| 1. DIODE Workshop in the mirror of the Press | 28.-30.09.2000 / Kirche Franken |
Report from the TU-PR-Office (from 20.09.2000)
Warum sich Physiker aus aller Welt in einer Kirche treffen
Gegenwärtig wird weltweit an Materialien aus organischen Molekülen und Polymeren mit Hochdruck geforscht. Grund: Mit
diesen neuen halbleitenden Materialien können organische Leuchtdioden für flache und flexible Bildschirme kostengünstig
und großflächig hergestellt werden. Außerdem bieten derartige Materialen im Verbund mit anorganischen Halbleitern wie
Silizium und Galliumarsenid Entwicklungspotentiale völlig neuer elektronischer Bauelemente etwa für Mobiltelefone. Mit
organischen Materialien kann der Strombedarf elektronischer Bauelemente herabgesetzt werden - man kann also mit dem
Handy noch länger telefonieren.
Solchen sogenannten Hybridmaterialien aus anorganischen und organischen Halbleitern widmet sich seit Februar diesen
Jahres das von der Europäischen Union geförderte Ausbildungs- und Forschungsnetzwerk "Designing Inorganic/Organic
Devices" (DIODE). Koordiniert wird es von der Technischen Universität Chemnitz. Vom 27. bis 30. September 2000
treffen sich in Sachsen erstmals etwa 50 Forscher aus den beteiligten Partnerinstitutionen in Madrid, Braunschweig, Dublin,
Rom, Aberystwyth und Paderborn, um über die jüngsten Projektergebnisse zu diskutieren. Erwartet werden außerdem
Gäste und Redner aus Japan, Großbritannien, USA, Vietnam und Russland. Vertreter aus der Wirtschaft werden die
Forschungsergebnisse aus ihrer Sicht bewerten. Unter ihnen sind Mitarbeiter der Freiberger Compound Materials, einem
führenden Hersteller von Galliumarsenid-Material, sowie SynTec aus Wolfen, die als Hersteller organischer Moleküle den
Weltmarkt beliefern. Ort des internationalen Workshops ist die mit etwa 3,5 Millionen Mark wieder zum Leben erweckte
und nun als Hightech- Veranstaltungszentrum dienende Kirche Franken unweit von Chemnitz.
Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Institut für Physik, Prof. Dr. Dietrich R.T. Zahn, Tel. (03 71)5
31-30 06, -30 15, Fax: (03 71)5 31-30 60
Article in the local press "Freie Presse" from 28.09.2000
Warum sich Wissenschaftler aus aller Welt in einer Kirche treffen - TU Chemnitz koordiniert internationales Forschungsnetzwerk
Chemnitz - Kohlenstoff statt Silberdraht? Physiker der TU Chemnitz erforschen derzeit die Eigenschaften organischer Verbindungen, mit dem
Ziel, sie als Halbleiter in der Mikroelektronik einzusetzen. Damit kann vor allem der Stromverbrauch von Bauteilen gemindert werden. Effekt:
Mit einem Handy, in dem die neuen Bauteile zum Einsatz kommen, könnte man viel länger als bisher telefonieren, ehe der Akku leer ist.
Das Team um Physik-Professor Dietrich R. T. Zahn von der TU Chemnitz hat ein internationales Forschungsnetzwerk ins Leben gerufen,
dessen Angehörige sich mit solchen neuen Materialien befassen. Am Donnerstag und Freitag kommen etwa 50 Wissenschaftler aus aller Welt
zu einem ersten Erfahrungsaustausch in der zum Veranstaltungszentrum ausgebauten Kirche in Franken bei Chemnitz zusammen. Das
Netzwerk trägt den Namen "Designing Inorganic/Organic Devices" (DIODE). Es arbeitet seit Februar dieses Jahres und wird vier Jahre lang
von der Europäischen Union gefördert. Insgesamt 1,4 Millionen Euro stellt die EU zur Verfügung, um Doktoranden speziell für dieses
Forschungsgebiet anzustellen und auszubilden.
Beobachtet wird die Arbeit des Netzwerkes von der Wirtschaft. Zu den korrespondierenden Mitgliedern zählt beispielsweise die Firma UMS,
ein Joint-Venture von Daimler-Chrysler und dem französischen Elektronikkonzern Thomson.
"Der Einsatz organischer Materialien in der Elektronik ist augenblicklich eines der heißesten Forschungsthemen weltweit", sagt Dietrich Zahn.
Bislang waren die Bemühungen der Wissenschaftler vor allem auf die Entwicklung organischer Leuchtdioden gerichtet, mit denen sich sich
besonders flache und farbkräftige Bildschirme herstellen lassen, die obendrein umweltfreundlich zu entsorgen sind: organisches Material ist
biologisch abbaubar. In einigen Autoradios sind bereits organische Displays im Einsatz.
Bei der Forschung fiel auf, dass bestimmte Kohlenstoffverbindungen darüber hinaus in der Lage sind, die Eigenschaften von Halbleitern zu
verbessern. "Das ist eine spannende Sache", erläutert Dietrich Zahn. "Bisherige Halbleiterbausteine bestehen beispielsweise nur aus
Galliumarsenid und einem Metall. Wir stecken noch eine Kohlenstoffverbindung dazwischen. Und obwohl unser neues Material allein Strom
schlechter leitet als Galliumarsenid oder das Metall, hat der Baustein aus allen drei Materialien plötzlich eine wesentlich verbesserte
Leitfähigkeit."
Warum das so ist, wollen die Wissenschaftler verstehen lernen. Das Ergebnis sollen neue Technologien sein. Die TU Chemnitz ist damit auf
ein wenig beackertes Forschungsgebiet vorgestoßen. Mit Erfolg. "Die Chance, EU-Fördergelder für ein solches Netzwerk zu erhalten, liegt bei
zehn bis 20 Prozent", sagt Prof. Zahn.
An der Tagung in Franken nehmen Wissenschaftler von Universitäten aus Madrid, Braunschweig, Dublin, Rom, Aberystwyth und Paderborn
teil. Erwartet werden Gäste aus Japan, Großbritannien, Vietnam, Rußland und den USA. Vertreter aus der Wirtschaft bewerten die
Ergebnisse. Unter ihnen sind Mitarbeiter der Freiberger Compound Materials, einem führenden Hersteller von Galliumarsenid, sowie Syn Tec
aus Wolfen, die als Produzent organisischer Moleküle den Weltmarkt beliefern. Das Treffen ist die Premiere der für 3,5 Millionen Mark
sanierten ehemaligen Kirche Franken als Hightech-Veranstaltungszentrum. (MU)
(©) L. Feige,
(DIODE)