Adventskalender 2019 der TU Chemnitz

Weltkulturerbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří

Herzlich willkommen zur 25. Ausgabe des Online-Adventskalenders der TU Chemnitz! Seit 1995 präsentieren wir an dieser Stelle die schönsten Seiten des Erzgebirges, welches in diesem Jahr zum Weltkulturerbe ernannt wurde.

Präsentation der Welterbeurkunde

Nach 21 Jahren harter Arbeit ist es geschafft: die Montanregion ist seit 10. Juli 2019 Weltkulturerbe. Am 14. September wurde in Freiberg mit großem bergmännischen Zeremoniell die Ernennungsurkunde übergeben. Gewürdigt wird mit der Auszeichnung eine einzigartige zusammenhängende Bergbauregion, die noch immer hervorragend erhalten ist, die das Leben der Menschen in der Region über Jahrhunderte prägte und die zahlreiche international bedeutsame Erfindungen hervorbrachte.

Die Geschichte des Bergbaus im Erzgebirge begann 1168 mit den ersten Silberfunden bei Freiberg. Die Aussicht auf Reichtum zog tausende Menschen in die Gebirgsregion, wo sie im Bereich der Lagerstätten Bergstädte gründeten. Bis 1991 wurde in mehreren Phasen intensiver Abbau von Erzen und anderen Rohstoffen betrieben. Auch heute sind noch einige wenige Bergwerke in Betrieb bzw. werden neue Lagerstätten erkundet. Seit dem 18. Jahrhundert entstanden in Verbindung mit dem Bergbau weitere Handwerks- und Industriezweige.

Freiberger Rathaus am Obermarkt beim Festakt

Seit der Anmeldung der Region als Welterbe-Vorschlag 1998 waren Potenziale zu ermittlen, Strukturen zu schaffen und Abstimmungsrunden zu durchlaufen. 2014 erfolgte die gemeinsame Beantragung durch Deutschland und Tschechien bei der UNESCO. Ein 2018 eingereichter präzisierter Antrag war schließlich erfolgreich, auch wenn dies eine Reduzierung der Anzahl der ursprünglich geplanten Objekte bedeutete.

Nun gibt es 17 sächsische und 5 böhmische Bestandteile, die sich größtenteils wiederum in zahlreiche Elemente mit insgesamt mehreren hundert Einzelobjekten gliedern. Diese bilden zum einen die fünf großen Bergbauetappen Silber- (12.-20. Jh.), Zinn- (14.-20 Jh.), Kobalt- (16.-18. Jh.), Eisen- (14.-19. Jh.) und Uranbergbau (19. und 20. Jh.) sowie die neun charakteristischen Bergbaugebiete Annaberg, Freiberg, Schwarzenberg, Schneeberg, Altenberg, Marienberg, Aue-Bad Schlema, Oelsnitz/E. und Tschechien ab.

Bergparade

Neben den direkten Welterbestätten befinden sich zahlreiche assoziierte Objekte, die die Randbereiche des Bergbaus beleuchten. Angefangen bei geologischen Phänomenen, die die Grundlage für den Bergbau darstellen, und weiteren für den Bergbau wichtigen oder nebenbei gefundenen Rohstoffen wie Steinkohle, Kalk und Kaolin über begleitende oder notwendige Industriezweige wie Metall- und Papierverarbeitung, Fahrzeugbau oder Porzellanherstellung, die Infrastruktur wie Wassergräben oder Teiche und die Verwaltung und Versorgung der Bergeleute mit mehreren repräsentativen Schlössern oder anderen Gebäuden bis hin zum Kunsthandwerk und den Traditionen wie den Bergparaden findet man hier alles, was das Erzgebirge lebens- und erlebenswert macht.


