Radwandern im "wilden" Osten: Der 1. Teil des internationalen Radfernwegs durch die Ostkarpaten ist eröffnet

Ulrich Skaruppe, Zwickau

Die Anreise nach Prešov

Dahinten - kann man dahinten überhaupt Urlaub machen? Diese und andere Fragen bekomme ich auf der Bahnfahrt von Zwickau quer durch Sachsen nach Görlitz von Leuten zu hören, die im Zug mein Fahrrad mit Gepäck argwöhnisch betrachten. Und meine Antwort, dass ich schon das 3. Jahr in Folge dahinten meinen Urlaub verbringe, macht sie restlos sprachlos.

Dahinten ist jenseits des geographischen Vorstellungsvermögens vieler Leute, dessen äußerste Grenze im Osten durch die Hohe Tatra abgesteckt wird. Nach zwei 4-wöchigen Fußwandertouren in den vergangenen Jahren durch die polnischen und slowakischen Ostkarpaten nahe der ukrainischen Grenze nehme ich in diesem Jahr (1999) das Fahrrad.

Dies hat Ursachen. Der 1. Teil des internationalen Radfernwegs durch die Ostkarpaten soll auf einer 5-tägigen Promotion-Tour von Prešov in der Ostslowakei aus werbewirksam eröffnet werden.

Aber noch ist es nicht so weit: Zur Anreise wählt ich die Route über Polen. An einem Tag geht es mit der Bahn und Fahrrad im Zug quer durch Sachsen und Polen nach Krakau, kulturelles Zentrum, lange Zeit wirkliche und heute heimliche Hauptstadt Polens. Diese Stadt bietet nicht nur unzählige Kulturdenkmäler und Sehenswürdigkeiten, sondern auch viele gute Radverkehrsanlagen, vor allem Radfahrstreifen und in der Innenstadt auch unechte Einbahnstraßen.

Zwischen Krakau und Prešov liegen die Beskiden. Sie sind ebenso schön wie bergig und bieten zahlreiche kleine und große Sehenswürdigkeiten. Der Ostkarpatenraum ist kulturell, ethnographisch sehr interessant. Hier vermischen sich die Einflüsse der Völker Mittel-, Ost und Südosteuropas. Schon von meinen Fußwanderungen her war mir der kulturelle Reichtum dieser Region bekannt.

In Wola Radziszowska 25 km hinter Krakau überrascht mich eine gotische Holzkirche aus dem 15. Jahrhundert mit dem typischen baumbestandenen und holzpalisaden-umfassten Kirchhof als Beispiel des osteuropäischen Einflusses.

Bedeutendste Sehenswürdigkeit ist in Kalwaria Zebrzydowska das barocke Benediktiner-Kloster. Nach Czêstochawa ist dies die zweitgrößte Marienwallfahrts-stätte Polens. Der steile Aufstieg lohnt sich auch bei 33 Grad Celsius.

Wieder hinab ins Tal und am gegenüberliegenden Hang 170 m hoch hinauf nach Lanckorona. Die sehenswerte Holzarchitektur der Häuser rund um den rechteckigen Marktplatz lässt den schweißtreibenden Anstieg vergessen. Der Ort steht heute unter Denkmalschutz. Dessen Name weist auf deutschen Ursprung hin. Die Jugendherberge liegt hier wirklich günstig. Der Anstieg sorgt für einen gesunden Schlaf.


Denkmalgeschützte Holzhäuser am Markt von Lanckorona.

Nach dem Anstieg vor Lanckorona will ich am nächsten Tag die Beskiden auf Höhenwegen durchqueren und so mir große Höhenunterschiede ersparen. Aber bald entpuppt sich ein Fahrweg auf der Karte als ein hoffnungslos ausgewaschener Bauernweg, dessen Zustand mich zu einem 4 km langen Spaziergang zwingt. Die grandiose Rundsicht von dort oben über die Beskiden entschädigt mich aber dafür.

Am Nachmittag verdonnert mich eine heraufziehende Gewitterfront zu einem etwas flotteren Fahrstil südwärts. An eine gemütliche Radtour mit Besichtigungen ist nicht mehr zu denken. Nach 2-stündigem Dauerregen erreiche ich in Nowy Targ die Jugendherberge. Und dann kommt die Sonne wieder zum Vorschein...

Und hier lerne ich wieder die typisch polnische Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft kennen. Zwischen dem 1. Juli und dem letzen Wochenende im August dienen viele Schulen als Jugendherbergen. So auch in Novy Targ. Nun erreiche ich die Jugendherberge aber schon am 28. Juni... Ich frage nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Zuerst wird mir der 1. Juli als Öffnungstermin genannt, aber selbstverständlich kann ich doch bleiben. In Deutschland hätte man daraus vielleicht ein Problem gemacht.

