Ausgezeichnete Bachelorarbeit zu König Johann von Sachsen
Hubert-Ermisch-Preis für Geschichte und Kultur Sachsens 2024 wurde an TUC-Student Odin Alarich Haller verliehen
Odin Alarich Haller, der an der Technischen Universität Chemnitz in den Masterstudiengängen Europäische Geschichte und Interkulturelle Germanistik studiert, wurde am 27. April 2024 mit dem „Hubert-Ermisch-Preis für Geschichte und Kultur Sachsens“ ausgezeichnet. Der Verein für sächsische Landesgeschichte e. V. vergibt diesen mit 250 Euro dotierten Preis seit 2022 für herausragende studentische Abschlussarbeiten zu allen Epochen, Disziplinen und Themenbereichen der sächsischen Landes- und Kulturgeschichte. Haller, langjährige Hilfskraft und Tutor der Professur Geschichte Europas im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, überzeugte die Jury mit seiner sehr guten Bachelorarbeit „Johann von Sachsen und das Mittelalter“. Die beiden Betreuer der Arbeit, Prof. Dr. Martin Clauss und Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, unterstützten Hallers Bewerbung um den Preis.
Innovative Forschung im Bereich der Mittelaltertransformation und des sächsischen Kulturkönigtums
Nach Auffassung der Jury ragte Hallers Arbeit nicht nur aufgrund ihrer originellen Themenstellung im diesjährigen Bewerberfeld heraus, sondern konnte vor allem in fachlicher wie auch in methodischer Hinsicht überzeugen. Die Beziehung König Johanns von Sachsen (1801-1873) zum Mittelalter wird in der preisgekrönten Bachelorarbeit in mehreren Feldern ausgeleuchtet: lyrische Dichtung, Dante-Übersetzung, Mittelalter-Forschung, Denkmalpflege und Kulturpolitik. Dafür war es notwendig, eine Vielzahl heterogener Quellen zu sammeln und die jeweilige Literatur zu erschließen. Entscheidend für die innovative Leistung der Arbeit war neben der kritischen Auseinandersetzung mit den vorliegenden Forschungen zu König Johann vor allem der Rückgriff auf das Konzept der Mittelaltertransformation und des erinnerungskulturellen Mediävalismus. Des Weiteren bediente sich Haller des Konzepts der „Mittelaltermarker“, das auf die Mitarbeiterin der Professur für Europäische Regionalgeschichte der TUC, Pauline Pötzsch, zurückgeht.
In der Bewertung wurde besonders positiv hervorgehoben, wie diese Konzepte konsequent in der Arbeit eingesetzt wurden, um die Aktivitäten König Johanns auf dem Feld der Mittelalter-Aneignung und eingebettet in die kulturellen Strömungen seiner Zeit neu zu verstehen. Damit verknüpfte Haller aktuelle Forschungstrends im Bereich der Rezeptionskulturen mit Desideraten um die Erforschung des Lebens und Wirkens Johanns von Sachsen. Zudem wurden die Perspektiven der Kulturgeschichte von Monarchie und Gesellschaft im 19. Jahrhundert mit Forschungsergebnissen der Literaturgeschichte kombiniert. „Dies alles geschieht im Rahmen einer Bachelorarbeit auf angemessen knappem Raum, aber auf effiziente und stets wissenschaftlich nachvollziehbare Weise“, so die Erste Vorsitzende des Vereins, Dr. Judith Matzke. In ihrer Laudatio betonte die Vereinsvorsitzende die große Bedeutung, die die Arbeit und der damit verbundene Festvortrag für den Verein haben.
Nicht nur jährte sich im vergangenen Jahr der Tod des sogenannten Dante-Prinzen, der unter seinem Alias „Philalethes“ die Göttliche Komödie des Dante Alighieri ins Deutsche übersetze, zum 150. Mal, sondern der Verein für Sächsische Landesgeschichte e. V. zelebriert 2024 sein Jubiläumsjahr „200 Jahre Altertumsverein“. Dazu meint Haller schmunzelnd: „Dass meine Arbeit letztlich so gut ins Jubiläumsjahr passt – schließlich war Johann von Sachsen viele Jahre der Vorsitzende des Vereins – war zwar keine Absicht, aber es ist mit Sicherheit ein erfreulicher Umstand. Gerade Jubiläen lenken die Aufmerksamkeit der interessierten Öffentlichkeit auf die aktuelle Forschung und ich denke, das ist immer eine Win-Win-Situation. So oder so: Ich fühle mich außerordentlich geehrt und freue mich ungemein darüber, dass meine Arbeit auf ein solches Interesse stößt.“
Stichwort: Hubert-Ermisch-Peis für Geschichte und Kultur Sachsens
Der Hubert-Ermisch-Peis für Geschichte und Kultur Sachsens ist mit 250 Euro dotiert und schließt eine dreijährige kostenfreie Mitgliedschaft im Verein für sächsische Landesgeschichte e. V. inklusive des Bezugs der Sächsischen Heimatblätter ein. Bei Interesse vermittelt der Verein eine Publikationsmöglichkeit für die preisgekrönte Abschlussarbeit.
Mario Steinebach
29.04.2024