Mae Zimmermann | Ruhr-Universität bochum | Germany
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Autoren:
Laura Mae Zimmermann | Ruhr-Universität bochum | Germany
Dr. Tobias Teismann | Ruhr-Universität bochum | Germany
Hintergrund: Im Rahmen der Interpersonalen Theorie suizidalen Verhaltens nimmt Joiner (2005) an, dass es nur dann zu suizidalem Verhalten kommt, wenn der Wunsch zu sterben einhergeht mit einer erworbenen Befähigung sich zu suizidieren (acquired capability). In diesem Sinne vermutet Joiner (2005), dass nur Personen, die eine herabgesetzte Angst vor dem Tod haben, die Fähigkeit besitzen, sich selbst das Leben zu nehmen. Ferner nimmt er an, dass diese Furchtlosigkeit durch Habituationserfahrungen in Reaktion auf die wiederholte Exposition mit schmerzhaften und/oder furchteinflößenden Ereignissen (z.B. Suizidversuche, Missbrauchserfahrungen, Waffenexposition) erworben wird.
Methode: In der vorliegenden Untersuchung wurden Assoziationen von Acquired Capability mit suizidalem Verhalten, schmerzhaften und/oder furchteinflößenden Erlebnissen und Impulsivität in sechs unabhängigen Stichproben betrachtet:1.Schüler (N=373), 2.Studenten (N=198), 3.Polizeianwärter (N=210), 4.Senioren (N=117), 5.Ambulanzpatienten (N=180) und 6.Stationäre Patienten (N=244).
Ergebnisse: Während sich die Lifetime-Prävalenz von Suizidversuchen in den verschiedenen Stichproben stark unterscheidet (0.5% bis 31%), finden sich keine Unterschiede in der Acquired Capability. Darüber hinaus finden sich nur einzelne und eher moderate Zusammenhänge zwischen Acquired Capability und schmerzhaften/furchteinflößenden Erlebnissen und Impulsivität.
Diskussion: Die Befunde der vorliegenden Studie stützen nur in geringem Maße die Annahmen der Interpersonalen Theorie suizidalen Verhaltens. Um die Bedeutung von Furchtlosigkeit für suizidales Verhalten abschätzen zu können braucht es höchstwahrscheinlich eine Re-Konzeptionalisierung des Konstrukts (vgl. Bryan et al., 2015).
P-144 : Spricht der Körper eine andere Sprache als die Psyche? Ein Vergleich des physiologischen und subjektiven Stressniveaus bei Patienten mit psychotischer Störung, Personen mit erhöhter Psychose-Vulnerabilität und Gesunden
Eveline Söder | Germany
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Autoren:
Eveline Söder | Germany
Dr. Annika Clamor | Germany
Dr. Jürgen Kempkensteffen | Germany
Prof. Dr. Steffen Moritz | Germany
Prof. Dr. Tania Lincoln | Germany
Verglichen mit Gesunden zeigen Personen mit psychotischen Störungen veränderte Stressreaktionen. Unklar ist jedoch, wie genau diese Veränderung entsteht und sich äußert. Vergleiche von physiologischen und subjektiven Stressindikatoren könnten Aufschluss darüber geben, ob bei psychotischen Störungen und erhöhter Psychose-Vulnerabilität eine allgemeine Hypersensitivität oder nur eine partielle Dysregulation vorliegt.Um dieser Frage nachzugehen, erhoben wir subjektive (Stressempfinden) und physiologische Stressindikatoren (Speichelcortisol, Herzrate, Hautleitfähigkeit) bei Patienten mit psychotischer Störung (n=37), Personen mit erhöhter subklinischer Positivsymptomatik (n=29), Verwandten ersten Grades von Personen mit psychotischer Störung (n=26) und gesunden Kontrollprobanden (n=28). Die Stressindikatoren wurden in einem Messwiederholungsdesign unter lärminduziertem Stress (Experimentalbedingung) und ohne Stressor (Kontrollbedingung) erfasst. Für den Vergleich setzten wir alle Indikatoren in Relation zur mittleren Reaktion der Gesunden. Relativ zum subjektiven Stressniveau zeigten die Patienten niedrigere Cortisol- und Hautleitfähigkeitswerte als die Gesunden, wobei die Diskrepanz zwischen Stressempfinden und Hautleitfähigkeit bei den Patienten größter in der Kontroll- als in der Experimentalbedingung war. Personen mit erhöhter Psychose-Vulnerabilität zeigten keine derartige Veränderung der Stressreaktion verglichen mit Gesunden. Diskrepanzen von physiologischen und subjektiven Stressindikatoren zeigten sich also nur bei Patienten mit psychotischer Störung, auch ohne explizite Stressexposition. Diskutiert werden mögliche Entstehungsursachen (z.B. Medikation) und Hinweise auf ähnliche Diskrepanzen bei Angststörungen.
