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Geschichtsträchtige Noten für die Erforschung der Geschichte

Manuel Fleischer schloss sein Masterstudium der Europäischen Geschichte an der TU Chemnitz mit der Gesamtnote 1,1 ab

  • Das Denkmal der Gefallenen Offiziere und Soldaten des 134. Infanterieregiments steht als Sinnbild für die beiden Arbeiten, die Manuel Fleischer zu diesem Thema verfasste. Foto: privat

Ein TU-Absolvent erreicht das, was für viele Studenten Wunschdenken bleibt: Ein Universitätsabschluss mit nahezu Bestnote. Manuel Fleischer studierte an der Technischen Universität Chemnitz Europäische Geschichte. Sowohl im Bachelor- als auch im Masterstudium erzielte er hervorragende Leistungen und strebt nun eine Promotion an. Dabei ist sein Lebenslauf so bunt wie die Facetten der Vergangenheit. Fast vier Jahre lang studierte der gebürtige Plauener zuvor Industrial Management and Engineering in Zwickau und brach das Studium kurz vor der letzten Prüfung ab. „Das war einfach nichts für mich, ich bin kein Ingenieur“, sagt Fleischer. Bei seiner anschließenden Anstellung in Leiharbeitsfirmen sammelte er sowohl jede Menge Erfahrungen als auch genügend Geld für die Aufnahme eines Zweitstudiums. Dabei lernte er verschiedene Branchen wie Land- und Forstwirtschaft, Recycling oder das Druckereigewerbe im vogtländischen Raum kennen.

Mit 27 Jahren nahm Fleischer schließlich sein Traumstudium der Europäischen Geschichte auf und entdeckte die Thematik der Wechselwirkung zwischen Stadt und Militär für sich. In seinen Abschlussarbeiten widmete er sich auf den Hinweis seines Betreuers Dr. Hendrik Thoß hin dem Plauener Infanterieregiment. „Ich war sofort begeistert, obwohl es ein Thema ist, dessen sich zuvor noch niemand angenommen hat. Das bedeutete für mich umfangreiche Feldforschung und jede Menge Aufwand. Doch Dr. Thoß war stets sehr bemüht, meine Wissenslücken zu füllen und mir unter die Arme zu greifen. Ich kann guten Wissens behaupten, dass er einer der besten Hochschuldozenten ist, die ich kenne. Er war Vertrauensperson und persönlicher Mentor in einem“, erinnert sich Fleischer. Für die umfangreiche Recherchearbeit benötigte der Absolvent nahezu acht Monate. Häufig hielt er sich in der Plauener Vogtlandbibliothek oder im Hauptstaatsarchiv in Dresden auf und durchforstete sämtliche Akten, die sich mit dem 134. Infanterieregiments beschäftigen.

Während seiner Nachforschungen entdeckte Fleischer viele Parallelen zur heutigen Zeit. Wiederholt stieß er auf Einzelschicksale, die in ihrer Gesamtheit durchaus auch Auswirkungen auf die Wirtschaft hatten. So kam es im Juli 1918 in einer ehemaligen Rüstungsfabrik mit enormem Frauenanteil im Plauener Vorort Neundorf zu einer gewaltigen Explosion, die über 300 Mädchen und jungen Frauen das Leben kostete. „Auf einmal gab es keine Nachfahren mehr. Das hat mich sehr bewegt. Solche Geschichten dürfen nicht vergessen werden“, so Fleischer. Deshalb hält der Historiker oft Vorträge über die damaligen Geschehnisse, nimmt an Tagungen teil und engagiert sich ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen. Bei einem achtwöchigen Pflichtpraktikum während des Bachelorstudiums lernte Fleischer den „Dialog mit Böhmen e.V.“ kennen, bei dem er auch heute noch aktiv ist. Zudem betätigt er sich im Vogtlandmuseum, das die umfangreichste Sammlung zur Plauener Regionalgeschichte und Kultur beherbergt. Sein persönliches Ziel ist zugleich ein nobles: „Ich möchte privat und beruflich dazu beitragen, dass der Mensch aus der Geschichte lernt. Ich möchte etwas in den Köpfen der Menschen bewegen und erreichen.“

Im Moment schreibt der 34-Jährige Bewerbungen für die Geschichtsforschung. Dabei bewirbt er sich an Universitäten, in Museen oder bei Stiftungen deutschlandweit sowie im deutschsprachigen Ausland. Bisher leider ergebnislos, denn die Konkurrenz ist groß und die freien Plätze sind rar. Dennoch ist Fleischer froh, den Schritt des Studienabbruchs gewagt und sich der Geschichte zugewandt zu haben. „Träume sollte man verfolgen und sich von niemandem hereinreden lassen. Vor allem nicht bei so etwas Maßgeblichem wie der Studienfachwahl“, sagt er.

Hinweis: Am 20. September 2014 hält Geschichtsforscher Manuel Fleischer bei einer Veranstaltung des Vereins der Freunde Plauens ab 17 Uhr im Auditorium Friedhof II, Am Preißelpöhl 2a, einen Vortrag zum Thema „Wechselwirkungen zwischen Stadt und Militär zwischen 1903 und 1919".

(Autorin: Katharina Preuß)

Katharina Thehos
19.09.2014

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