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Adventskalender 2017 der TU Chemnitz

Das Steinkreuz zu Hohendorf

(Text der Informationstafel am Steinkreuz)

Steinkreuz zu Hohendorf

Der Bauer Zöf in Hohendorf zog an einem Freitag frühzeitig aufs Feld hinaus, nach alter Sitte vier Stiere vor den Pflug gespannt. Seine Tochter Brigitte begleitete ihn, denn sie sollte die vorderen Stiere beim Ackern leiten. Sie hüpfte, sprang und lachte, so dass sie fast das Läuten des Glöckleins überhörte, bei dem der Vater das Kreuz schlug. «Kind», sprach er, «wer den Freitag mit Lachen grüßt, muss am Sonntag weinen! Es ist der Todestag Christi. Schütze dich der Herrgott.» Gegen Mittag sprengte ein Knappe des Schönberger Ritters von Reitzenstein quer übers Feld, der Brigitte liebte. Er sprang vom Pferd und führte für sie die Stiere, wobei sie zusammen tändelten und sich kosten. Als dies der Knecht Daniel sah, ergrimmte er im Herzen, denn er liebte Brigitte ebenfalls. Der Bauer hieß ihn an den Pflug zu treten, er selbst wollte die Schlichteule vorbereiten. Dies war dem Knecht recht. Eifersucht und Bosheit rangen in seinem Herzen. Er warf die Reute nach dem Knappen, und deren eiserne Spitze traf diesen tödlich – zum großen Herzeleid von Brigitte und ihres alten Vaters. Am Sonntag darauf wurde der Knappe begraben, und Brigitte erinnerte sich unter Tränen an die Worte des Vaters am Freitag. Daniel, der Mörder, entfloh ins Weite, fand aber nirgends Ruhe. Ihm zum Brandmal steht als Merkzeichen seiner ruchlosen Tat ein Kreuz auf der Höhe, wo dieselbe geschah. Das Mordinstrument, die Reute, ist bildlich in das Kreuz eingehauen.

Etwas anders liest sich die Sage in einem Eintrag in das Schönberger Kirchenbuch von Pfarrer Suppius (1775–l8l8): «Nicht weit von Hohendorf steht ein steinernes Kreuz, auf welchem die Figur eines Reidts, ein Instrument, dessen man sich bei dem Pfluge bedienet, noch deutlich zu sehen ist. Die alte fast einstimmige Sage davon ist diese: Ein Bauer ackert mit seinem Sohne an diesem Orte des Sonntags, worüber ihn der Sohn gerechte Vorwürfe macht, der Vater erzürnt sich hierüber so heftig, dass er mit dem gedachten Reidt den Sohn todtschlägt. Wie lange es her sey, dass solches geschehen, habe ich ohngeachtet alles Nachforschens nicht herausbringen können, so viel aber doch aus den Sagen alter Leute gemerkt, dass es nun schon über 200 Jahre seyn müssen.»

Den wahren Kern dieser Sage bringt wahrscheinlich eine Eintragung in den Brambacher Kirchenbüchern aus dem Jahr l6l2 zutage, im Sterberegister steht: «NB ist begraben worden ein Jung (welcher beym Frantz Fischer gedienet) von Niederreuth, welcher auf der Fran mitt einer Pflugsreuth von einem Knecht geworffen worden, dass er als bald vom Gaul gefallen vnd verstorben.»

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Informationstafel am Steinkreuz