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Adventskalender der TU Chemnitz 2011

Geheimnisvolle Hohlwege und Ruinen in der Chemnitzer Region


Eine Burg, die in engem Zusammenhang mit einer vorbeiziehenden Straße entstand, ist die Burg Lauterstein in Niederlauterstein. Wahrscheinlich errichtet in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ist sie heute als Burgruine noch gut erhalten und kann von außen besichtigt werden.

Schon in früheren Jahrhunderten waren Wege und Straßen auf dem Festland die entscheidenden Transportbahnen für eine funktionierende Wirtschaft. Daher ist für Untersuchungen zur wirtschaftlichen Entwicklung einer Region auch der Bezug auf historische Verkehrsverbindungen unabdingbar. Doch nicht nur alte Urkunden, Akten zum Wegebau und vergilbte Karten sind eine Fundgrube für Historiker und Bodendenkmalpfleger. Im Gelände finden sich heute noch eingedrückte Wagenspuren im Gestein und Hohlen. Postsäulen und Meilensteine weisen auf alte Geleits- und Poststraßen hin. Und Gasthöfe mit markanten Namen wie "Einkehr" oder "Fuhrmann" sowie Altstraßennamen wie "Salzstraße" oder "Hohlweg" deuten auf Verkehrsbahnen mit historischer Dimension. Aber auch mittelalterliche Burgen, die an einer vorbeiziehenden Straße entstanden, sind Relikte, die indirekt Hinweise auf alte Straßenführungen geben können.

Auch in der Chemnitzer Region finden sich solche Zeugnisse. Chemnitz selbst entstand nicht - wie oft behauptet - am Kreuzungspunkt, sondern in der Nähe nach Böhmen führender Straßen. Der Chemnitzer Raum wurde in der Zeit vor der Besiedlung (Mitte des 12. Jahrhunderts) von Verkehrswegen frequentiert, die aber nicht das spätere Stadtgebiet von Chemnitz berührten. In der näheren Umgebung von Chemnitz existierten zunächst zwei für den Fernhandel bedeutende Steige, die auch als Böhmische Steige bezeichnet werden.


Derartige Hohlwege findet man noch unter anderem in Waldgebieten. Insbesondere waren es vierrädrige Pferdelastwagen, die je nach Geländebeschaffenheit intensive Spuren und Hohlenbildung - vor allem an Bergen - verursachten. Manche Hohlwege sind vielspurig, was mit dem schnellen Unbrauchbarwerden einer Spur zusammenhing.

Der eine Steig verlief von Rochlitz an Chemnitz vorbei über Zschopau nach Rübenau. Dieser Verkehrszug überschritt bereits vor der Besiedlung das Erzgebirge. Da im Rochlitzer Raum bereits im 9. und 10. Jahrhundert Slawen siedelten, wird angenommen, dass die Slawen teilweise auch entlang dieses Steiges in den Chemnitzer Raum kamen und solche slawische Flurnamen, wie etwa Chemnitz, Zwönitz und Würschnitz mitbrachten. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erlangte der Steig die Qualität einer hochmittelalterlichen Straße und ist in Gestalt von Hohlen im Gelände nachweisbar.


Ein prägnantes Beispiel und im Gelände teilweise gut belegbar stellt in der Chemnitzer Region die Fernverkehrsverbindung aus dem Raum Halle/Leipzig über Chemnitz nach Zschopau (Zschopauübergang) und Rübenau und weiter nach Prag. Eine alte Steinbrücke, die eine frühere Furt ersetzte, findet man beispielsweise in Zschopau.

Der zweite Steig führte von Altenburg über Penig nach Glösa/Furth und schloss dann an den Rochlitzer Steig an. Von Altenburg aus in südöstlicher Richtung wurde zunächst die Pleiße überquert, wobei sich die Furt heute nicht mehr sicher lokalisieren lässt. Danach suchte man eine günstige Furt über die Zwickauer Mulde, die wahrscheinlich in Penig in der Nähe der Burg gelegen hat. Von Penig aus gilt die heutige Bundesstraße B 95 als richtungsweisend. Etwas östlicher als die heutige Straße gelangte man über Chursdorf, Mühlau nach Hartmannsdorf. Zwischen Hartmannsdorf, Löbenhain und Wittgensdorf befand sich nach Oberreit unmittelbar an der Straße Penig-Chemnitz ein so genannter Zuckmantel. Von dort zog die Altstraße über Wittgensdorf und Heinersdorf (alter Salzsteig) zur Chemnitzfurt, die bei Glösa/Furth zu suchen ist. Östlich der Chemnitz bekam man Anschluss an den Steig Rochlitz-Rübenau - wo genau, ist heute nicht mehr auszumachen. Ein Hohlwegrest in Hilbersdorf weist darauf hin, dass das Zusammentreffen nördlich des Adelsberges und südlich des Zuckmantels von Garnsdorf gesucht werden muss. Exakte urkundliche Zeugnisse fehlen hier.


Die Chemnitzaue wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jh. siedlungsmäßig erschlossen, wobei zunächst neben dem Kloster Siedlungskerne in der Nähe der Nikolaikirche, um die Johanniskirche und den Roten Turm entstanden, die sich aber nicht zur mittelalterlichen Stadt weiterentwickelten. Die planmäßig angelegte Stadt um den Hauptmarkt entstand möglicherweise erst im 13. Jh., wobei aber die genannten Siedlungsansätze weiter existierten. Die Stadtentwicklung und das damit sich entwickelnde Markt- und Handelsgeschehen in der Stadt bewirkten, dass Chemnitz für die vorbeiziehenden Trassen wie ein Magnet wirkte und vorbeiführende Verkehrsverbindungen in die Stadt hineingezogen wurden.

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© Fotos: Renate Wißuwa
Mario Steinebach, Die TU-Wichtel

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