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Klöppeln im Erzgebirge heute


Klöppeln im Erzgebirge ist Kunst, Handwerk und Tradition. Der Faszination der Spitze kann sich wohl kaum einer entziehen. Die kostbaren Gespinnste werden in 3 Bereichen bewahrt, erhalten und weiter entwickelt:

1. Kulturelles Volksschaffen

[Historische Klöppelstube]

Die Erzgebirgler klöppelten schon seit 4 Jahrhunderten gern in Gemeinschaft. Im Sommer saßen sie vor und im Winter in den Häusern. Aus Sparsamkeit und wegen Geselligkeit fanden sie sich abends in einer Stube zusammen, um zu klöppeln. Sie besuchten sich reihum und gingen "hutzen". Während die Klöpplerinnen ihrer Arbeit nachkamen, erzählten sie sich Alltagserlebnisse, Erzählungen, Sagen, Gespenstergeschichten, sagten Gedichte auf, spornten sich durch Zähl- und Schüttelreime sowie Wettspiele anoder sangen gemeinsam Volkslieder.

Als Arbeitslicht diente die Petroleumlampe, deren Licht mittels Wasser gefüllter Glasflaschen reflektiert wurde. Die Klöpplerinnen waren trotz des kärglichen Verdienstes eng mit ihrer Arbeit verbunden. Klöppeln ist immer volkstümlich gewesen.

Viele Frauen und Kinder klöppeln heute noch in ihrer Freizeit aus Freude am künstlerischem und handwerklichen Schaffen.

Die aus der Tradition kommende Gepflogenheiten der Geselligkeit fanden Aufnahme in die Klöppelzirkel, Klöppeltreffen und Klöppelausstellungen.

[Arbeiten aus erzgebirgischen Klöppelzirkeln] [Den Klöpplerinnen beim 10. Annaberger 
Klöppeltag über die Schulter geschaut]



2. Gewerblich industrielles Klöppeln

Unter den sozialistischen Bedingungen bildeten sich 1956 und 1959 zwei Klöppel-Produktionsgenossenschaften in Raschau und Schneeberg. Die Klöpplerinnen fertigten in Heimarbeit Spitzen für den individuellen Wohnbedarf und für die Bekleidung. Der Betrieb Handklöppelspitze in Schwarzenberg, heute die Klöppelspitzen-Manufaktur GmbH, bereichert das Spitzenangebot mit kunsthandwerklichen Erzeugnissen.

Diese gewerblichen Spitzenbetriebe sind als direkte Fortsetzung der Tradition des erzgebirgischen Klöppelns anzusehen. Durch fehlende Auftragserteilung und Absatzschwierigkeiten mußten jedoch 1991 die Produktionsgenossenschaften in Raschau und Schneeberg geschlossen werden.

3. Textiles Kunsthandwerk

Die dritte Art der Bewahrung und Weiterentwicklung der Klöppelei ist das textile Kunsthandwerk. Dieses wird vertreten von freischaffenden Klöpplerinnen und Textilgestalterinnen. Diese Berufskünstler nutzen die alte Technik des Klöppelns und schaffen neue Lösungen und Ausrichtungen unter künstlerisch-ästhetischem Aspekt. Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von der individuellen Nutzung der Klöppelarbeiten für den Wohnbereich, wie Fenster-, Wand- und Raumtextilien bis zu modischen Kreationen und freien Gestaltungen.

[Pyramide mit geklöppelten Figuren, © Petra Pönisch] [Kurrendesänger, © Petra Pönisch]



Version zum Ausdrucken

© Fotos: Petra Pönisch,
Petra Pönisch, Die TU-Wichtel im Dezember 1999