Forschungsprojekte |
English |
Unternehmerische Elemente in der neuen
Entgeltpolitik. Quantitative und qualitative Untersuchung zur
Verbreitung und den Wirkungen kontingenter Entlohnung
Projekt
Projektumriß
Kontingente Entgeltkonzepte sollen die
Verlagerung von Managementaufgaben und unternehmerischen Risiken auf
die Arbeitskräfte unterstützen. Sie flankieren den Übergang von der
Durchführungs- zur Ergebniskontrolle von Arbeit und verlagern den
Leistungsanreiz auf komplexe Leistungen. Über ihre konkrete
Anwendung und Verbreitung ist allerdings wenig bekannt. Das Projekt
untersucht die Verbreitung sowie - in exemplarischen Fällen - die
Wirkungen kontingenter Entlohnung
1. Kontext / Problemlage
Jenseits der beobachtbaren Fälle und Tendenzen der "Retaylorisierung"
ist gerade in qualifizierteren Beschäftigungssegmenten die Tendenz
unbestritten, Arbeitskraft erweitert zu nutzen. Kontingente
Entgeltkonzepte flankieren den Übergang von der Durchführungs- zur
Ergebniskontrolle.von Arbeit , indem sie den Leistungsanreiz auf
komplexe Leistungen verlagern. Soweit aber die betrieblichen
Regelungen außerhalb der Tarifverträge oder innerhalb ihrer
Rahmenvereinbarungen liegen, werden sie in den üblichen Statistiken
unzureichend erfaßt. Die vielfach formulierte These von der
zunehmenden Verbreitung "quasi-unternehmerischer" Entgeltkonzepte
steht daher empirisch auf schwachen Füßen. Zudem hängt die "verhaltenssteuernde"
Wirkung stark von der konkrete Ausgestaltung der Instrumente ab.
Was die Wirkungen dieser Entgeltkonzepte auf die Subjektivität der Arbeitenden angeht (Arbeitsorientierungen, Leistungsbereitschaft, Solidarität, Verhandlungsstil etc.) bestehen noch größere Wissenslücken. 2. Fragestellung
Das Projekt soll
anhand ausgewählter Branchen, in denen diese Thematik besonders
relevant ist, dazu beitragen, diese Wissenslücken zu schließen. Es
fragt zum einen, wie verbreitet mittlerweile Vergütungsbestandteile
sind, die sich etwa auf Gemeinkostenreduktion und andere
Rationalisierungsleistungen beziehen (etwa im Rahmen von
Zielvereinbarungen), oder auf die Rentabilität organisationaler
Einheiten; ferner, wie dies gestaltet wird; etwa, in welchem Umfang
die Beschäftigten hieran partizipieren.
Zum anderen fragt es, inwieweit diese Praktiken die "Subjektivierung von Arbeit" fördern, also die erweiterte Nutzung des Arbeitsvermögens, die "freiwillige" Ausdehnung von Aufgaben, Arbeitszeit und Arbeitsengagement, sowie die Identifikation der Arbeitenden mit ökonomischen Zielsetzungen der Unternehmen. Das Projekt geht von der These einer "Hebelwirkung" dieser Entgeltkonzepte aus: Ihr Anreiz und Identifikationspotential ist höher als dem Anteil des Leistungsentgelts entspricht. 3. Untersuchungsmethoden
Den methodischen Schwerpunkt bildet eine
Breitenerhebung zur Verbreitung „unternehmerischer“
Entgeltbestandteile und Politiken unterhalb der Ebene des
Top-Managements. Die Erhebung soll repräsentative Daten für
ausgewählte Branchen der Produktion i.w.S. (Chemie/Pharma und
Software) und Dienstleistung (Banken/Versicherungen, Medien)
generieren. Befragt werden zum einen betriebliche Entscheider, zum
anderen Betriebsräte (letztere mit Focus auf die
Verhaltenswirkungen)
Ergänzt wird dies durch Betriebsfallstudien. Sie sollen Entgeltpraktiken und deren Wirkungen (und Wechselwirkungen) exemplarisch dokumentieren und zeigen, inwieweit gleiche Instru-mente abhängig vom Kontext unterschiedliche „Effekte“ haben (Leistungs-, Verhaltens- und Orientierungseffekte, Bereitschaft zur Hinnahme untertariflicher Bezahlung, „Hebelwirkung“ u.ä.). Hierzu wird in den Fallstudien jeweils auch eine standardisierte schriftliche Befragung der Beschäftigten durchgeführt. Hinzu kommt eine Literaturrecherche. |