Nowy Targ ist zentraler Ort der Goralen, einer ethnischen Minderheit im polnischen und slowakischen Tatra-Vorland. Größte Sehenswürdigkeit ist der riesige Wochenmarkt an jedem Donnerstag, zu dem die Goralen aus der ganzen Region in ihrer traditionellen Tracht in die Stadt kommen. Es wird mit allem gehandelt, was die bäuerliche Landwirtschaft erzeugt: Obst, Gemüse, Fleisch, Käse, Tiere aller Art (z. B. Gänse, die tags zuvor noch über die Dorfstraße watschelten), landwirtschaftliches Gerät und Werkzeug, Mobiliar, volkstümliche Bekleidung,... Und der Markt ist gleichzeitig eine riesige Informationsbörse. Das Stimmengewirr ist betäubend. Plötzlich erklingt eine Geige. Ganz langsam spielt ein Bauer eine Melodie, wird von Takt zu Takt immer schneller, ein weiterer schlägt mit einem Stock auf seinen Gemüsestand den Takt. Nun setzt aus wenigen, dann immer mehr Kehlen in der Nähe ein Gesang ein, der immer lauter und schneller wird. Die Bedeutung dieses Marktes für die Region kann man nur erahnen, wenn man den Trubel mehrere Stunden fasziniert beobachtet hat.

Südlich vom meinem Weg liegt das Pieniny-Gebirge, bei Szczawnica erreiche ich den Dunajec, den ich flußaufwärts folge. Bald steht das Pieniny-Gebirge wie eine Wand vor mir. Links Felsen, rechts Felswände, im Fluß Felseninseln. Der Dunajec durchquert das harte Kalkgestein des Pieniny-Gebirges in einer tiefen Schlucht. Die 10 km lange Schlucht kann man nur zu Fuß, per Rad oder auf dem Wasser passieren. Für diese Verkehrsarten gibt es hier sogar einen internationalen Grenzübergang zwischen Polen und der Slowakei.


Schmuckstücke vieler der Dörfer von Podhale sind die Holzkirchen, so in Harklowa, Łopuszna und Dębno. Letztere birgt viele Holzmalereien aus dem 15. Jahrhundert. In dieser Kirche beten andächtig zahlreiche Bauern, oft stundenlang monoton klingende Lieder singend.

Nach Ansprachen durch Vertreter der Stadtverwaltung Pre~Zov, von Kostritas, wird Sekt ausgeschenkt. Und ganz professionell wie bei der Eröffnung einer neuen Autobahn im Westen wird mit einer "goldenen" Schere ein farbiges Band durchschnitten. Die Presse hält dieses denkwürdige Ereignis fest.

Cervený Kláštor am südlichen Schluchtausgang ist ein ehemaliges Karthäuserkloster, das an der Furt einer Salzstaße von Wieliczka bei Krakau nach Südosteuropa entstand. Beeindruckend ist die Lage unter den Felswänden des Pieniny-Gebirges.

Über Stará ¼ubovòa und Sabinov, zwei reizvollen Kleinstädten, erreiche ich an einem Tag Prešov, drittgrößte Stadt und zeitweilig Hauptstadt der Slowakei, mit denkmalgeschützter Innenstadt mit einem 500 m langen Hauptmarkt, vielen Häusern aus der Renaissance, zahlreichen Kirchen der unterschiedlichsten Glaubensrichtungen und einer der schönsten Synagogen Osteuropas.

Von Prešov nach Svidník

In dieser schönen Altstadt versammeln sich zwei Tage später morgens früh insgesamt 37 Radfahrer vorwiegend aus der Slowakei, Polen und der Ukraine.

Alle sind zur werbewirksamen Eröffnung des 1. Teils des internationalen Radfernwegs durch die Ostkarpaten nach Prešov gekommen und warten auf das Startsignal zur 5-tägigen Promotion-Tour durch 3 Länder.

Der internationale Radfernweg durch die Ostkarpaten ist für diese Region eine absolute Neuheit. Fahrradtourismus gibt es hier zwar in bescheidenem Umfang, aber nur auf privat organisierter Basis. Aber es gab bislang keine Bestrebungen, den Fahrradtourismus in den Ostkarpaten durch geeignete Maßnahmen zu fördern. An einen internationalen Radfernweg war dabei bislang schon gar nicht zu denken. Um so bemerkenswerter ist es, dass die Initiativen und die Durchführung des Projektes nicht von öffentlichen Verwaltungen oder von Tourismusverbänden kam, sondern von privater Seite. Hier ist vor allem Kostitras, der Fahrrad-Club von Prešov zu nennen, unterstützt durch den polnischen Klub Gorski in Krosno und den Fahrrad-Klub "Merida-Ukraina".

Nun hält uns nichts mehr. 37 Radler aus 6 Ländern drängen auf der Schnellstraße aus Prešov hinaus. Bald wird es ruhiger und natürlich auch bergiger. Die Ostkarpaten sind ein ausgewachsenes Mittelgebirge und stellen entsprechende Ansprüche an die eigene Kondition.

Die Radroute ist durchweg hervorragend beschildert. Das rote "C" (slowakisch: cyklisto) auf weißem Grund (analog der Wegweisung der Wanderwege in Osteuropa) weist uns den Weg.

In Dörfern wird regelmäßig an Lebensmittelläden oder Kneipen Rast gemacht, die Stellwand ausgepackt, auf dem für das Projekt des internationalen Radfernwegs durch die Ostkarpaten geworben wird. Schon bald sind wir von einer Kinderschar umlagert, die sich weniger für den Radfernweg interessieren, sondern nur für unsere Fahrräder, je mehr Gänge, um so interessanter das Fahrrad.

