Professur für Innovationsforschung und nachhaltiges Ressourcenmanagement   



























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Forschungsprojekte

Genese von Netzwerken und deren Steuerung aus organisationstheoretischer, humanzentrierter Perspektive im Rahmen des SFB 457 "Hierarchielose regionale Produktionsnetze" Technische Universität Chemnitz

Teilprojektleiter

Mitarbeiter
 
Zusammenfassung
Die Prozesse von Virtualisierung und Globalisierung verändern die Gesellschaft. Im Zuge dieser Veränderungen bietet sich in der Wirtschaft Vernetzung als eine neue, innovative Möglichkeit an, unternehmerische Aktivitäten zu koordinieren. Prinzipiell können ganze Unternehmen als auch kleinere Wirtschaftseinheiten in/zu Netzwerken verknüpft werden. Der Sonderforschungsbereich widmet sich schwerpunktmäßig der Frage, welche Größe und Beschaffenheit zu vernetzende Untereinheiten (Kompetenzzellen) haben können und in welcher Weise diese sinnvoll zu vernetzen sind. Das Teilprojekt A4 widmet sich dabei im wesentlichen den eher unscharfen, nicht-technischen Bedingungen der Netzwerkgenese und –evolution.
Dieses Teilprojekt betrachtet das Forschungsfeld aus sozialwissenschaftlicher, speziell aus organisationstheoretischer und humanzentrierter Perspektive. Ausgehend von den Ergebnissen des ersten Antragszeitraums (Netzwerkverständnis, Genese- und Ziel­findungsprozesse, Theorie- und Modellentwicklung sowie empirische Studien) werden im zweiten Antragszeitraum vier Themenschwerpunkte bearbeitet:
(1) Im ersten Themenschwerpunkt „Strategie und Emergenz“ geht es um die Frage der Gestaltbarkeit und Steuerbarkeit von Kompetenzzellennetzwerken. Ausgehend von der allgemeinen These, dass Unternehmensnetzwerke sich in dynamischen Umfeldern nur einge­schränkt planen und steuern lassen, ist diese sozial­wissenschaftliche Sichtweise vor dem Hintergrund technischer und ökonomischer Planungs- und Steuerungs­erfordernisse sowie -möglichkeiten zu differenzieren. Geprüft wird, ob das Konzept der Kontextsteuerung auf Kompetenzzellennetzwerke übertragen werden kann. Die Ergebnisse werden u. a. in das vom SFB auszubauende partizipative Planungskonzept integriert.
(2) Im zweiten Themenschwerpunkt wird die Frage behandelt, was kooperative Netzwerke eigentlich zusammenhält, und was sie an Potentialen für die Beteiligten sowie die Region produzieren. Ausgehend von der Resource Based View und der sozialökonomischen Netzwerk­forschung werden damit v. a. die nichttechnischen Ressourcen oder „intangible assets“ in den Blick genommen, etwa Vertrauen, Wissen, Commitment, Reputation oder auch intelligente Logistiklösungen. Hierzu ist eine den Aufgabenstellungen des SFB angemessene ressourcen­theoretische Analyseperspektive auszuarbeiten. Untersucht wird zudem, ob ein Sozialbilanz­modell für Netzwerke abgeleitet und an die Anforderungen von Kompetenz­zellennetzwerken angepasst werden kann.
(3) Der dritte Themenschwerpunkt beschäftigt sich mit der „Dynamik von Netzwerken“, die durch Lern- und Innovationsanstrengungen angestoßen wird. Um die vielfältigen Veränderungen der beteiligten Kompetenzeinheiten, vor allem die jeweiligen Innen- und Außenrelationen angemessen erfassen zu können, wird das Problem der Grenzbestimmung in Netzwerken aufgegriffen. Dazu wird das Konzept des „reflexiven Grenzmanagements“ herangezogen und kontextspezifisch weiterentwickelt. Im allgemeinen befasst sich dieses Konzept mit der Frage, wie Unternehmen diese Grenzziehung selbst zum Gegenstand strategischer Entscheidungen machen können. Diese Frage gilt es auf Kompetenz­zellennetz­werke zu übertragen. Ferner geht es darum, im Entwicklungs­verlauf von Netzwerken charakteristische Muster, Phasen und Zyklen auszumachen sowie die Einflussfaktoren dieser Dynamik zu bestimmen. Hierzu wird eine bestimmte Erhebungs­methodik, die Life Cycle Analysis (LCA), erstmals für Kompetenz­netzwerke adaptiert und weiterentwickelt.
(4) Im vierten, methodisch akzentuierten Themenschwerpunkt “Analyse, Gestaltung und Evaluation sozialkompatibler Beziehungsstrukturierung“ werden Persönlichkeitsvariablen beteiligter Netzwerkakteure sowie soziale Beziehungsstrukturen untersucht. Ein besonderer Fokus wird dabei auf Möglichkeiten und Grenzen der Optimierung sozialer Kompatibilitäten zwischen den kooperierenden Kompetenzzellen gelegt. Die im bisherigen Projektverlauf vorgenommene explorative Übertragung der Repertory-Grid-Methode auf soziale Netzwerke ist theoretisch auszubauen und empirisch zu validieren. Durch die Zusammenführung der Repertory-Grid-Methode mit der polyedralen Analyse sowie der Fuzzy Pattern Klassifikatoren soll eine computerfähige Anwendung erstellt werden, welche die Partner­findungsprozesse im Netzwerk hinsichtlich sozialer und psychologischer Gesichtspunkte (emotional/kognitiv) informations­technisch unterstützt. Auf dieser Grundlage wird ein sozialwissenschaftlich fundiertes Evaluations­konzept von Netzwerkbeziehungen entwickelt.
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