Die Regionen im Überblick


St.-Annenkirche

Die Bergstadt Annaberg wurde 1496 nach reichen Silberfunden gegründet. Später wurden auch weitere Rohstoffe wie Kupfer, Zinn und Wismut abgebaut. Adam Ries forschte hier im 15. Jh. zur Algebra und verbesserte das Rechnungswesen. Neben der Altstadt von Annaberg mit der spätgotischen St.-Annenkirche und dem Ortsteil Frohnau mit dem berühmten Hammer und dem Besucherbergwerk „Markus Röhling“ gehören die Bergbaulandschaft am Pöhlberg mit mehreren begehbaren Stollen und der Ortsteil Buchholz mit seinen markanten Halden zum Welterbe.

Rathaus Annaberg
Frohnauer Hammer
Frohnauer Hammer
Besucherbergwerk Markus Röhling
Stadtansicht mit Pöhlberg
Tiefer St.-Briccius-Stolln
Besucherbergwerk St. Briccius
Kegelhalden in Buchholz

Stadtansicht Freiberg

Rund um Freiberg befindet sich das älteste und größte Bergbaurevier des Erzgebirges. Hier wurden über zwei Drittel des erzgebirgischen Silbers abgebaut, und hier war und ist das Oberbergamt. Elemente sind die Altstadt Freibergs mit der 1768 gegründeten TU Bergakademie und dem Dom, das Freiberger Nordrevier, Gersdorf, Zug, Brand-Erbisdorf, die Himmelfahrt-Fundgrube mit den Muldenhütten und das wasserwirtschaftliche System um den Rothschönberger Stolln.

Muldenhütten
Reiche Zeche
Besucherbergwerk Reiche Zeche
Alte Elisabeth

Schloss Schwarzenberg

In der Schwarzenberger Region wurden hauptsächlich Zinn und Eisen abgebaut. Davon zeugen die Pingen- und Seifenfelder bei Eibenstock sowie die Bergbaulandschaft Rother Berg mit dem Erlahammer. Das sehenswerte Schwarzenberger Schloss steht als Beispiel für die Bergbauverwaltung.


Im Schneeberger Revier wurden neben Silber u. a. Eisen, Kupfer, Nickel und Kobalt abgebaut. Die Bergstadt wurde Ende des 15. Jh. gegründet. Im 17. und 18. Jh. wurde nirgendwo auf der Welt mehr Kobalt abgebaut. Ausgehend von der Altstadt mit dem markanten Rathaus und der Kirche St. Wolfgang befinden sich zahlreiche Fundgruben (wie z. B. Weißer Hirsch, Gesellschaft oder Wolfgangmaßen, die z. T. begangen werden können), Pochwerke und Teiche im Stadtgebiet. „Schindlers Werk“ ist ein Denkmal der Blaufarbenherstellung, während am Hohen Forst bei Kirchberg weitere Stollen für Besucher offen stehen.

Rathaus Schneeberg
Kirche St. Wolfgang
Pochwerk Wolfgangmaßen
Siebenschlehener Pochwerk
Gesellschafter Abzugsrösche
St.-Georgenhütte
Huthaus der Fundgrube Gesellschaft
Pulverhaus der Fundgrube Daniel
Besucherbergwerk Weißer Hirsch
Filzteich
Besucherbergwerk St. Anna am Freudenstein Zschorlau
Besucherbergwerk Engländerstollen im Hohen Forst

Vielfältige Zeugen des Bergbaus findet man rund um Altenberg. In der Region Altenberg-Zinnwald wurde v. a. Zinn abgebaut. Von der großen Pinge (17. Jh.) über eine Zinnwäsche und eine Bergschmiede bis hin zum modernen Förderturm gehören hier viele Objekte zum Welterbe. Ein Verwaltungsgebäude war das Schloss Lauenstein. In Dippoldiswalde wurde schon im 12. und 13. Jh. nach Silber gegraben.