In zentralen Orten werden meist mit Unterstützung der örtlichen Behörden, manchmal auch ohne sie, auf den Marktplätzen Kundgebungen zugunsten unseres Projektes abgehalten. So auch in Bardejov. Am Stadtrand sammeln wir uns, um zusammen in die Innenstadt zu fahren. Auf dem großen Marktplatz werden wir schon durch eine Musikgruppe empfangen, anschließend Begrüßung durch Vertreter der Stadtverwaltung und Ansprache von den Initiatoren von Kostitras.


In regelmäßigen Abständen gibt es Wegweiser mit Orts- und Entfernungsangaben. Hier sogar mit dem Hinweis, dass in der einen Richtung auf 2 km Länge mit Autos zu rechnen ist.


Die eine Tourenleiterin fotografiert die Gruppe vor dem historischen Gebäudeensemble von Bardejov.

Mich interessiert noch viel stärker die Altstadt von Bardejov. Ein riesiger rechteckiger Marktplatz, eingefaßt von unzähligen gut restaurierten Häusern mit Arkaden, in den Nebenstraßen weitere schöne Häuser, außen die Stadtbefestigung großenteils noch erhalten. Diese schöne Stadt erhielt 1986 die Goldmedaille von der UNESCO für vorbildliche Stadtsanierung verliehen.

Nach der Kundgebung erhalten wir eine Führung durch die gotische St.-Ägidius-Kirche. Ihre größten Sehenswürdigkeiten sind die 11 gotischen Flügelaltäre.

4 km nördlich von Bardejov liegt in einem bewaldeten Seitental Bardejovské Kúpele, wegen der Bedeutung im 19. Jahrhundert auch das slowakische Karlsbad genannt. Dieser sehenswerte Ort ist ebenso wie das benachbarte Freilichtmuseum der Scharoschker Volkskultur über einen ausgeschilderten Stichweg an den Radfernweg angeschlossen.

Auf verkehrsarmen Straßen, alle 10 Minuten kommt mal ein Auto vorbei, durchqueren wir die Ostkarpaten ostwärts. Hier fallen sofort die zweisprachigen Ortsschilder auf, in lateinischer Schrift für die Slowaken, in kyrillischer Schrift für die Ukrainer. Die Ostkarpaten sind Grenzraum zahlreicher Völker und Kulturen Mittel- und Osteuropas: Neben den Slowaken leben hier vor allem Ukrainer und Roma, nach Süden hin auch Ungarn. Vor dem 2. Weltkrieg waren hier die Deutschen die größte Minderheit.

Die Dörfer sind Straßendörfer, die langgestreckten, aber schmalen Bauernhäuser der Ostkarpaten stehen mit der Schmalseite zur Straße und zum Dorfbach hin. Häuser, Höfe und Gärten sind sehr gepflegt. Abseits von den Dörfern stehen auf Anhöhen die ukrainisch-orthodoxen Kirchen, eingefaßt durch einen dichten Baumbestand.

Das Ziel des Tages ist Svidník. Diese Stadt ist das Zentrum der Rusinen und Ukrainer in der Ostslowakei. Die größte Sehenswürdigkeit der Stadt und immer einen Abstecher wert ist das Freilichtmuseum der Volksarchitektur dieser Minderheiten.

Von Svidník nach Krosno

Durch die großen Schlachten um den nahen Duklapaß im Herbst 1944 wurde die historische Stadt zerstört und nicht wieder aufgebaut. Von ihr zeugt nur noch die sehenswerte Kirche. Stattdessen wurde eine neue gesichtslose Stadt sozialistischer Prägung errichtet.

Der Duklapaß ist heute für den Transitverkehr zwischen Ost- und Südosteuropa internationaler Grenzübergang. Die Grenzabfertigung nimmt einige Zeit in Anspruch. 37 Ausreisestempel aus der Slowakei und 37 Einreisestempel nach Polen müssen in unseren Reisepässen untergebracht werden. Die Beamten sind gut beschäftigt.

In Dukla begrüßen uns Vertreter von Stadtverwaltung und Touristik, würdigen die enorme Arbeit rund um den Radwanderweg, wünschen sich viele Radtouristen, die die Karpaten kennenlernen wollen und laden uns ins historische Museum ein. Hier sind die Schlachten um den Duklapaß zwischen deutschen, russischen, ukrainischen und slowakischen Truppen aufgearbeitet.


Unsere Fahrräder vor einem russischen Panzer. Zwischen Svidník und dem Dukla-Paß wurde die Gegend zu einer monumentalen Gedenkstätte ausgebaut. Flugzeuge, Panzer, Geschütze und anderes ehemaliges Kriegsgerät erinnern an den Wegen und Straßen zum Paß an die Schlachten des 2. Weltkriegs.

Das Freilichtmuseum von Bóbrka ist eine Besonderheit. Hier am Nordostrand der Karpaten wurde in Polen erstmals Erdöl gefördert. Die 1. Erdölkompanie der Erde wurde hier gegründet. Die zum Teil über 100 Jahren alten Erdöl-Förderanlagen stehen unter Denkmalschutz und fördern noch heute Erdöl.

In Krosno klingt der Tag mit einem gemütlichen Beisammensein im Hof der Jugendherberge aus.

