BERGMANNSWEIHNACHT


(HP). Seit dem 16. Jahrhundert hat das Erzgebirge wegen des damals weitverbreiteten Erzbergbaus seinen heutigen Namen erhalten. Freiberg mit den größten Silbererzvorkommen wurde zur sächsischen Berghauptstadt, von wo aus im Auftrage des in Dresden residierenden Landesherrn der Bergbau geleitet wurde. Ein Dekret des sächsischen Kurfürsten vom Jahr 1595 führte die christliche Andacht vor der Schicht ein. Dazu versammelte sich die Mannschaft eines Bergwerkes vor Arbeitsbeginn zu Gebet und Gesang im Huthaus neben dem Schacht. Ein Bergmann sprach das Gebet, und alle sangen zur Orgelbegleitung ein Lied. Dann folgte das Einsteigen in den Schacht bis in einige hundert Meter Tiefe. Die letzte Betstube mit einer über 200 Jahre alten, noch spielenden Orgel ist am Schacht "Alte Elisabeth" erhalten geblieben. In der Adventszeit werden hier altehrwürdige erzgebirgische Weihnachtstraditionen gepflegt. So werden Orgelkonzerte in der Betstube angeboten. Das umgebende historische Arbeitsmilieu und die verschneite "Haldenlandschaft" sorgen für die traditionelle Stimmung. Zur Tradition in der Betstube und auch im untertägigen Arbeitsraum gehören auch die Mettenschichten. Am letzten Arbeitstag vor dem Heiligabend wird unter der "Bergspinne", einem aus einfachen Holzteilen gefertigten Leuchter, und zwischen Tannengrün ein weihnachtliches Frühstück eingenommen. Zum Feierabend trifft man sich in der Betstube, blickt auf das Jahr zurück, dankt Gott für ein unfallfreies Jahr, singt zur Orgelmusik und führt bei Schwarzbrot, Gehacktem und Bier "christliche und vernünftige Gespräche". Die Betstube ist mit selbstgebastelten Dingen und viel Licht festlich geschmückt. Dazu gehören Engel und Bergmann als Lichterpaar, der kerzentragende Schwibbogen mit bergmännisch-weihnachtlichen Motiven, die geschnitzten oder gedrechselten Holzfiguren und die Weihnachtspyramide. Daß das Erzgebirge heute zum "Weihnachtsland" geworden ist, verdanken wir der Frömmigkeit und dem reichhaltigen Brauchtum der bergmännischen Bevölkerung.


Ursula Riedel,   Quelle: Freie Presse, Redaktion BLICK