P-145 : The Association between Child Neglect and Mental Health – A Cross-Sectional Study of Primary School Children Living in Tanzania
Victoria Sophie Böttcher | Universität Bielefeld | Germany
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Autoren:
Victoria Sophie Böttcher | Universität Bielefeld | Germany
Dr. Katharin Hermenau | Germany
Dr. Tobias Hecker | Germany
Introduction: Child maltreatment is known to entail negative consequences (Manly et al., 2001). So far neglect – though the most frequently fatal type of maltreatment – only received fractional attention, especially in low-resource countries (Korbin & Krugman, 2014; Stoltenborgh et al., 2013). This study investigated possible associations between neglect and mental health while controlling for the influence of other maltreatment types.
Method: 409 Tanzanian primary school students (M = 10.5 years, range = 6 - 15), 52% boys, participated in the cross-sectional study. Structured clinical interviews were conducted assessing maltreatment experiences, internalizing and externalizing mental health problems.
Results: Overall, 21% (n = 84) of the children reported at least one type of physical, 31% (n = 127) one type of emotional neglect. Using structural equation modeling, we found a significant association between neglect and internalizing problems (when considering a p-value of 0.10) indicating a small effect (β = .26, p = .069). Our model displayed good model-fit (
P-146 : Emotionsregulation bei subklinischer körperdysmorpher Störung
Dr. Ines Kollei | Universität Bamberg | Germany
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Autoren:
Dr. Ines Kollei | Universität Bamberg | Germany
Thea Ufert | Germany
Ruth Senger | Germany
Katharina Schieber | Germany
Prof. Dr. Sabine Löber | Germany
Hintergrund: Unter der körperdysmorphen Störung (KDS) versteht man eine übermäßige Beschäftigung mit einem Makel in der äußeren Erscheinung. Betroffene leiden häufig unter Emotionen wie Scham, Ekel oder Traurigkeit. Kognitiv-behaviorale Modelle gehen davon aus, dass Betroffene in Reaktion auf diese belastenden Emotionen dysfunktionale Strategien einsetzen. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wirksamkeit verschiedener Emotionsregulationsstrategien bei subklinischer KDS zu untersuchen.
Methode: An der Studie nahmen 60 Studierende mit subklinischer KDS teil. Mit Hilfe einer 5-minütigen Spiegelübung wurde Unzufriedenheit mit dem Aussehen induziert. Dann erfolgte eine randomisierte Zuordnung zu den Strategien Akzeptanz, Ablenkung oder Grübeln als Kontrollstrategie. Die Teilnehmenden wurden instruiert, die jeweilige Strategie 5 Minuten lang anzuwenden. Situationsbezogene Emotionen wurden als abhängige Variable erfasst.
