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Frankenberg


Die kleine Stadt liegt auf halbem Weg zwischen Chemnitz und Freiberg. Sie macht in ihrer Besiedlungsstruktur noch heute deutlich, wie sich über eine lange Zeit im Mittelalter Stadt und Dorf austauschten. Rund um die städtischen Siedlungen liegen im Umkreis von jeweils höchstens einer Stunde Fußweg dörfliche Ansiedlungen, die der Stadtbevölkerung die benötigten Lebensmittel lieferten, um ihrerseits von den Städtern die Früchte der Handwerksproduktion, die schulische Bildung und den notwendigen geistigen Austausch zu erhalten.

"Adventsblasen" auf dem Marktplatz zu Frankenberg

Das Bild zeigt eine noch in vielen erzgebirgischen Gemeinden geübte reiche Kunstfertigkeit, die sogar das kulturelle Leben unseres Landes weit über die Grenzen des Ergebirges bestimmt hat. Der Musikwinkel im westlichen ausgehenden Erzgebirge, im Vogtland, in der der Grenzregion zwischen Sachsen, Bayern und Thüringen kann keinesfalls nur für sich allein in Anspruch nehmen, die Wiege der Musikalität in unserer Region zu sein.

In vielen Erzgebirgsgemeinden sind die Instrumentalvereinigungen, die Chöre oder die solistischen Leistungen von Gesang und Instrumentalvirtuosen bis in die Gegenwart ein bestimmenden Zeichen für das kulturelle Leben. Besonders in der Advents- und Weihnachtszeit wird an vielen Stellen gemeinsam musiziert und gesungen - ein Zeichen, daß das im christlichen Brauchtum verwurzelte Erbe lebendig ist.

Seit über 35 Jahren ist das Adventsblasen auf dem Marktplatz zu Frankenberg ein richtiges winterliches Volksfest. Am 4. Advent gegen 14.30 Uhr versammeln sich Bläser mit Posaunen, Trompeten und Hörnern. Früher umgaben dazu Buden das weite Rund des großen Marktplatzes, und Schnitz- und Klöppelkünstler, Töpfer und Spielzeugmacher, aber auch die Händler der modernen Geschenkeindustrie boten ihre Waren an.

Aber gerade das gemeinsame Musizieren hat diesem Nachmittag ein unverwechselbares Gepräge gegeben. Zu DDR-Zeit war es oft schwierig, die einfachen Liedzettel herstellen zu dürfen. Es wurden keine Mühen gescheut, die künstliche aufgerichteten Hürden der "Druckgenehmigung" zu umgehen oder einfach in den Wind zu schlagen.

Daß wir in dieser Region eine so reich entwickelte Instrumentalkunst der Blechblasinstrumente antreffen, ist auch dem Solotrompeter Ludwig Güttler zu verdanken, der in den 60er Jahren viele Instrumentalwochen im Erzgebirge besuchte oder zu diesen nach Dresden, Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) oder Aue und Zwickau einlud.


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© Fotos: Herr Roßberg,
Knut Geisler, Die TU-Wichtel im Dezember 1999