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Adventskalender 2017 der TU Chemnitz

Wenzel Max über sich selbst

Dr Glückauf-Maa in Schwarzenbarg hoot mir esu zugesetzt, doß ich emol mei bissel Labn beschreibn söllt, doß ich'n doch dan Gefalln tue will. 's ward soot un genung Leit gabn, vu dan de en sprachen: «Ze wos dä, dan Bruder kenne mer schie», un annere warn sogn: «Wie kimmt dä dar drzu, mir hobn doch ‹bedeutendere Leute› in unnern Verein». Na, schod für Holz, nu schreib ich oder gerod erscht racht.

Dr Saubarg bei Ehrndorf hot net gerod gewackelt, wie ich an 8. April 1879 in alten Stelznerheisel bie of dr Walt komme. 's war e schiens Heisel, e paar Stuffen ginge nauf, un hübn un drübn draa standen zwee gruße Baam. Ich kennt nu aah emol mei Ahnegalerie aufrollen. Aus en echten gebargischen Geschlacht stamm ich, ich bie net ner neigeborgt. Mei Vater war aus dr Niedersaad, 'r war oder e Waisengung schie mit 10 Gahrne un is dann in Freiburg aufgezugn wurn. Mei Mutter stammt aus dr Drabacher Pfarr. Mei Grußvoter, mei Urgrußvoter un ich glaab aah mei Ururgrußvoter sein Pfarrer in Drabach gewasen. Koch hobn se alle gehaßen, e Stamm, dar in unnern Geberg aah kenn schlachten Klang hoot. Mei Grußemutter is aus'n alten Königswalder Hammer, se war ene geburne Martin, Verwandtschaft mit'n Frohnaer Hammer. Dr Voter vu meiner Grußmutter, abn dr Martin, hot später in Annebarg dos Haus gebaut, wu itze dr «Gambrinus» drinne is. 'r muß aah in dr Museumsgesellschaft gewasen sei, dä dortn hoot seine Tochter, wos mei Grußmutter is, ihrn Bräutigam kennegelarnt. Dos liegt oder alles weit zerück; dä mei Grußvoter, dr Pfarr, is schie in de fufziger Gahr gestorbn. Oder heit besinn ich mich noch, wenn unnere gute Mutter uns von dr Drabacher Pfarr drzehlet. Do spieleten aah dr Stülpner-Karl, dr Greifenstaaritter un annere Größen e Hauptroll miet.

Von Ehrndorf waß ich net viel. Dä ich war gerod 1 Gahr alt, wie mei Voter ans Gericht noch Annedarg versetzt wur. Se soogn immer, se hätten mich in en Wäschkorb gelegt un offn Möbelwogn hintendraufgebunden. Dodrauf kaa ich mich oder net meh besinne.

Ihr guten Leit, wenn ich mich heit meh als Annebarger fühl als wie als Ehrndorfer, dos kaa mir niemand verdenken. De Wohning in Gericht! Aus alle Fanster gucketn mer in Garten naus, die ze men Voter seiner Amtswohning gehäreten. Gruße Baam, Gesträucher, Rasenplätz, Blumegarten, Beet in Hüll un Füll, un dar Blick nochn Greifenstaa nüber! Derzu alte Schuppen un de Klosterruin dernäbn; -- mir Gunge warn egal in ener annern Walt. Wos hobn mir alles ausgeführt! Zeerscht warn meine grußen Brüder derbei. Ich war esu e Nasthakel, ich glaab, of mir hatt'n se gar net meh gerachnet.

Ja, ich war e gelücklicher Gung!

Wie die annern, bie aah ich in dr Schul gange un weil ich Schulmaster warn wollt, kam ich ofs Annebarger Semenar. Nooch sechs Gahrn ging de Lehrerzeit lus. Erscht war ich in dr Wies'. Do log ich oder meh in Annebarg mitn Theaterleiten zesamme. Dann gings nach Leipzig zu de Soldaten, do hoo ich wieder versucht bei dr Universität ewos wagzeschnappen un hoo ne Wundt un ne Köster zugehorcht. Wie ich aus Leipzig wieder nauf kam, war ich e korze Zeit in Geyersdorf un dann in Grumbich. Oder schie nooch en Gahr wur ich nooch Chamntz gewehlt, wu ich mich asu racht wuhl fühl.

Gedicht hoo ich schü ofn Kasten. 's war oder aah drnooch! Mei erschtes gedrucktes Varschel war in dr «Jugend». In Grumbich hoo ich noch agesange, Sitten un Gebräuch vu unnern Leiten aufzeschreibn, un viel verdank ich ne «Spazierngieh» zon alten Sattlerdav; dos war e alter Ehrnmaa vun besten Schrut un Korn.

In Chamntz sollt ich emol zr Weihnachtsfeier in Lehrergesangverein ne «verbindenden Text» ze e paar Lieder in aner Hutzenstub schreibn, dos war ich gelaab 's erschte, wos ich gebarglich niedergeschriebn hoo; 's wur e Theaterstückel draus «8 Tog virn heiling Ohmd». Aah Geschichten hoo ich gemacht, un schuld dra war merschtentäls dr Redakteur von «Chemnitzer Tageblatt», dr Harr Hubert Maushagen, dar hoot immer un immer welche bestellt, un esu wurn se aah.

Itze is mer nu schie bal an de fufzig naagerückt un mer waß net, wie lang mer noch ze labn hoot. E gute Fraah hoo ich aah un e Maadel. Un wenn mer dr liebe Gott e gesunds Labn schenkt, kaa ich viellecht noch manichs schreibn. Garn trog ich aah meine Geschichteln in de Verein vir un ho mir dadorch viel Freindschaften derworbn.

Su, nu wißt'r, war ich bie un mei Visag hatt'r noch ubn drüber; dos ward wuhl nu genung sei!

Glückauf, Bd. 45 (1925), S. 84-85.