Ergebnisse: Nach der Spiegelübung nahmen negative Emotionen signifikant zu. Der Einsatz der Strategien Ablenkung und Akzeptanz führte zu einer signifikanten Abnahme von Traurigkeit, Selbstunsicherheit, Anspannung, Scham und Frustration. Unter dem Einsatz von Grübeln blieben die negativen Emotionen unverändert.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass eine kurze Spiegelübung bei einer subklinischen KDS-Stichprobe zu starken negativen Emotionen führen kann. Ablenkung und Akzeptanz haben sich als funktionale Strategien beim Umgang mit negativen Emotionen erwiesen. Das Erlernen dieser Strategien kann einen wichtigen Baustein in kognitiv-behavioralen Behandlungsprogrammen darstellen. Zukünftige Studien sollten die Wirksamkeit verschiedener Emotionsregulationsstrategien bei klinischen Stichproben untersuchen.
P-147 : Die Stimmen der Einsamen und Ausgeschlossenen? Die Rolle von sozialen Stressoren bei der Entstehung von Halluzinationen.
Katharina Winkler | Universität Hamburg | Germany
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Autoren:
Katharina Winkler | Universität Hamburg | Germany
Björn Schlier | Universität Hamburg | Germany
Edo Jaya | Universität Hamburg | Germany
Prof. Dr. Tania Lincoln | Universität Hamburg | Germany
Die Social Deafferentation Hypothese benennt soziale Isolation als Risikofaktor für die Entstehung von Halluzinationen im Rahmen psychotischer Störungen. Nach der Social Defeat Hypothese sind hingegen nur explizit negativ bewertete Erfahrungen des sozialen Ausschlusses relevant. Bisher wurden diese beiden Hypothesen noch nie direkt vergleichend überprüft. Daher verglichen wir den prädiktiven Wert von sozialer Isolation und sozialem Ausschluss auf halluzinatorisches Erleben (d.h. akustische Halluzinationen und deren subklinische Vorläufer lebhafte Gedanken, Intrusionen und perzeptuelle Empfindlichkeit) in einer Bevölkerungsstichprobe.
Hierfür füllten 76 Teilnehmer an 21 aufeinanderfolgenden Tagen täglich einen Fragebogen aus, mit dem sozialer Kontakt, Erlebnisse von sozialem Ausschluss und halluzinatorisches Erleben in den jeweils letzten 24 Stunden quantifiziert wurde. Die Auswertung erfolgte mit Hilfe von Mehrebenenanalysen.
Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen sozialem Ausschluss und gesteigertem halluzinatorischen Erleben am jeweils selben Tag, jedoch nicht am Folgetag. Für den bloßen Mangel an sozialem Kontakt zeigte sich kein solcher Zusammenhang. Gesteigertes halluzinatorisches Erleben sagte jedoch weniger soziale Interaktionen am Folgetag vorher.
Sozialer Ausschluss, jedoch nicht ein Mangel an sozialem Kontakt, scheint ein relevanter Auslöser von halluzinatorischem Erleben im Alltag zu sein, was eher für die Social Defeat als für die Social Deafferentation Hypothese spricht. In klinisch-praktischer Hinsicht spricht das Ergebnis dafür, dass Interventionen, die die soziale Eingebundenheit stärken, für die Prävention von Psychosen geeignet sein könnten.
P-148 : Protektive Wirkung der Selbstwirksamkeit auf den Zusammenhang zwischen Heißhunger und Essanfällen
Dipl.-Psych. Jennifer Schmidt | Bergische Universität Wuppertal | Germany
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Autoren:
Dipl.-Psych. Jennifer Schmidt | Bergische Universität Wuppertal | Germany
Malin Bockholt | MSH Medical School Hamburg | Germany
Prof. Dr. Alexandra Martin | Bergische Universität Wuppertal | Germany
Heißhunger (engl. „Food Craving“) tritt häufig bei Personen mit Essstörungen auf. Er zeigt starke Zusammenhänge mit dem Auftreten von Essanfällen und kann entsprechend zur Entwicklung von Übergewicht beitragen. Eine Identifikation von Moderatoren der engen Beziehung zwischen Heißhunger und Essanfällen könnte genutzt werden, um Interventionen zur Gewichtsreduktion und Essstörungstherapie zu optimieren. Vor allem allgemeine und gewichtsbezogenen Selbstwirksamkeit sind hier potenzielle Schutzfaktoren, die es zu überprüfen gilt.