Von Krosno nach Medzilaborce

Über den Kurort Rymanów Zdrój erreichen wir am nächsten Tag wieder das Gebirge. Jaœliska fällt wegen seiner schönen Wallfahrtskirche auf. Südlich des Ortes beginnt die Wildnis. Die Straße wird immer schlechter und führt durch ein ehemaliges ukrainisches Dorf.

Bis zum 2. Weltkrieg siedelten im polnisch-slowakischen Karpatenraum auch zahlreiche Ukrainer. 1947 vertrieb Stalin sie aus Polen nach Osten. Die aus der Ukraine vertriebenen Polen siedelten sich in den polnischen Karpaten nur teilweise an. Die langgesteckten Straßendörfer verfielen. Sichtbar sind oft noch Fundamente, die verwilderten Obstgärten, die orthodoxe Kirche und vereinzelt noch ein Brunnen.

Die Straße entwickelt sich zu einem ausgewaschenen und steinigen Feldweg, durchquert 2 Furten und führt über viele Kilometer durch ungenutztes Grasland hinauf zur Grenze.


In Certizne wird Fußball gespielt. Wer hier gegen wen spielt, ist unwichtig. Hauptsache, die Stimmung ist gut. Als eine Abordnung von uns 10 Minuten gegen die Dorfmannschaft spielt, wissen wir Zaungäste, was wir zu tun haben.

Der neue Grenzübergang Czeremcha / Èertižné, 1999 eröffnet, besteht aus 2 Schranken und 2 Containern für die Grenzbeamten. Auch hier können wir die Beamten gut beschäftigen. 37 polnische und 37 slowakische Stempel wandern in die Reisepässe.

Anmerkung Februar 2001: Dieser Grenzübergang ist nach wie vor nur für den kleinen Grenzverkehr für Slowaken und Polen geöffnet. Passanten anderer Staaten informieren sich am besten am Grenzübergang am Duklapaß oder weichen gleich auf einen der benachbarten internationalen Grenzübergänge Barwinek / Vyšný Komárnik am Duklapaß (10 km westlich) oder Radoszyce / Palota an der Straße Kománcza / Medzilaborce (20 km östlich) aus.

In Medzilaborce ist wieder die hohe Kultur angesagt. Vor dem Museum für moderne Kunst weisen 2 überdimensionierte weiß-rote Dosen mit "Campbell's Tomato Soup" den Weg zu den Kunstwerken von Andy Warhol. Die Eltern des Künstlers stammen aus diesem entlegenen Teil der Ostslowakei. Obwohl er in den USA geboren wurde, hing er an seiner slowakischen "Heimat". Er stiftete der Stadt Medzilaborce zahlreiche seiner Kunstwerke.

Abends beziehen wir Quartier in Habura in einer Schule. Beim abendlichen Bummel durch das Dorf lerne ich erneut die Gastfreundschaft der Menschen kennen. Zuerst "drängen" einige Bauern mir ihr Mountainbike regelrecht auf. Ich drehe einige Ehrenrunden durch den Ort und will es anschließend wieder zurückgeben.

Dabei werde ich von den Bauern eingeladen. Irgendetwas gibt es immer zu feiern. Der traditionelle Slivovitz fehlt dabei nicht. Ich erhalte ihn aber nicht. So etwas "Ordinäres" bietet man einem Deutschen nicht an. Ich erhalte einen Weißwein, einen slowakischen Tokajer. Diese Spezialität wird nur in ca. 10 Dörfern nahe der ungarischen Grenze angebaut. Nur ungern nehme ich den Wein an, wohl wissend, dass slowakische Bauern nur ca. 200 DM im Monat verdienen und für sie der Wein sehr teuer ist. Lehne ich aber ab, kränke ich meine Gastgeber.

Bald wird es lustiger. Der Slivovitz zeigt seine Wirkung. Es wird gesungen, zuerst slowakische und ukrainische Volkslieder, dann "darf" ich deutsche Lieder singen oder wir alle zusammen internationale Schlager oder Shanties, begleitet von dem einen Bauern auf der Mundharmonika.

Von Medzilaborce nach Snina

In Svetlice statten wir am nächsten Tag dem Bürgermeister einen Ehrenbesuch ab. Dieser Mann unterstützt das Projekt des internationalen Radwanderwegs durch die Ostkarpaten nach Kräften. Natürlich werden wir von ihm in die Dorfkneipe eingeladen.

Plötzlich erscheint der Schäfer mit einem großen Stoffbündel. Er packt ihn aus. Ein riesiger Käselaib kommt zum Vorschein. "Natürlich" sind wir auch seine Gäste und dürfen von dem frischen Schafskäse soviel essen wie wir wollen.

Wir erreichen nach langer Fahrt über einsame Gebirgsstraßen am Nachmittag Snina und werden von einem sehr quirligen und lebensfrohen Bürgermeister begrüßt. Nach dem Besuch der Miró-Galerie zeigt er uns die Sehenswürdigkeiten seiner Kreisstadt: die sozialistisch geprägte Fußgängerzone, eine Kirche und, was am wichtigsten ist, ein Bistro.

Abstecher in die Ukraine

Der nächste Tag wird spannend. Die Fahrt in die Ukraine steht auf dem Programm. Was wird uns dort erwarten?