Pinge Altenberg mit Arno-Lippmann-Schacht
Arno-Lippmann-Schacht vorm Geising
Bergbaumuseum Altenberg
Erzwäsche
Mundloch des Tiefen Hilfe-Gottes-Stolln
Zechenhaus Vereinigt Zwitterfeld Zinnwald

Im Marienberger Revier wurde neben Silber, Zinn und Kupfer auch Kalk abgebaut. Die Renaissancestadt Marienberg (1521 gegründet) mit ihrem schachbrettartigen Grundriss und dem Bergmagazin, der Ortsteil Lauta mit dem Pferdegöpel von 1839, Ehrenfriedersdorf mit dem Sauberg (über 700 Jahre Zinnabbau) und dem Röhrgraben und der Saigerhüttenkomplex Olbernhau-Grünthal (Gewinnung von Silber und Kupfer ab 1537) sind die Bestandteile dieser Region.

St.-Marienkirche
Rathaus Marienberg
Bergmagazin
Pferdegöpel Lauta
Sauberger Haupt- und Richtschacht
Oswald-Barthel-Turm und Förderturm
Besucherbergwerk Ehrenfriedersdorf
Saigerhütte Olbernhau-Grünthal

Uran wurde hauptsächlich in der zweiten Hälfte des 20. Jh. im Westerzgebirge (z. B. Aue, Schlema, Johanngeorgenstadt) abgebaut, nachdem es Ende des 19. Jh. in Jáchymov entdeckt worden war. In dieser Größenordnung war das weltweit einzigartig. Genauso einzigartig ist die durch Sanierung ab 1990 entstandene Haldenlandschaft. Im Markus-Semmler-Stolln lässt sich die Geschichte anschaulich erleben. Der fast vollständig erhaltene Schachtkomplex 371 war mit 1800 m Teufe der tiefste Schacht Europas.

Haldenlandschaft bei Bad Schlema
Besucherbergwerk Markus Semmler
Schacht 371

Im tschechischen Erzgebirge findet man als Bestandteile Jáchymov mit der einst berühmten Münzprägestätte (vom hier ab 1520 geprägten Silbertaler erhielt später der Dollar seinen Namen), die Bergstädte Abertamy, Boží Dar und Horní Blatná mit der Eispinge, den Roten Turm des Todes - die zentrale Uranaufbereitungsanlage der Tschechoslowakei, sowie die Regionen Krupka mit dem längsten Zinnerzgang Mitteleuropas (2 km) und Kupferberg.

Fundgrube Einigkeit Jáchymov
Rathaus und Königliche Münze/Museum Jáchymov
Kapelle auf dem Kupferberg
Eispinge

Bergbaumuseum Oelsnitz

Diesen Regionen assoziiert ist die Bergbaulandschaft Lugau-Oelsnitz. Der hier im 19. und 20. Jh. betriebene Steinkohlebergbau war ein wichtiger Faktor für die industrielle Entwicklung Sachsens zu dieser Zeit. Am Ort des Kaiserin-Augusta- bzw. später Karl-Liebknecht-Schachtes findet man heute das Bergbaumuseum.


Unter den assoziierten Objekten findet man beispielsweise die Orgelpfeifen am Scheibenberg, die Elite-Automobilwerke in Brand-Erbisdorf, das Schloss Augustusburg, das Kalkwerk Lengefeld, den Grünen Graben in Pobershau, das Seiffener Kunsthandwerk oder das Bergarbeiterkrankenhaus in Erlabrunn. Und sogar Chemnitz darf in der Liste nicht fehlen. Denn hier befindet sich die Wismut-Hauptverwaltung.

Orgelpfeifen am Scheibenberg
Elite-Fahrzeugwerk Brand-Erbisdorf
Zylindergebläse Muldenhütten
Kalkwerk Lengefeld
Jagdschloss Augustusburg
Grüner Graben Pobershau
Reifendreherhandwerk bei Seiffen
Wismut-Hauptverwaltung Chemnitz

Wer sich noch intensiver informieren oder vielleicht gleich auf Entdeckungstour im Welterbe gehen möchte, dem sei die Webseite www.montanregion-erzgebirge.de oder die zugehörige App empfohlen.


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Übrigens: Für alle, die gern auf Weihnachtsmärkten bummeln und das „0-te Fenster zum 1. Advent “ verpasst haben, hier noch einmal der Link zu unserem Weihnachtsmarkt-Kalender.