Basierend auf einer korrelativen Studie (n=460; 68.6 % w) wurden PROCESS-Analysen der Interaktion habituellen Heißhungers (FCQ-T-r) mit allgemeiner (SWE) und gewichtsbezogener (PSRS) Selbstwirksamkeit für die Prädiktion subjektiver Essanfällen (EDE-Q) durchgeführt. Alter, Geschlecht und Body-Mass-Index dienten als Kontrollvariablen.
Das Modell zeigt eine Varianzaufklärung von 48%, wozu die Interaktionen 11% beitrugen. Heißhunger ist ein signifikanter Prädiktor subjektiver Essanfälle (b=0.09; p<.001). Es zeigten sich jedoch signifikante Interaktionen mit allgemeiner (F=6.59; p=.011) und gewichtsbezogener (F=11.57; p<.001) Selbstwirksamkeit: Zusammenhänge von Heißhunger und subjektiven Essanfällen bestehen nicht, wenn die allgemeine und/oder gewichtsbezogene Selbstwirksamkeit stark ausgeprägt ist.
Die Befunde betonen die Bedeutung der Selbstwirksamkeit als protektiver Faktor für dysfunktionales Essverhalten. Selbst bei habituellen Heißhungerneigungen schützt eine ausgeprägte Selbstwirksamkeit vor dysfunktionalem Essverhalten. Hierdurch wird die Bedeutung der Stärkung allgemeiner und vor allem gewichtsbezogener Selbstwirksamkeit im Rahmen von Essstörungstherapien und Gewichtsreduktionsprogrammen bestärkt.
P-150 : Sagt Cyberchondrie Inanspruchnahmeverhalten von Gesundheitsleistungen voraus?
Dr. Antonia Barke | Philipps-Universität Marburg | Germany
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Autoren:
Dr. Antonia Barke | Philipps-Universität Marburg | Germany
Dr. Gaby Bleichhardt | Germany
Dr. Bettina Doering | Germany
‘Cyberchondrie’ bezeichnet ein Verhalten, das durch ausgeprägte Online-Suche nach Informationen über Beschwerden gekennzeichnet ist. Die durch Gesundheitsängste und den Wunsch nach Beruhigung motivierte Suche kann dabei zu neuen Ängsten und Leiden führen. Offen ist, ob eine stärkere Cyberchondrie mit einer höheren Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen (IAG) einhergeht. Wir untersuchten, ob Cyberchondrie einen eigenen Beitrag zum IAG leistet unter Kontrolle von Alter, Geschlecht, allgemeiner Gesundheitsangst, somatischen Symptome, Depression und aktueller Erkrankung. In einer Online-Studie füllten n=500 Teilnehmende (Alter 29.1±10.4 Jahre, 73.6% Frauen) die Cyberchondria Severity Scale (CSS), die Allgemeine Depressionsskala (ADS), die modifizierte Version des Short Health Anxiety Inventory (mSHAI), die Skala somatische Symptome des Patient Health Questionnaire (PHQ-15) und die Health Care Utilization (HCU) Skala aus. Hierarchische lineare Regressionen mit dem Kriterium IAG und den Prädiktoren Alter, Geschlecht, Punktwerten der CSS, des mSHAI, der ADS und des PHQ-15 sowie dem Vorliegen einer aktuellen Erkrankung wurden berechnet.Alter, Geschlecht, das Vorliegen einer aktuellen Erkrankung, PHQ-15, ADS and mSHAI trugen zu der Vorhersage von IAG bei, nicht jedoch Cyberchondrie (korrigiertes R2= .22).Cyberchondrie leistete keinen eigenen Beitrag zur Erklärung der Menge der IAG, nachdem allgemeine Gesundheitsangst berücksichtigt wurde. Umgekehrt erübrigte sich die Berücksichtigung von Gesundheitsangst nicht, wenn zuvor Cyberchondrie in das Modell aufgenommen worden war. Dies könnte darauf hindeuten, dass Cyberchondrie eher eine Facette gesundheitsängstlichen Verhaltens und weniger ein eigenständiges Problem darstellt.