Aber erst einmal führt uns der gut ausgeschilderte Radwanderweg durch das waldreiche Vihorlat-Gebirge. Östlich von Ub¾a erreichen wir die slowakisch-ukrainische Grenze. Es ist kein großer Grenzübergang, entsprechend wenig ist hier los. Spannend beobachten wir alles, was in dieser Wildnis (nicht) geschieht. Plötzlich rauscht aus der Slowakei ein Nobelauto aus Stuttgarter Produktion mit ukrainischem Kennzeichen heran, passiert non-stop die slowakische Grenzkontrolle und hält erst an der ukrainischen an. Der junge Fahrer steigt aus und umarmt demonstrativ die Grenzbeamten. Bei uns macht das Wort Mafia die Runde.

Nach einer halben Stunde können wir aus der Slowakei ausreisen, aber noch nicht in die Ukraine einreisen. Und wieder ist Warten angesagt. Während unsere Touren-leitung mit den ukrainischen Zöllnern verhandelt, stöbern wir im Duty-free-Shop. Hier kann ich mich "fast" wie zu Hause fühlen. Bezahlen kann man nur in DM oder US-$. Die Preise sind noch saftiger als auf dem bislang ebenfalls zollfreien Helgoland.

Endlich ist es so weit. Wir können in die Ukraine einreisen. Was erwartet uns in diesem Land? Wir wissen nur, dass wir vom "Luxus" der westlich orientierten Slowakei erhebliche Abstriche machen müssen.

In Velikij Bereznyj lernen wir erst einmal die Schokoladenseite des Landes kennen. Wir werden von Vertretern der Stadt mit Brot und Salz empfangen. Nach den offiziellen Begrüßungsworten mit den besten Wünschen für das Projekt des Internationalen Radwanderwegs der Ostkarpaten singt eine Folkloregruppe ostslowakische und ukrainische Lieder. Die Anzahl der Zaungäste ist unübersehbar. Während sich die Erwachsenen für das Geschehen und für uns interessieren, begutachten unzählige Sinti-Kinder unsere Fahrräder.

Die weitere Fahrt durch die Stadt ist nicht gerade erbauend. Heruntergekommene Häuser, die kurz nach dem Bau in sozialistischen Zeiten schon wie Ruinen aussahen, kaputte Straßen und Gehwege prägen das Bild der Stadt. Und mittendrin sticht eine ukrainisch-orthodoxe Kirche mit ihren leuchten silbernen Kuppeln und ihrem guten Zustand geradezu ins Auge.

Wir fahren auf Landstraßen die aufwärts in die Ostkarpaten. Nach dem ersten eher ernüchternden Eindruck von Velikij Bereznyj begeistert die schöne Landschaft der Ostkarpaten.

Wir kommen durch kleine gepflegte Orte. Es sind meist lange Straßendörfer. Die Bebauung besteht meist aus den für die Ostkarpaten typischen langen schmalen Bauernhäusern. Sie bestehen aus drei Räumen hintereinander. In der Mitte liegt die Diele, zur einen Weite der Wohnraum, gleichzeitig auch Küche und Schlafraum für die ganze Familie, zur anderen Seite die Werkstatt des Berufstätigen, z. B. des Webers, Schmieds, Schusters. Diese traditionelle Dreiteilung der Häuser wird heute häufig durch den nachträglichen Einbau von Zwischenwänden aufgelöst. Geblieben ist aber die räumliche Enge.

Die Häuser sind in Blockbauweise aus behauenen Stämmen gebaut. Der einzige Wandschmuck ist der Putz zwischen den Fugen. Irgendwo hängen Familienfotos und ein orthodoxes Kreuz an den Balken. Obwohl ich diese Häuser schon im polnischen Teil der Ostkarpaten von innen sah, stocke ich hier unwillkürlich.

Die großen Gärten um die Häuser dienen der Versorgung der Bauern mit Lebensmitteln. Jeder Quadratmeter wird zum Obst- und Gemüseanbau genutzt. An den Häusern und Zäunen rankt viel Wein. Unzählige Blumen wachsen auf den Restflächen. Diese farbenfrohen Bauerngärten vor den Häusern sind gleichzeitig Aushängeschild für deren Bewohner. Die Armut und dadurch bedingte Selbstversorgerwirtschaft unterbindet die Anlage von nutzlosem Zierrasen, monotonen Fichten und anderen Dingen westeuropäischen Zuschnitts.

Um so umwerfender ist die Gastfreundschaft der Menschen. Beim Fotografieren eins dieser Häuser mit dem schönen Bauerngarten davor werde ich sofort eingeladen, besser gesagt, genötigt, ins Haus zu kommen. Mein Hinweis auf die Gruppe und unser Ziel nützt nichts. Erst nach dem Genuß eines selbst gebackenen Schafskäse-kuchens und des eigenen Weins, der am Haus wächst, darf ich weiterradeln.

Es geht stetig bergauf. Ca. 500 Höhenmeter sind bei +38° C und viel Sonne zurückzulegen. Der Zustand der Straße macht die Fahrt anstrengend. Die Asphaltdecke blutet in der Hitze. Der minderwertige Asphalt ist weich und klebrig, ein Vorwärtskommen oft nur auf dem schmalen Randstreifen möglich. Die Straßen sind von Schlaglöchern übersät. Der Asphalt klebt an den Autoreifen und wird herausgerissen. Ich muß im Riesenslalom um die großen Löcher herumfahren und mich oft doch durch die klebrige Masse quälen. Mein Fahrrad und ich werden mit schwarzen Pünktchen marmoriert.

