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Kindheitserinnerungen


Spieldose mit Seiffener Kirche

Es ist Advent. Zu jedem Adventssonntag wurde es ein wenig weihnachtlicher. Erst die Zweige mit Lametta und Strohsternen, der Herrnhuter Adventsstern und der Adventsleuchter. Später kamen Bergmann und Engel, dann die Räuchermänner und die Pyramide. Eine Spieluhr hatten wir nicht. Vielleicht war es deshalb so reizvoll, mit dem Vater zu dem älteren Ehepaar in der Nachbarschaft zu gehen, die diese faszinierende Holzdose besaßen. Ich wartete auf den Moment, in dem sie der ältere Mann in die Hand nahm und aufzog. Jetzt erklang die Melodie von "Süßer die Glocken nie klingen als zu der Weihnachtszeit". Auf der Dose drehten sich kleine Holzengelein als tanzten sie einen Reigen zur Melodie. Gebannt lauschte ich bis zum letzten Ton, hoffte, daß die Engelein nicht stehen bleiben würden, doch wissend, daß das Ende viel zu schnell da sein würde. Selten wurde die Dose ein zweites Mal aufgezogen. Es blieb etwas ganz besonderes und geheimnisvolles.

Jetzt sehe ich manchmal Dutzende Spieluhren im Regal, es gibt Geschäfte, in denen verschiedenste Melodien durcheinander klingen. Keine bringt den Zauber dieser ersten Spieldose zurück.


Die Geschichte der Spieldose

Eine Spieldose ist ein mechanisches Musikinstrument. Es begann mit der Erfindung der sogenannten Zungenspielwerke Mitte des 18. Jahrhunderts. Die meisten dieser Spielwerke wurden in der Schweiz in der Nähe von Genf gebaut. Jede Tonzunge mußte einzeln angefertigt, abgestimmt und dann auf den Zungenbalken aufgeschraubt werden. Eine recht mühsehlige Arbeit. 1790 gelang es, 4 bis 5 Tonzungen aus einem Stück anzufertigen, was schon eine große Verbesserung war. Durch ein besonderes Verfahren konnte 1810 ein Spielkamm mit einer neuen Arbeitsweise so hergestellt werden, daß nur noch das Abstimmen der einzelnen Zungen nötig war.

Spieldosen im Regal
Spieldose mit Engeln

Hochzeitszug

Ein Spielkamm ist ein Objekt aus Stahl in der Form eines Kammes mit abgestuften Zähnen von kurz nach lang. Diese Zähne dienen als Tonzungen. Jede Tonzunge wird auf einen bestimmten Ton abgestimmt. Ein drehender Zylinder, der mit Stahlstiften besetzt ist, tastet diese Zungen ab und bringt sie in Schwingung, wodurch eine bestimmte Melodie entsteht.

Die zart spielenden Werke traten einen Siegeszug in die ganze Welt an. In allen Ausführungen finden wir sie: als Spieldose im Holzkasten, als Spieluhren, eingebaut in Schmuckkästchen oder in Dosen mit tanzenden Puppen usw. Ohne zu übertreiben darf man sagen, daß die Musikdose das am meisten verbreitete mechanische Musikinstrument war und bis heute ist.

Sowohl quer durch alle sozialen Schichten als auch über die ganze Erde verbreitet finden sich Musikdosen. Kein Wunder also, daß die kunstfertigen erzgebirgischen Spielzeugmacher auch Spieldosen herstellten und herstellen. So verschieden wie die angezupften "Metallstimmen", so vielgestaltig sind auch die figürlichen Motive in ihrer Darstellung, Bemalung und Ausstattung. Geliebte Motive sind dabei Engelsminiaturen und die Geburt Christi.

Spieldose mit den Weisen aus dem Morgenland

Spieldose mit den Weisen aus dem Morgenland


Chemnitzer Weihnachtsmarktspieldose

1998 erfolgte die Eintragung der Chemnitzer Weihnachtsmarktspieldose in das Guinnessbuch der Rekorde. Mit einem Durchmesser von 4,60 m handelt es sich um die größte Spieldose der Welt. Auf der Spieldose zieht der Weihnachtsmann einen mit Geschenken beladenen Schlitten. Eine Eisenbahn dreht ihre Runden, und Nussknacker und Reiterlein verkörpern die Weihnacht im Erzgebirge.





Version zum Ausdrucken


© Text: Hildegard Geisler, Fotos: Hildegard Geisler (2), Ralph Sontag (5)
Ralph Sontag, Die TU-Wichtel im Dezember 2001

Adventskalender 2001 der TU Chemnitz