P-151 : Motivation and SMR-BCI: Fear of Failure Affects BCI Performance
Dr. Sonja Kleih | Germany
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Autoren:
Dr. Sonja Kleih | Germany
Prof. Dr. Andrea Kübler | Germany
Components of motivation have been shown to affect performance when using a Brain-Computer Interface (BCI) based on sensorimotor rhythms (SMR). However, usually reported results are based on relatively small sample sizes of healthy adults. Therefore, neither conclusions about motivation effects on BCI performance in larger samples nor in clinical samples can be drawn. In this study we included N=51 healthy participants. The clinical sample consisted of N=11 stroke patients. For motivation measurement prior to BCI training sessions, the Questionnaire for Current Motivation in BCI was used, which assesses the four components mastery confidence, incompetence fear, challenge and interest. We also measured motivation on a visual analogue scale (VAS). For using the SMR BCI, participants were instructed to imagine movement with either the left or the right hand. Spearman’s rho revealed a significant positive correlation between accuracy and interest (ρ=.53, p<.001) and a negative correlation between accuracy and incompetence fear (ρ=-.43, p<.01). The QCM-BCI values were measured once prior to testing. Overall, patients’ average accuracy ranged between 77.90% in session 1 and 52.60% in session 8. Spearman’s rho revealed a significant positive correlation between mastery confidence and performance (ρ=.80, p<.05) and between challenge and performance (ρ=.83, p<.05) for the patient sample in session 8. In conclusion, several components of motivation and also the VAS motivation were related to BCI performance. The most consistent result was that incompetence fear affected performance in healthy participants and stroke patients alike.
P-152 : Angst vor positiver Bewertung und soziale Ängste im Kindes- und Jugendalter
Leonie Lidle | Universität Leipzig Institut für Psychologie | Germany
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Autoren:
Leonie Lidle | Universität Leipzig Institut für Psychologie | Germany
Anke Winter | Germany
Prof. Dr. Julian Schmitz | Universität Leipzig Institut für Psychologie | Germany
Die Soziale Angststörung ist durch eine exzessive Angst vor sozialen Interaktions- und Performanz-Situationen gekennzeichnet (APA, 2013) und zählt zu den häufigsten psychischen Störungen des Kindes- und Jugendalters (Burstein et al., 2012). Aktuelle kognitive Modelle postulieren eine generelle Bewertungsangst, sowohl vor positiver als auch negativer Bewertung, als ein zentrales Merkmal des Störungsbildes (Weeks & Howell, 2012). Die Angst vor positiver Bewertung (FPE) bezeichnet dabei die Angst vor einer öffentlichen positiven Beurteilung der eigenen Person durch Andere und damit assoziiertes Leiden (Weeks & Howell, 2012). Bisherige Forschung deutet darauf hin, dass FPE eine distinkte und zentrale kognitive Komponente der Sozialen Angststörung darstellt, die unabhängig von der Angst vor negativen Bewertung mit sozialer Angst assoziiert ist (z.B. Weeks & Howell, 2014). Obwohl Kindheit und Jugend eine Risikophase für die Entwicklung der Störung sind (Burstein et al., 2012), gibt es in dieser Altersgruppe kaum Forschungsbefunde. Ziel der Studie ist es deshalb, FPE in einer Online-Befragung von Kindern und Jugendlichen zwischen 9 und 18 Jahren zu erfassen. In der aktuell laufenden Erhebung soll der Zusammenhang zwischen FPE und dem Ausmaß sozialer Ängste sowie der Angst vor negativer Bewertung in einer gesunden Querschnittsstichprobe untersucht werden. Bisherige Zwischenergebnisse (N=367) belegen hypothesenkonform einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Skala „Angst vor positiver Bewertung“ und der Subskala „Vermeidung und Belastung durch soziale Situationen“ der Social Anxiety-Scale For Children (LaGreca & Stone, 1997), jedoch keinen signifikanten Zusammenhang mit der Subskala „Angst vor negativer Bewertung“.