Auf der Passhöhe hält mich ein junger Bauer an und fragt nach dem Woher und Wohin. So viele Radfahrer sind eben etwas Ungewohntes. Als er meine Herkunft erfährt, umarmt er mich spontan und lädt mich in recht gutem Deutsch zu sich nach Hause ein. Leider muß ich ablehnen, die Karawane zieht eben unaufhaltsam weiter...

Nach der Überquerung des Passes glaube ich, die Gruppe rasch einholen zu können, aber weit gefehlt. Der Zustand der Straße mit Schlaglöchern, Schotterstrecken, Ausspülungen und immer wieder mit dem klebrigen Asphalt zwingt mich zum vorsichtigen Fahren und Schieben.

Impressionen aus der Ukraine

Traditionelle Begrüßung mit Brot und Salz.

Das wichtigste Verkehrsmittel auf dem Land.

Bauernhaus der Ostkarpaten in Blockhausbauweise und "modernem" Wellblechdach.

Vor allem die Kinder interessieren sich in den Dörfern für uns und unsere Fahrräder.

Endlich ist ¼huta erreicht, den derzeitigen Endpunkt des ausgeschilderten Karpaten-Radwanderwegs. In der Ortsmitte erreiche ich die Gruppe wieder. Der Empfang durch die Gemeinde ist wieder sehr herzlich, mit Brot und Salz und Folklore, guten Wünschen zum Gelingen des Projekts. Anschließend wird Gebäck aus Schafskäse überreicht.

Die Heimfahrt drängt. Am Abend wollen wir wieder in der Slowakei sein. Ich setze mich erstmalig in das für solche Expeditionen immer notwendige Begleitfahrzeug zu den erschöpften Radlern und solchen mit Lenkerbruch und anderen unliebsamen Überraschungen. Plötzlich stelle ich fest, dass auch das Autofahren mal ganz angenehm sein kann.

Auf der Passhöhe lasse ich mich absetzen. Auf der 30 km langen Talfahrt bis Velikij Bereznyj habe ich nun viel Zeit zum Fotografieren, Genießen und vor allem zu einer äußerst vorsichtigen Fahrweise auf den kaputten Straßen.

Beim Fotografieren werde ich mal wieder "erwischt". Ich werde eingeladen und muß wieder ablehnen. Als Wegzehrung erhalte ich ein großes Stück Brot und ein noch größeres Schafskäse. Plötzlich kommt eine Nachbarin und schimpft in einem hörenswerten ukrainisch-deutschen Kauderwelsch heftig über die Zustände im Ort, die Armut, über den Staatspräsidenten und die Mafia.

Der Zeitvorsprung schrumpft, ich muß weiterradeln, immer das Tal der Už hinab. Unterwegs darf ich mal wieder das Verkehrsmittel wechseln. Ein Bauer lädt mich auf sein Fuhrwerk ein. Nun lasse ich mich von 2 PS chauffieren, sitze auf dem Leiterwagen im Heu, zusammen mit zwei Landarbeitern, Sensen und anderen Geräten sowie einem Hund und einer Katze. Ob das wohl gut geht? Solange ich beide Tiere gleichzeitig streichele, ja. Vom Wagen herunter grüße ich ebenso wie die Landarbeiter lautstark die überholenden Radfahrer.

Am Grenzübergang ist die Anspannung wie verpufft, der Abstecher in die Ukraine schon wieder Vergangenheit. Am Abend wird bis in die Nacht am Lagerfeuer mit Folklore und Tanz der erfolgreiche Abschluss der gemeinsamen Radtour gefeiert.

Innerhalb eines Jahres gelang es den Radlerorganisationen der beteiligten Länder unter Federführung von Kostitras aus Prešov die Planung, Ausarbeitung und Beschilderung des 320 km langen Radwanderwegs inklusive Behördenbesuchen, Sponsorensuche und vielem mehr bis zur medienwirksamen Eröffnung des internationalen Radwanderwegs durch unsere Promotion-Tour. Dies ist um so erstaunlicher, da die beteiligten Länder modernen Fahrradtourismus höchstens nur aus den Medien kennen. Aber der Wille, den Fahrradtourismus anzukurbeln, ist unübersehbar. In Deutschland hätten die Behörden für eine gleichwertige Leistung viele Jahre gebraucht.


Wer schon jetzt Lust bekommen hat, mal diese unbekannte Gegend an der Grenze zu Osteuropa kennenzulernen, hat im Sommer 2001 wieder Gelegenheit dazu:

Dann findet die Promotion - Tour zur Eröffnung des 3. Teilstücks (rumänischer Abschnitt) statt.

Termin: 5. - 11. August 2001

Streckenlänge: Ca. 50 - 80 km pro Tag, (mit Begleitfahrzeugen für Gepäck und Pedalkranke).

Route: Satu Mare - Negresti-Oas - Sighetu Marmatiei - Sacel - Moisei - Borsa - Iacobeni - Campulung Moldovenesc - Vatra Moldovitei - Sucevita - Radauti - Siret, Länge ca. 350 km.

