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Klöppeln im Erzgebirge


Das Klöppeln verbreitete sich etwa Mitte des 16. Jhd. mit dem Niedergang des Bergbaus im Erzgebirge. Über das Verlagssystem wurde die Spitzenherstellung organisiert. Vom Verleger erhielten die Klöpplerinnen Mustervorlagen und Garn, das sie im Unterschied zu anderen europäischen Ländern nach dem Vorbild ausländischer Produkte verarbeiteten. Spitzenhandlungen übernahmen den Vertrieb der gefertigten Erzeugnisse.

Die Hauptblütezeit der erzgebirgischen Spitzenproduktion waren das 17. und 18. Jahrhundert. Die Städte Annaberg, Schneeberg, Scheibenberg und Schwarzenberg entwickelten sich zu wichtigen Spitzenhandelsplätzen und Zentren der Klöppelwarenherstellung.

Vom Ende des 18. Jh. bis zum Anfang des 19. Jhd. vollzog sich eine zunehmende Spezialisierung in den größeren Städten. So wurden z. B. die Mechelner Spitze in Schneeberg, Valenciennes in Breitenbrunn, Rittersgrün und Pöhla, schwarze Woll- und Leinenspitzen in Schwarzenberg und weiße Seidenspitzen in Schneeberg, Annaberg und Buchholz gearbeitet.


Schneeberger Spitze

Starke Konkurrenz auf dem Weltmarkt zwang die Verleger zur Förderung besonders begabter Spitzenarbeiterinnen. Durch die Einrichtung von Klöppelschulen u.a. 1767 in Thum, um 1800 in Annaberg, Marienberg, Johanngeorgenstadt, Eibenstock, Schneeberg, Schwarzenberg wurden Arbeitskräfte herangebildet, die seit frühester Kindheit geübt waren und dadurch hochwertige Spitzenmuster nacharbeiten konnten. Mit der Gründung der Königlich-Sächsischen Spitzenklöppel-Musterschule 1878 in Schneeberg wurden Lehrerinnen für die Klöppelschulen sowie ab 1881 auch Musterzeichner und Spitzenentwerfer ausgebildet.

Anfang dieses Jh. wurde hier die einzige deutsche Spitze entwickelt, welche als "Schneeberger Spitze" bekannt wurde. Künstlerische Elemente des Jugendstils und eine preiswerte Fertigung machten diese Spitze auf dem Weltmark konkurrenzfähig. 

Schneeberger Spitze, Durchmesser 14 cm

Auch für das erzgebirgische Spitzenklöppeln wurde die Maschinenspitze zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz, da sie um das 2- bis 3fache billiger war.

Während des 2. Weltkriegs bekam die Handklöppelspitze eine neue Bedeutung. Viele klöppelten die Spitze nicht nur zum Verkauf, sondern benutzten ihre Arbeiten selbst zur Verschönerung ihrer Kleidung oder des eigenen Wohnraums. Das Klöppeln begann sich als schönes Hobby herauszubilden.

Pyramide

Durch die Abgeschiedenheit des Erzgebirges in den Jahren 1949 bis 1989 konnte sich die erzgebirgische Spitze bewahren und ihren eigenen Weg gehen. Die Klöpplerinnen arbeiten nicht die feinen ausländischen Spitzen, sondern neben Deckchen und Kanten in typischer erzgebirgischer Guipure auch figürliche Darstellungen.

nach: Spitzenkunst im Erzgebirge, Führer des Museums im Schloß Schwarzenberg, 1989

Wie sich flache Klöppeleien in räumliche Kunstwerke verwandeln lassen, zeigt das Buch "Räumliche Klöppelarbeiten" von Petra Pönisch. Neben Oster- und Weihnachtsklöppeleien werden Schmuckstücke und Gestaltungen im Raum vorgestellt. 
Pyramide, Höhe 20cm, Durchmesser 20cm
Zum Klöppeln werden ein fest mit Heu, Sägespänen oä. gestopfter Klöppelsack mit doppeltem Bezug, ein Ständer, eine Häkelnadel, mehr als 40 Hülsenklöppel, mindestens 1000 Stecknadeln, einige Umstecknadeln, eine Handarbeitsschere, Klöppelpappe und Klöppelgarn benötigt. Geklöppelt wird nach einem aufgesteckten Klöppelbrief, der als Mustervorlage dient. Klöppelsack
[Schweifstern] [Glocke]
Schweifstern, 8cm x 3cm Glocke, 2,5cm x 3cm

Ein empfehlenswertes Buch zum Erlernen der erzgebirgischen Klöppeltechnik ist die "Klöppelfibel" von Sigrid Hackel, Regine Siebdrath und Gertrud Colditz.




Bauer Lindemanns Weisheit des Tages


Petra Pönisch, Die TU-Wichtel im Dezember 1998