P-153 : Selbsterfahrung in der Psychotherapeutenausbildung – Entwicklung eines Kurzinventars zur Evaluation der Selbsterfahrung
Dominik Henrich | Universität Koblenz-Landau | Germany
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Autoren:
Dominik Henrich | Universität Koblenz-Landau | Germany
Dr. Jens Heider | Psychotherapeutische Universitätsambulanz (WiPP) | Germany
Prof. Dr. Annette Schröder | Universität Koblenz-Landau | Germany
Bis heute besteht geringer Konsens bezüglich der theoretischen und inhaltlichen Konzeption der verhaltenstherapeutischen Selbsterfahrung. Prominente Ansätze stellen entweder die allgemeine persönliche Entwicklung der Teilnehmer/innen oder deren Erleben und Verhalten speziell im Rahmen des Therapeutenberufs in den Mittelpunkt. Ob und inwiefern die jeweils beabsichtigten Veränderungen durch Selbsterfahrung tatsächlich erreicht werden, wurde jedoch nur in wenigen Evaluationsstudien untersucht.
Der Fragebogen zur Veränderung durch Selbsterfahrung (FVS; Lieb & Weber, 1998) ist das bislang einzige Instrument, das selbstberichtete Veränderungen in Erleben und Verhalten erfasst. Ein Nachteil des FVS ist die aufgrund seiner Länge geringe Testökonomie. Im Rahmen der vorliegenden Studie (N=120 Teilnehmer der VT-Gruppenselbsterfahrung) soll deshalb auf Basis des FVS eine ökonomische Kurzskala zur Evaluation der Selbsterfahrung entwickelt werden.
Die Explorative Faktorenanalyse der 86 Veränderungsitems ergibt einen Hauptfaktor mit 42 Items, von denen 13 auf Basis ihrer Ladungen (>.70) sowie guter Itemstatistiken zu einer Kurzskala zusammengefasst wurden (Cronbachs α= .95). Die Kurzskala korreliert zu .92 mit der Gesamtskala.
Die postulierte Skalenstruktur des FVS bestätigt sich nicht. Das Auffinden eines Hauptfaktors repliziert damit Ergebnisse von Lieb (1998). Die inhaltliche Heterogenität der Kurzskala weist darauf hin, dass Selbsterfahrung zu einem weiten Spektrum wahrgenommener Veränderungen führt, die sich vor allem post-hoc nicht auf einzelne inhaltliche Domänen reduzieren lassen. Die methodischen Grenzen von Instrument und Design werden diskutiert. Konkrete Ideen zur Gestaltung anschließender Studien werden aufgezeigt.
P-154 : Interaktionsstile und Emotionen bei Personen mit Olfaktorischem Referenzsyndrom und Personen mit Körperdysmorpher Störung
René Schmidt | Technische Universität Braunschweig | Germany
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Autoren:
René Schmidt | Technische Universität Braunschweig | Germany
Dr. Anja Grocholewski | Germany
Theoretischer Hintergrund: Die Körperdysmorphe Störung (KDS) und die Olfaktorische Referenzstörung (ORS) zeichnen sich durch Gemeinsamkeiten aus, wie eine Fokussierung auf einen körperlichen Makel (Aussehen vs. Geruch) und eine oftmals geringe Krankheitseinsicht. Unbekannt ist welche Interaktionsstile KDS und ORS auszeichnen und ob und ggf. wie sich beide Gruppen im Hinblick auf körperbezogene Emotionen unterscheiden. Fragestellung: Unterscheiden sich Personen mit KDS von Personen mit ORS voneinander, wenn sie bezüglich ihrer Interaktionsstile, ihrer körperbezogenen Emotionen und ihrer Einsichtsfähigkeit verglichen werden. Methode: Es werden 12 Personen mit ORS und 18 Personen mit KDS unter Einsatz verschiedner Selbstberichtsmaße (IIP-D, DAS-Körper) verglichen. Dazu werden die Daten deskriptiv analysiert und