Höhepunkte: Maramures (Gebiet mit interessanter Folklore), Überquerung der Ostkarpaten, anstrengend, aber einzigartig schön.

Unkosten Ca. 200 DM für Übernachtung, Frühstück, Tourenorganisation und Programm.

Seit 2001 benötgen EU-Bürger für einen Besuch in Rumänien kein Visum mehr. Es genügt ein noch mindestens 6 Monate gültiger Reisepass (siehe auch die Web-Site des rumänischen Außenministeriums http://domino.kappa.ro/mae/consular.nsf/InformatiiConsulareEng

Eingeladen ist jeder, der Spaß am Radfahren hat, eine wenig bekannte Region kennenlernen will, genügend Konditionen hat und für ein paar Tage auf deutschen Luxus verzichten kann und will.

Um rege Teilnahme wird von Seiten der slowakischen und rumänischen Organisatoren gebeten. Es geht auch darum, einer Region, in der der Fahrrad-Tourismus im deutschen Sinn noch recht unbekannt ist, zu zeigen, dass dieser eine große Zukunft hat.

1999 waren wir 37 Teilnehmer aus 6 Ländern, in 2000 47 Radler aus 7 Ländern. Wieviel werden wir 2001 sein?

Mehr Informationen gibt es bei:

Ulrich Skaruppe, E-Mail: Ulrich.Skaruppe@T-Online.de


Info - Box

Einreise nach Polen, Tschechien und der Slowakei

Reisepass erforderlich. Bei jeder Einreise auf Einreisestempel achten. Dies kann später manchen Ärger ersparen.

Einreise in die Ukraine

Visum erforderlich! Zuständig für Sachsen die ukrainische Botschaft-Außenstelle Berlin: Kurfürstenstraße 56, 10785 Berlin. Genaue Konditionen in der Botschaft erfragen.

Siehe auch: http://www.botschaft-ukraine.de

Oder: http://www.mfa.gov.ua/eng/index.html (ukrainisches Außenministerium, auch in englisch)

Fahrradmitnahme in der Bahn

Polnische Staatsbahnen PKP: Wie in Deutschland selbst ein-, um- und ausladen. Fahrradtransport in den Nahverkehrszügen generell möglich, in Fernzügen nur mit Gepäckwagen. Gibt es ihn im gewünschten Zug nicht, können im 1. Wagen im 1. Einstieg sowie im letzten Einstieg des letzten Wagens jeweils bis zu 3 Fahrräder untergebracht werden. In Express-Zügen ist die Fahrradmitnahme generell untersagt.

Polnische Linienbusse: Generell nicht zulässig. Es lohnt sich aber, den Busfahrer zu fragen.

Slowakische Bahnen ŽSR: Vor Fahrtantritt zuerst die eigene Fahrkarte kaufen, mit dieser zur Gepäckabfertigung gehen und dort das Fahrrad ohne Gepäck aufgeben. Alles andere bis zur Abholung des Fahrrades am Zielbahnhof erledigt das Personal der ŽSR. Sehr hilfreich ist an der Gepäckabfertigung die Angabe, mit welchen Zügen man selbst fahren möchte. Das ŽSR-Personal ist bestrebt, das Fahrrad im gleichen Zug zu transportieren, sofern dieser einen Gepäckwagen hat. So hat man sein Fahrrad auch während der Fahrt und beim Umsteigen selbst unter Kontrolle.

Wichtig: Nicht das Fahrrad wie in Deutschland oder Polen selbst verladen. Dies erspart manchen Ärger. Die Selbstverladung ist nur auf unbedeutenden Nebenstrecken erwünscht.

Tschechische Bahnen ÈD: Wie ŽSR.

Direkter Fahrradtransport Deutschland-Slowakei und umgerkehrt noch nicht möglich, sondern nur Deutschland-Tschechien sowie Tschechien-Slowakei. Tip: In Deutschland Fahrkarte und Fahrradkarte zu einem günstigen tschechischen Bahnhof lösen (z. B. Prag, da dort sowieso oft umgestiegen werden muss), dort Fahrkarte und Fahrradkarte in die Slowakei lösen. Dies ist auch ohne Fahrradkarte bedeutend billiger als die Fahrkarten Deutschland-Slowakei.

Quartiere:

Polnische Karpaten: In den Feriengebieten sehr gute Infrastruktur. Es gibt ca. 3-4 Mal so viele Jugendherbergen, wie im internationalen Verzeichnis eingetragen ist. Polnisches Verzeichnis besorgen! Viele Jugendherbergen sind nur während der Sommerferien in Schulen eingerichtet.

Berghütten mit unterschiedlicher Ausstattung und Qualität. Manche sind nur zu Fuß erreichbar.

Viele Privatquartiere und Campingplätze in den Feriengebieten.

In den Natur- und Nationalparks ist wildes Zelten verboten. Für die ganz "Wilden" gibt es hier ausgewiesene Biwakplätze ohne irgendeinen Comfort oder Service, aber meist reizvoll gelegen.

Slowakei: Die Quartiersdichte vom Zeltplatz bis zum Hotel ist in den Ostkarpaten sehr dünn. Durchfragen lohnt sich hier. So erhält man oft Tips für unbekannte Privatquartiere oder gar eine Einladung zur Übernachtung.

