Adventskalender 2019 der TU Chemnitz

Das nachhaltige Wirken des Hans Carl von Carlowitz

Begeben wir uns gedanklich über 350 Jahre in der Geschichte zurück: Nach dem Ende des verheerenden dreißigjährigen Krieges 1648 erholte sich das Kurfürstentum Sachsen relativ schnell von dessen Verwüstungen. Dazu trugen auch die immer noch reichlichen Vorkommen an Silber (und zunehmend auch anderen Erzen) im Erzgebirge bei. Große Bergbaustädte, wie Annaberg und Marienberg, blühen auf. Freiberg ist das wirtschaftliche und administrative Zentrum des Bergbaus.

Porträt von Hans Carl von Carlowitz (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

In dieser Zeit wurde 1645 in Oberrabenstein, heute ein Ortsteil von Chemnitz, Hans Carl von Carlowitz geboren. Die Carlowitzens waren sächsischer Uradel, denen auch die Burg Rabenstein gehörte. Als Kind erfuhr Hans Carl eine allseitige, humanistische Bildung. Als junger Edelmann ging er, wie für Adlige damals üblich, auf Kavalierstour und bereiste Europa. Er lernte, dass Holz überall ein knapp werdender Rohstoff ist. In England las er sicher John Evelyns Buch „Sylva, or Discourse on Forest Trees“, in Frankreich kam er mit dem vom Sonnenkönig Ludwig XIV. erlassenen Waldgesetz in Berührung.

Titelblatt der „Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“ von 1713 (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Das waren wertvolle Erfahrungen, die er – zurück in seiner Heimat – nun anwenden konnte: Seit 1677 war er in Freiberg Vize-Berghauptmann und ab 1711 – im Sachsen August des Starken – Oberberghauptmann des Erzgebirges. In diesen Funktionen hatte er auch die Berg- und Hüttenwerke mit Holz zu versorgen. Doch auch im ehemals so waldreichen Erzgebirge gingen durch permanenten Einschlag die Baumbestände zurück. Angesichts einer drohenden Rohstoffkrise formulierte von Carlowitz 1713 in seinem Werk „Sylvicultura oeconomica“ erstmals, dass immer nur so viel Holz geschlagen werden solle, wie durch planmäßige Aufforstung nachwachsen könne. Er mahnte, respektvoll und „pfleglich“ mit der Natur und ihren Rohstoffen umzugehen, und prangerte den auf kurzfristigen Gewinn ausgelegten Raubbau der Wälder an. Obwohl das Wort „nachhaltend“ in seinem 432-seitigen Buch nur einmal vorkommt, gilt von Carlowitz als Schöpfer des Begriffes „Nachhaltigkeit“.

Mehr über das Leben von Hans Carl Carlowitz erfahren Sie in der Wikipedia und im Lexikon der Nachhaltigkeit.

Diese Bronzeplastik unterhalb der Burg Rabenstein in Chemnitz erinnert an Hans Carl von Carlowitz, der hier 1645 geboren wurde. Foto: Bildarchiv der Pressestelle/Andreas Seidel

Zurück zur Gegenwart: Die in Chemnitz beheimatete Sächsische Hans-Carl-von-Carlowitz-Gesellschaft e. V. zur Förderung der Nachhaltigkeit will „Carlowitz weiterdenken“ und die Ideen der Nachhaltigkeit weitergeben. So werden vielfältige Veranstaltungen organisiert, Veröffentlichungen herausgegeben und jährlich Nachhaltigkeitspreise verliehen. Die „8. Sächsische Nachhaltigkeitskonferenz” wird nächstes Jahr an einem neuen Ort stattfinden: 2020 öffnet das Carlowitz Congresscenter Chemnitz als „Tagungszentrum für Wissen und Gewissen“ direkt an der Stadthalle im Zentrum von Chemnitz.

Nachhaltigkeit ist natürlich auch ein Thema für die Wissenschaft. An der TU Chemnitz forscht und lehrt die Professur für Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Die Inhaberin Prof. Dr. Marlen Gabriele Arnold ist auch Leiterin der Arbeitsgruppe „Nachhaltige Campusentwicklung“ an der TU. Lesen Sie die Goldenen Regeln für mehr Nachhaltigkeit im Alltag und überlegen Sie, wie Sie selbst nachhaltiger leben können.

Wie sieht es im globalen Maßstab aus? Ist Nachhaltigkeit in einer Wirtschaftsordnung möglich, die die Maximierung der Gewinne als Triebkraft und Ziel hat und in der Menschen regelrecht zum Konsum gedrängt werden? 1972 erkannten Wissenschaftler und der „Club of Rome“ „Die Grenzen des Wachstums“ und mahnten einen weltweiten Gleichgewichtszustand an. Die Vereinten Nationen haben 2015 in der „Agenda 2030“ 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung festgelegt. Unser Eindruck ist, dass bei vielen Menschen die Einsicht reift, dass Nachhaltigkeit letztlich ein wichtiger Schlüssel zum Überleben der Menschheit ist. Aus Erkenntnissen und Zielformulierungen müssen nun jedoch konkrete Taten folgen, denn noch immer, so liest man in verschiedenen Quellen, steigt der Ressourcenbedarf der Menschheit. Damit sind wir wieder bei der Frage vom Anfang dieses Absatzes. Mit diesen Gedanken entlassen die TU-Wichtel Sie nun ins Adventswochenende …