nonparametrisch verglichen. Zudem möchten wir mittels PDI-G den Zusammenhang zwischen der Einsichtsfähigkeit in die KDS/ORS-spezifischen Ängste und der Häufigkeit weiterer Wahnsymptome untersuchen, weshalb Rangkorrelationen gebildet werden. Ergebnisse: Personen mit KDS zeigen im IIP-D signifikant höhere Ausprägungen für einen „abweisend/ kalten“ und „introvertiert/ sozial vermeidenen“ Inateraktionsstil als Personen mit ORS. Im Hinblick auf die körperbezogenen Emotionen ergeben sich Unterschiede für Freude, Trauer, Wut und Verachtung. Personen mit ORS berichten sig. häufiger von Freude und seltener von Trauer, Wut und Verachtung. Keine sig. Unterschiede konnten für den Grad der Einsichtsfähigkeit und für die Korrelationen zwischen Einsichtsfähigkeit und anderen Wahnsymptomen gefunden werden. Diskussion: Die Unterschiede in den körperbezogenen Emotionen unterstreichen die differenzialdiagnostischen Überlegungen, nach denen bei ORS keine negative Einstellung gegenüber dem eigenen Körper besteht. Die geringen Zusammenhänge bezüglich der wahnhaften Symptomatik geben einen Hinweis, dass auch bei ORS nicht per se von einer Wahnhaften Störung ausgegangen werden sollte.
P-155 : Eine emotionale Achterbahnfahrt: Analyse des zeitlichen Verlaufs von Arousal und Valenz vor und nach dem Body Checking
Leonie Wilhelm | Universität Osnabrück | Germany
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Autoren:
Leonie Wilhelm | Universität Osnabrück | Germany
Dipl. Psych. Martin Cordes | Germany
Junior-Prof. Dr. Andrea Hartmann Firnkorn | Germany
Dr. Manuel Waldorf | Germany
Prof. Dr. Silja Vocks | Germany
Körperbezogenes Kontrollverhalten (engl. body checking) umfasst verschiedene Strategien zur Überprüfung des eigenen Körpergewichts und –umfangs bzw. der Figur wie zum Beispiel das Betrachten des eigenen Spiegelbilds und wird als ein aufrechterhaltender Faktor für Essstörungen diskutiert. Während Zusammenhänge zwischen Body Checking und Essstörungssymptomen gut erforscht sind, wurden die emotionalen Effekte des Checking bisher wenig untersucht. Obwohl kognitiv-behaviorale Theorien postulieren, dass Checking zu einer Abnahme von negativen Emotionen führt, zeigten die wenigen bisherigen empirischen Studien eine Zunahme negativer Emotionen unmittelbar nach dem Checking. Allerdings wurden in bisherigen Studien die negativen Emotionen nur unmittelbar nach dem Checking und nicht nach einer zeitlichen Latenz erfasst. In einer Online-Studie beantworteten daher N = 582 Frauen Fragen zu Körperunzufriedenheit und Essverhalten und mithilfe des Self-Assessment Manikin Valenz und Arousal zu den Zeitpunkten vor, während, unmittelbar nach und 15 Minuten nach dem Body Checking. Das Ausmaß von Arousal und Valenz unterschied sich signifikant zwischen den vier Messzeitpunkten. Vor dem Checking berichteten die Frauen ein geringeres Arousal und eine positivere Stimmung als während und unmittelbar nach dem Checking. Jedoch zeigte sich 15 Minuten nach dem Checking ein gegenteiliger Effekt; die Frauen verspürten ein geringeres Arousal und eine positivere Stimmung als vor dem Checking. Die vorliegenden Ergebnisse integrieren die bisherigen sich gegenseitig widersprechenden theoretischen Annahmen und Forschungsbefunde. Trotz des Anstiegs negativer Emotionen scheint Body Checking kurzfristig durch negative Verstärkung aufrechterhalten zu werden.