Ukraine: Übernachtung in anonymen Hotels (in Städten), Pensionen oder in Berghütten. Durchfragen lohnt sich auch hier: Die Gastfreundschaft der Ukrainer öffnet manche Tür zum Bett, Heuboden oder Scheune.

Verpflegung:

In Polen und der Slowakei gut, in allen Dörfern kleine Läden, in Polen oft sogar abends und sonntags offen. Modern gestaltete Restaurants in den Städten im Aufbau. In den Dörfern verrauchte Kneipen, aber mit interessiertem Publikum.

Ukraine: In den Dörfern Cafés: eine Kombination aus Laden und Kneipe. Es empfiehlt sich den Tagesbedarf morgens zu besorgen. Restaurants westlichen Zuschnitts nur in größeren Städten.

Kartenmaterial:

Polen: Mapa topograficzna Polski 1 : 100.000, flächendeckend für ganz Polen erhältlich, mit touristischen Informationen, für den Radwanderweg die Blätter Krosno und Gorlice. Zusätzlich gibt es in den Feriengebieten unzählige touristische Karten unterschiedlichster Maßstäbe, die auch zum Radfahren geeignet sind.

Slowakei: Turistická Mapa 1 : 50.000, flächendeckendes Kartenwerk für die ganze Slowakei, ehemalige Militärkarten, sehr gute Qualität, mit touristischen Eintragungen, für den Radwanderweg die Blätter Nr. 105, 106, 115, 118, 126.

Podrobá Cykloturistická Mapa 1 : 100.000, flächendeckendes Kartenwerk von Fahrradkarten in 9 Blättern, Straßenkarte mit vielen fahrradrelevanten Eintragungen, Routen(vorschläge) mit Angabe des Schwierigkeitsgrads, Begleitheft mit Routenbeschreibungen und -profilen, auch in deutsch. Für den Radwanderweg das Blatt 4. Der Radwanderweg Ostkarpaten ist noch nicht enthalten.

Ukraine: Mit Kartenmaterial ist es wie ein 6er im Lotto: Ein Glücksgriff. Offiziell gibt es keine Karten. Genaue Militärkarten werden (noch) nicht veröffentlicht. Alte Vorkriegskarten aus Großvaters Kriegsbeständen sind oft genau und hilfreich. Für Teile der ehem. polnischen Ukraine sind in Polen jüngst Nachdrucke 1 : 100.000 erhältlich.

Sämtliche genannten Karten sollten im jeweiligen Land erworben werden. In Deutschland kosten sie das 3-fache. Nur zur Vorbereitung der Tour sollte eine Straßenkarte in Deutschland gekauft werden.

Geldumtausch

Generell an der Grenze oder im jeweiligen Land. Dies ist günstiger als in Deutschland.

Internationaler Radfernweg Ostkarpaten

Teil 1: Prešov, Bardejov, Svidník, Duklapaß, Dukla, Krosno, Rymanow Zdroj, Medzilaborce, Snina, Ub¾a, Velikij Bereznyj, ¼huta, Länge ca. 320 km, im Juli 1999 eröffnet.

Teil 2: Prešov, Gelnica, Smolnik, Krásnohorské Podhradie, Rožòava, Aggtelek, Szalonna, Viszoly, Regéc, Tokaj, Kisvárda, Vásárosnamény, Ököritófülpös, Länge ca. 410 km, im Juli 2000 eröffnet.

Teil 3:. Satu Mare - Negresti-Oas - Sighetu Marmatiei - Sacel - Moisei - Borsa - Iacobeni - Campulung Moldovenesc - Vatra Moldovitei - Sucevita - Radauti - Siret Länge ca. 350 km, Eröffnung 5. - 11. August 2001.

Teil 4: Siret (an der rumänisch-ukrainischen Grenze), ca. 500 km durch die ukrainischen Ostkarpaten zur Slowakei nördlich von Užhorod, Eröffnung voraussichtlich im Sommer 2002.

Streckenprofil: Die Route verläuft meist auf verkehrsarmen Straßen oder befestigten Waldwegen, Straßen meist in gut befahrbarem Zustand, einzelne Schotterpisten, vereinzelte Schwachstellen zum Schieben. In der Ukraine ist die Qualität der Straßen auffallend schlechter.

Die Ostkarpaten sind ein ausgeprägtes Mittelgebirge mit vielen Tälern und Höhen. Entsprechend ist die Route topografisch oft anspruchsvoll. Aber die Landschaft entschädigt mehr als genug. Nur Abschnitte durch Nordostungarn und den äußersten Nordwesten Rumäniens sind flacher.

Generell

Deutsches Luxusdenken sollte unbedingt zu Hause bleiben. Die Bereitschaft dazu wird mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen belohnt. Hier ist z. B. eine Einladung in ein Bauernhaus, Grillen bei abendlichem Lagerfeuer und anschließender Übernachtung im Heu ungleich viel höher einzustufen als die Übernachtung ausschließlich nur in sterilen Hotels.

Bei Problemen immer fragen. Gerade eine Unterhaltung mit einigen Worten der jeweiligen Landessprache, unterstützt mit Händen und Füßen, erweckt Sympathien und eröffnet manche Möglichkeiten. Die Menschen sind sehr gastfreundlich.

Nie wegen mangelnder Sprachkenntnisse den deutschen Dickschädel durchsetzen!